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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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einen weichen, leicht schaukelnden Gang auf ebenem Gelände, ihre geschickten Zehen fanden aber auch auf steilen Wegen sicheren Halt. Die kurzen Steigbügel, die Daena am Morgen noch verflucht hatte, bewiesen jetzt ihre wahre Raffinesse: Da der Rücken der Vakkas breiter war als der eines jeden Schlachtrosses, hätten selbst geübte Reiter nach kurzer Zeit schmerzende Schenkel und Hinterteile beklagen müssen. Im Vakkasattel saß man jedoch mit angezogenen Beinen in fast hockender Position, was das Sitzen ungemein erleichterte und beinahe gemütlich werden ließ.
    Daena, die in ihrem Leben kaum je über den Luxus eines Pferderückens verfügt hatte und stets ihre eigenen Beine bemüht hatte, rieb sich nach dem Absteigen dennoch einige verkrampfte und platt gedrückte Muskeln. Sehr zur Erbauung ihrer männlichen Mitreisenden.
    Während die anderen ihre Pferde versorgten, hatte Daena endlich Gelegenheit, Yeke und Xoko einmal in ihrer ganzen Pracht zu sehen, denn die beiden Vakkas wühlten voller Zufriedenheit mit den Nüstern im Schnee und erfreuten sich an ihren selbst besorgten Grasüberresten. Eigentlich sahen sie ein wenig nach überdimensionierten Ziegen aus, und zugegebenermaßen rochen sie auch mehr als nur ein wenig danach. Daena ging allerdings mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass das nicht der Grund für die völlige Isolation war, in der Berekh und sie während des gesamten Tages geritten waren. Nicht einmal jemand, der es darauf angelegt hätte zu lauschen, hätte ihrem in normaler Lautstärke geführtem Gespräch folgen können.
    Ein Blick zu dem Magier zeigte, dass er selbst inmitten des Lagers alleine war, was ihn jedoch nicht weiter zu stören schien. Er hatte sich nützlich gemacht, indem er ein kleines, rauchfreies Feuer entfacht hatte, und war nun dazu übergegangen, es in den einfallsreichsten Farbkombinationen lodern zu lassen.
    Um ihn herum standen in gebührendem Abstand fast zwei Dutzend breit gebaute Männer – die meisten davon Bauern und Handwerker, doch Sikaîl hatte sicherlich überprüft, ob sie zumindest mit einer Mistgabel richtig zustechen konnten – die betreten darauf warteten, das Feuer als Kochstelle in Beschlag nehmen zu dürfen. Berekh betrachtete das regenbogenfarbige Feuer noch einmal mit kritischem Auge, fügte ein paar funkensprühende Wirbel hinzu und überließ das Feuer den ratlosen Männern, die darüber debattierten, ob dieses denn nun zum Kochen geeignet war. Mangels einer Alternative entschlossen sie sich aber dazu, es einfach zu testen, und hängten den Kessel darüber.
    „War das wirklich notwendig?“, fragte Daena ihn, als er voll kindischer Schadenfreude auf sie zukam.
    „Für den Geschmack des Essens? Nicht im Geringsten.“ Mit ernsterem Ton fügte er hinzu: „Aber sie werden bald weit größere Zauberei und ungewöhnlichere Dinge miterleben. Es ist besser, sie schon einmal daran zu gewöhnen.“
    Dieser Logik hatte Daena nichts entgegenzusetzen, denn auch wenn Sikaîls Augen, von denen sie nie gedacht hätte, dass sie so kalt aussehen konnten, gerade Giftblitze ihn Berekhs Richtung zu schicken schienen, bewies das nur die abergläubische Angst, die diese Leute gegenüber Magie jeder Art verspürten. Ob feurige Farbspektakel daran etwas ändern konnten, bezweifelte sie. Da sich aber niemand nahe genug an Berekh heranwagte, um ein Gespräch mit ihm zu führen, war es wohl im Moment noch die sicherste Methode.
    „Du solltest zu ihnen gehen“, meinte Berekh, dem ihr besorgter Blick nicht entging.
    „Um ihnen zu demonstrieren, dass sogar ich mich von dir fernhalte?“, fragte sie verärgert.
    „Um zu zeigen, dass meine Gegenwart weder korrumpiert noch toxisch ist.“
    Daena sah ihn skeptisch an, doch der Zauberer nickte bekräftigend. „Ich werde eine kurze Weile ohne deine Anwesenheit überleben, auch wenn ich Euch natürlich schmerzlich vermissen werde, oh Sonne meines Herzens.“
    Sie streckte ihm die Zunge entgegen, verpasste ihm einen leichten Schlag auf das Hinterhaupt – ohne viel Hoffnung, dadurch sein Denkvermögen zu verbessern – und marschierte Richtung Lager, von wo ihr einige ungläubige Gesichter entgegensahen.
    Den Magier zu schlagen war offensichtlich weit effektiver als bunte Flammen, wenn es um die Minimierung seiner furchteinflößenden Ausstrahlung ging. Ein Grinsen unterdrückend, merkte sie sich diese Methode für spätere Verwendung vor.
    ***
    Ein Teil von ihr hatte sich danach gesehnt. Das Kämpferdasein war hart und oft

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