Herz des Winters (German Edition)
genau wusste, ob sie einen nächtlichen Besuch von Sikaîl wünschenswert gefunden hätte, selbst wenn es sich dabei nur um ein klärendes Gespräch gehandelt hätte. Andererseits wunderte es sie nicht, dass der Kämpfer bei sich keinerlei Schuld sah und erwartete, dass sie ihrerseits angekrochen kam. Nun, darauf würde er lange warten können.
Sie schlurfte zurück in ihr Bett und ließ sich auf den Strohsack fallen. „Wie ist es gelaufen?“
„Traust du mir nicht zu, zwei Pferdchen zu finden?“ Trotz seiner Übermüdung hörte sie den Schalk in seiner Stimme und lächelte unwillkürlich in ihr Kissen.
„Will ich wissen, woher du sie hast?“, nuschelte sie.
Er raschelte sich seinen Weg unter die eigene Decke. „Ich habe einen Gefallen eingelöst. Nicht jeder hat mich auf der Feindesliste. Gut, auf der Freundesliste auch nicht. Aber man begnügt sich ja schon mit Kleinigkeiten, vor allem mit solchen.“
„Hmmm.“
***
Berekh wollte noch mehr erzählen, doch ein Blick zum Nachbarbett machte deutlich, dass daraus ein Selbstgespräch werden würde. Dann musste sie sich eben überraschen lassen.
Er rückte sein Kissen zurecht und ließ sich in den verdienten, traumlosen Schlaf der Erschöpfung gleiten.
8
„Das ... sind ... eindeutig ... keine ... Pferdchen“, brachte Daena in den kurzen Intervallen hervor, in denen gerade keine überdimensionale, raue und lilafarbene Zunge über ihr Gesicht leckte.
„Das sind Vakkas. Und sie sind ausgezeichnete Reittiere, wenn man bedenkt, wohin wir reiten wollen.“ Berekh schob sich an dem ersten der beiden Fellbüschel vorbei, die ihn um gut einen Meter überragten, und begann dem dunkleren der beiden den Hals zu klopfen. „Sie sind Wiederkäuer und benötigen nicht viel, sind hervorragende Kletterer und sinken im Schnee nicht ein.“ Damit deutete er auf die riesigen, tatzenartigen Füße, die man kaum als Hufe gelten lassen konnte. „Außerdem sind sie schön warm.“
Daena bekam einen neuen warmfeuchten Vakkakuss und kraulte folgsam die Nüstern des Ungetüms. „Schon, aber hätten diese Viecher nicht ständig ihre Zunge draußen, wüsste man nicht einmal, wo vorne und hinten ist!“
Der Magier lachte und zupfte sein Tier am Bart, sodass es den Schädel senkte und den Blick auf zwei kräftige, gedrehte Hörner freigab, von denen er eines geschickt packte.
Dann hielt er jedoch inne. „Soll ich dir hinauf helfen, oder schaffst du es alleine?“
Die zynische Antwort, die ihr bereits auf der Zunge lag, wurde niedergerungen. Zwar war sie dank ihres Trainings gelenkig und kräftig genug, um sich mühelos auch auf ein ungesatteltes Pferd zu schwingen – der Rücken eines Vakka war jedoch um einiges höher. Dazu kam, dass die für diese Tiere konzipierten Sättel statt Steigbügeln nur kleine Taschen hatten, die zwar wie auch der Rest des Gestells gepolstert und gut dafür geeignet waren, den Reiter warmzuhalten, für das Aufsteigen allerdings absolut keine Hilfe boten. Schon gar nicht für jemanden von ihrer Körpergröße.
Also winkte sie Berekh mürrisch zu und machte sich darauf gefasst, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Umso dümmer kam sie sich vor, als er nun an ihrem Vakka zupfte und den Kopf am Horn sanft nach unten führte, sodass sich das Tier zahm wie ein Lamm auf die Knie niederließ. Dadurch kam der Sattel plötzlich in Reichweite, auch wenn noch ein wenig Klettergeschick nötig war, um ihn zu besteigen. Berekhs Grinsen, als er ihren Gesichtsausdruck sah, machte die Situation nicht besser.
Er erklomm sein eigenes Vakka, hielt sich an den Hörnern fest und schnalzte mit der Zunge, worauf sich die beiden Tiere mit überraschender Eleganz wieder auf die Beine stellten. Zu ihrem oder vielleicht auch seinem Glück war Daena rechtzeitig seinem Beispiel gefolgt, was das Festhalten anbelangte.
Die Blicke von Sikaîls Truppe, als sie um die Taverne herum auf die Stallungen zu ritten, waren jedoch sämtliche Peinlichkeiten wert. Harte Männer, für die sie sich hielten, hatten sie sich zwar rasch wieder unter Kontrolle, aber einen bleibenden Eindruck hatten die beiden Vakkas auf jeden Fall hinterlassen.
Und bereits vor dem Mittagshalt begann Daena, die Vorteile dieser seltsamen Reittiere zu schätzen, die laut Berekh auf die Namen Yeke und Xoko hören sollten – welcher Name zu welchem Tier gehörte und ob sie irgendeinen Hinweis auf die Geschlechter dieser gaben, hatte sie allerdings nicht verstanden.
Yeke und Xoko hatten jedenfalls
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