Herz des Himmels (German Edition)
um festzustellen, dass beide dasselbe dachten. Der Angriff auf den Prinzen und das Auffliegen ihres Versteckes hatte die Dierraider dazu bewogen Kaithlyn einen Besuch abzustatten. Durch die Flucht des Prinzen war eines ihrer Vorhaben fehlgeschlagen. Vielleicht hatten sie dort etwas Wichtiges geplant? Sicher war zumindest, ein weiteres Amulett gehörte nun ihnen, ein weiteres Stück der Karte.
Kaithlyn erinnerte sich nur zu gut daran, wie unsicher und erschöpft Green gewirkt hatte, wenn auch nur für wenige Minuten, hatte er sich verraten. Aber andererseits war es beunruhigend zu wissen, dass die Dierraider nun ein weiteres Stück der Karte besaßen. Dass würde bedeuten, dass Kaithlyn Green eher wiedersehen würde, als ihr lieb war. Bald schon würden sie hier auftauchen und Kaithlyn müsste sich dem Damantioduell stellen, zu dem sie noch lange nicht bereit war. Sie brauchte ihr Ryogan, wenn sie eine Chance haben wollte.
„Hat man sie gefunden? Eine Spur? Irgendwas?“, wollte Kaithlyn wissen.
„Nein“, sagte Melora. „Sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Doch das die Dierraider soweit vorgedrungen sind und so schnell unbemerkt entkommen konnten, wo ihnen doch die halbe Armee der Whyburnzauberer des Königs auf den Fersen war, hat den König dazu bewogen eine schwerwiegende Entscheidung zu fällen.“
Der nächste Windstoß ließ Lindenblätter auf sie herabregnen und es wurde still. Kaithlyn trank einen Schluck Limonade und spürte die sprudelnde Kälte, die ihre Kehle von der Trockenheit befreite. Sie dachte kurz nach. In letzter Zeit schien einfach alles zusammenzupassen.
„Was ist das für eine Entscheidung? Ich nehme an zum Schutz, der wirklich dringend erneuert und verbessert werden sollte, vor allem um die Inseln. Die Sicherheit sollte nicht nur den Inselwächtern überlassen bleiben“, sagte Kaithlyn mürrisch. Eine lange Pause trat ein.
„Die Todeshändler schicken die Aluri nach ihnen aus“, hauchte Melora und wurde bleich. Rose schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund.
„Davon habe ich noch nie etwas gehört“, sagte Kaithlyn. Melora sah sie vorwurfsvoll an. „Du, ausgerechnet du , weißt nichts über die Todeshändler?“
Kaithlyn schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Aber die Todeshändler gibt es nicht wirklich“, sagte Rose zögernd.
„Natürlich gibt es sie!“, sagte Melora aufgebracht.
„Klär mich mal auf, Rose“, sagte Kaithlyn und ignorierte Melora.
„Ich weiß nicht sehr viel, nur das es ein verbotener Name ist.“
„Die Todeshändler sind eine Sippe von Menschen die zwischen dem Leben und dem Tod wandeln. Eine Art von Geist nur greifbar und mächtig“, begann Melora.
„Geister?“, sagte Kaithlyn ungläubig.
„Es sind Menschen, die eine besondere Ebene überschritten haben, sie leben zwar noch, sind dem Tod aber nahe, obwohl sie nicht sterben müssen. Sie sehen und spüren Dinge, die für andere unsichtbar sind. Die Todeshändler kontrollieren Schatten des Todes: die Aluri. Eine Berührung von ihnen und jegliches Leben weicht von dir.“
„Das hört sich grauenhaft an“, sagte Rose und schauderte.
„Wieso werden diese Aluri erst jetzt zur Hilfe geholt?“, fragte Kaithlyn.
„Weil für jedes Leben, das die Schatten holen noch weitere Menschen sterben müssen. Tötet man einen Menschen durch einen Schatten, so stirbt ein weiterer Mensch als Opfer für die Kräfte, die sie freisetzen.“
Nun stockte auch Kaithlyn der Atem. Völlig sprachlos sahen sie einander an.
„Der König hat den Drachenclan ein Ultimatum gestellt. Sie haben ein halbes Jahr Zeit, um Kale und Green zu finden und zu töten, sonst werden die Aluri auf die Suche nach ihnen geschickt und es wird ein einziges Blutvergießen.“
Kaithlyn stand so schnell und ruckartig auf, dass ihr Stuhl dabei umfiel. Sie schlug die Hand auf den Tisch und die Gläser erzitterten.
„Sie geben dem Drachenclan die Schuld!“, schrie sie wütend.
„Weil Kale und Green aus ihren Reihen stammen. Sie tragen die Verantwortung!“, gab Melora zurück.
„Mit sie meinst du meinen Großvater, richtig? Weil er das Oberhaupt ist? Soll er alles wieder in Ordnung bringen? Das ist verdammt noch mal unfair!“, brüllte Kaithlyn, so laut es ihre Stimmbänder zu ließen. „Verflucht! Verflucht! Verflucht! Das ist mehr als nur unfair!“ Ihr Herz hörte nicht auf wie wild in ihrer Brust zu hämmern und sie suchte verzweifelt nach einer Lösung, doch es schien keine zu geben. „Da hat der König sich schön
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