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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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Fische heil geblieben.“
    „Vielleicht war das dein Fehler? Irgendwie schien sie der Gammelfisch nicht gestört zu haben.“
    „Menschen haben manches Mal seltsame Präferenzen. Was mich an etwas erinnert … Ich hätte nicht gedacht, dass du dich in Gesellschaftskreisen bewegst, die dir die südliche Sprache auf solch farbenfrohe Weise beibringen.“
    Daenas Gesicht begann zu glühen. „Niemand hat mir das beigebracht, ich habe es eben aufgeschnappt.“ Als keine Antwort kam außer dem Grinsen, das sie förmlich durch ihre Tasche spüren konnte, erklärte sie mürrisch: „Von einem Seemann. Hinter einer Taverne …“
    Berekh fing an zu kichern.
    „Er hat sich dort übergeben, ich war nur der Schiedsrichter bei seiner Saufwette!“
    Der Schädel blieb in seinem erheiterten Zustand. „Na das erklärt ja so einiges“, brachte er hervor.
    „Wieso, was meinst du?“
    „Du weißt nicht, was der Satz bedeutet?“
    „Er hatte nicht die Gelegenheit, ihn zu übersetzen.“
    Damit brach Berekh endgültig in Gelächter aus.
    ***
    Von seinem Ast herunter starrte ein zerzauster Rabe, als würde er überlegen, ob er die Passanten attackieren, ignorieren oder mit einem kleinen, feuchten Geschenk versehen sollte. Daena starrte entsprechend misstrauisch zurück.
    „Irgendetwas stimmt hier nicht.“
    Der Rabe neigte den Kopf und musterte sie nun mit dem rechten Auge.
    „Das kann nicht der richtige Weg sein.“
    Schweigend trat der Rabe ein wenig näher, vielleicht, um sich für seine Zielübung zu positionieren. Um ihn herum ballte sich der Nebel, der langsam vom Moor heraufzog und den Gestank modrigen Wassers mit sich brachte. Feuchte Kälte kroch durch den Stoff ihrer Kleider und begann, spitze Zähne in ihre Haut zu schlagen. Daena schauderte und versuchte, den Mantel enger um sich zu schlingen.
    „Lass uns umkehren. Ich glaube, wenn wir von Pollinet aus weiter westlich gehen …“
    „Wir sind hier richtig“, kam nun endlich Berekhs bittere Antwort. „Folge einfach dem Raben, aber sei vorsichtig, wohin du deine Füße setzt.“
    Wie auf ein Kommando krächzte der schwarze Vogel, erhob sich in die Luft und flog voran ins Moor, während er weiter seine unheimlichen Rufe ausstieß. Mit einer geflüsterten Verwünschung betrat Daena den Wald, sorgfältig auf verdächtige Stellen am Boden achtend, und versuchte dabei zugleich, den Raben nicht aus den Augen zu verlieren, der von Baum zu Baum flog.
    „Ich hätte gedacht, dass die Arkangilde eine bequemere Gegend für ihren Hauptsitz wählt“, schimpfte sie.
    „Das tut sie, keine Sorge. Hier wirst du kein Mitglied der Gilde finden.“
    „Und was in aller Welt tun wir dann hier?“ Sie blieb abrupt stehen, was der Rabe mit einem ärgerlichen Krächzen quittierte.
    „Geh weiter, du bist unhöflich“, drängte Berekh. Erst, als sie sich wieder widerwillig in Bewegung gesetzt hatte, gab er die Antwort. „Ich habe doch gesagt, dass wir eine Privatangelegenheit zu erledigen haben. Etwas sehr Privates sogar.“
    Mit einem Mal war die Kälte des Sumpfes nichts im Vergleich zu derjenigen, die Daenas im Inneren beschlich. „Ich glaube, ich mag keine Angelegenheiten, die an einem solchen Ort stattfinden.“
    Zu ihrer Überraschung kam statt einer gehässigen Erwiderung nur ein resigniertes Versprechen. „Ich werde dich heraushalten, soweit es geht. Aber noch brauche ich dich.“
    Seine bedrückte Stimmung und das Eingeständnis, dass er auf sie angewiesen war, ängstigten Daena weit mehr als die schauerliche Umgebung und das gefiederte Geleit. Sie drückte ihre Tasche enger an sich und schritt schneller voran.
    ***
    Sie waren vermutlich keine halbe Stunde durch den Morast gewandert, ehe sie die Hütte erblickten, auch wenn es sich nach einer halben Ewigkeit angefühlt hatte. Wobei die Bezeichnung „Hütte“ das allem Anschein nach aus Matsch, verfaulten Ästen und noch mehr Matsch zusammengesetzte Gebilde nicht annähernd beschrieb. Dreckhaufen mit Löchern traf es schon eher.
    Hätte der Rabe nicht laut krächzend auf einer Erhebung Platz genommen, die sich bei genauerem Hinsehen aufgrund der dünnen Rauchfahne als Schornstein entpuppte, wäre Daena wohl einfach daran vorbei gestolpert. Das kalte Sumpfwasser war ihr mittlerweile durch Schuhe und Kleider gedrungen, sodass sie ihre Zehen und Finger kaum noch spüren konnte. Der Gedanke an ein Feuer und eine warme Stube sollte daher eigentlich verlockend erscheinen, aber hätte sie die Wahl gehabt, wäre sie lieber eine

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