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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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antwortete er vage.
    „Versprich es“, drängte Daena.
    Er schmunzelte. „Gut, ich werde nicht versuchen, zu sterben.“
    „Das reicht mir nicht.“
    „Ich werde versuchen, nicht zu sterben?“
    Sie dachte einen Moment mit ernstem Gesicht darüber nach, bevor sie nickte. „In Ordnung.“
    Berekh lachte. Er konnte nicht anders. Und ehe er es sich versah, hatte er ihr einen Kuss auf die gerunzelte Stirn gedrückt.
    Sie erstarrte in seiner Umarmung, wich jedoch nicht zurück. Ihre Augen vermieden seine, als sie ihren Kopf langsam erneut an seine Schulter legte. Und plötzlich war er sich ihrer Nähe nur zu sehr bewusst: ihr warmer Körper an seiner Brust, ihr heißer Atem an seinem Hals. Jahrhundertelang unterdrücktes Verlangen erfüllte ihn, die Gier nach menschlicher Nähe, die er sich so lange versagt hatte. Die Sehnsucht danach, sie zu berühren, ihr die geheimsten Winkel seiner Seele zu offenbaren, loderte in ihm auf. Sie drohte ihn zu verbrennen, wenn er sie weiterhin verleugnen würde.
    Er wollte sich von Daena lösen, bevor er die Kontrolle über seine Handlungen und sein Denken verlor. Dann kam jedoch die erlösende Erkenntnis: Er musste sich nicht länger zurückhalten. Nicht, solange sie es nicht gebot. Er hatte versprochen, dass er nicht sterben würde, und dieses Versprechen befreite ihn von seinem selbsterwählten Gefängnis der Einsamkeit.
    Der zweite Kuss war sanft und leicht, als er auf ihrer Schläfe landete. Ein leiser Schauer ließ ihre Schultern beben, doch ihre Arme schlangen sich warm und bestimmt um seine Hüften. Sie seufzte, als seine Lippen hinunter zu ihrem Ohr wanderten und von dort unter ihr Kinn, das sie für ihn hob.
    Eine Hand glitt tastend über seine Wange, und als er aufsah, traf sein Blick ihre Augen, in denen dieselbe Wärme glomm, die er in sich selbst verspürte. Ein zaghaftes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie diese an die seinen drückte.
    ***
    Als Daena erwachte, war es dunkel. Doch nicht die Schwärze der steinernen Wände umgab sie.
    Über ihr befand sich ein Baldachin aus Blättern und Blüten – exotische Pflanzen, die sie nur aus den heißen Wäldern des Südens kannte und deren Duft den Raum schwängerte. Zwischen diesen konnte sie einen Nachthimmel erkennen, dessen Gestirne die einzige Lichtquelle waren.
    Um sie herum waren vertraute Geräusche zu hören. Ein Rascheln von Pfoten im Unterholz, ein Flügelschlag, der leise Schrei eines Nachtvogels. Und hinter ihr Berekhs Atem, ruhig und gleichmäßig, aber nicht tief genug, um auf Schlaf hinzudeuten.
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, schlang er die Arme um sie und zog sie an sich.
    „Guten Morgen“, knurrte er in ihr Ohr, was sie zum Kichern brachte.
    „Wenn man nach deinem Dschungel geht, ist es noch Nacht.“
    „Umso besser“, erklärte er und biss in ihre nackte Schulter.
    Nun war es an ihr, zu grummeln. Sie wand sich herum, bis sie ihm ins Gesicht sehen konnte, das so voller Zuneigung war, dass ihr gespielter Groll augenblicklich einem Lächeln wich. Ihre Hand fand die Kontur seiner Braue, glitt daran entlang und folgte den markanten Linien seiner Züge. Über seiner Brandnarbe verharrte sie.
    „Ich wollte nie wieder so viel für jemanden empfinden“, flüsterte er. „Wenn ich dich verliere … Werde ich dann wieder zum Schlächter?“
    „Nein, wirst du nicht.“ Noch während sie es aussprach, erkannte sie, dass es die Wahrheit war. „Deine Rache hat dir deine Familie nicht zurückgebracht und du selbst verabscheust deine Taten. Du bist ein anderer als damals. Davon abgesehen“, fügte sie mit schelmischem Grinsen hinzu, „würde ich von den Toten zurückkehren, um dich höchstpersönlich wieder zu Sinnen zu bringen.“
    Unter ihrer Berührung begann plötzlich das Fleisch zu schmelzen. Mit einem leisen Aufschrei zog sie die Finger zurück, dann jedoch verstand sie. Das wulstige Gewebe zog sich zusammen, glättete sich dann und wurde zu weicher, ebener Haut. Nichts erinnerte mehr an das schreckliche Brandmal, das Berekh sich selbst zugefügt hatte.
    „Ich dachte, man sollte uns das Leben ansehen, das wir geführt haben“, neckte sie.
    „Du hast mir ein neues Leben gegeben“, erwiderte er. „Also habe ich einen Neuanfang verdient.“ Mit einem Lächeln beugte er sich zu ihr und flüsterte: „Und du auch.“
    Er küsste ihre zerfurchte Wange und unter seinen Lippen wuchs Feuer über ihre Haut, warm und lebensspendend. Jedes einzelne Wundmal berührte er auf diese Weise, küsste ihr

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