Herz des Winters (German Edition)
kämpfen, mach dir darum keine Sorgen.“
„Was macht dich da so sicher?“, fragte sie, und wusste doch, dass sie die Antwort nicht würde hören wollen.
Er ließ sich auf die Kante seines Bettes sinken, das – ebenso wie der Rest des Raumes, wie sie erstaunt registrierte – mit dem ihren nahezu identisch war. „Die Krieger der Akademie sind auf dem Weg hierher“, eröffnete er. „Sie waren durch den starken Schneefall und mehrere Lawinen in den Engpässen eingeschlossen. Es hat ein paar Tage gedauert, sie da herauszuholen.“
„Die Akademie?“ Daena hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, ebenfalls von den Beinen zu kommen. In Ermangelung einer Alternative platzierte sie sich nach kurzem Überlegen neben Berekh. Sie suchte nach den Spuren eines Scherzes in seinen Zügen, doch da waren keine. „Sie wollten doch nicht kommen.“ Sie merkte selbst, wie kleinlaut sie klang, und schalt sich innerlich für ihre Schwäche.
Der Zauberer lachte. „Du bist überzeugender, als du denkst. Manche Leute brauchen einfach Zeit, um von ihrem hohen Ross zu steigen und sich auf die Argumente einzulassen, die du hinter deinem Gezeter versteckst.“
Daena kannte ihn gut genug, um zwischen den Zeilen lesen zu können. Ich hätte dich nicht hingeschickt, wenn ich nicht an deinen Erfolg geglaubt hätte. Bis sie sich entschieden hatte, ob sie diesbezüglich stolz oder verärgert sein sollte, packte sie ein Kissen und hielt es drohend in die Höhe. Nur aus Rücksicht auf seine Verletzungen ließ sie es wieder sinken.
„Wie viele kommen?“, fragte sie vorsichtig. Bitte, lass es hundert sein. Oder fünfzig. Fünfzig ausgebildete Kämpfer wären schon eine Hilfe.
„Ich habe sie nicht gezählt, aber dein Meister Devan meint, insgesamt wären sie zwei Dutzend Ausbildner.“ Er gab ihr die Zeit, enttäuscht auszusehen. „Dazu gut siebenhundert ausgebildete Kämpfer, vierhundert Angeheuerte, fünfzig Absolventen und noch einmal so viele Jungspunde, die sie für einsatzfähig erklärt haben und die sich hier ihren Abschluss verdienen wollen.“
Gut, dass sie bereits saß, sonst wäre sie jetzt auf dem Steinboden gelandet. Sie wussten nicht, wie zahlreich die feindlichen Truppen sein würden, aber diese unerwartete Unterstützung ließ sie Hoffnung schöpfen.
„Was denkst du, wie lange sie noch brauchen werden?“
„Sie sollten morgen eintreffen, spätestens übermorgen. Sie sind nicht mehr weit entfernt, aber mit dieser Gruppengröße kommen sie sehr viel langsamer voran als wir.“ Er atmete tief durch, ehe er fortfuhr. „Und die Morochai sind dicht hinter ihnen.“
***
Sie hatte sich gut unter Kontrolle. Nur die leiseste Ahnung eines Zuckens verriet ihren Schreck, doch es genügte, um ihm das Herz zu zerreißen. Sacht strichen seine Finger über die Narben an ihrer Wange, als er weitersprach.
„Sie haben die ersten Dörfer angegriffen. Die Kämpfer haben die Überlebenden aufgenommen und alle übrigen Siedlungen evakuiert, aber die Echsen scheinen jedes Mal in einer größeren Zahl anzugreifen. Es wird nicht mehr lange dauern.“
Er hätte sie ohnehin heute informiert, aber er war froh, dass sie ihm zuvorgekommen war und die Kluft zwischen ihnen geschlossen hatte. Und dankbar, als sie Trost in seinen Armen suchte.
Unter seinen Händen fühlte er sie zittern und wünschte sich, er könnte sie beschützen, sie weit weg und in Sicherheit bringen. Doch sie war niemand, der zusah, wenn andere für sie den Kopf hinhielten, und letztlich war das eines der Dinge, die er so an ihr schätzte. Also blieb ihm nichts übrig, außer weiter ihren bebenden Rücken zu reiben.
„Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht“, schwor er sich.
Erst, als sie ihren Kopf wandte, um ihn anzusehen, wurde ihm klar, dass er seinen Gedanken ausgesprochen hatte. Sie sah jedoch nicht erbost aus, nur traurig.
„Und was ist mit dir?“, flüsterte sie. „Jetzt wo Kraja hier ist …“ Sie biss auf ihre Unterlippe, was sie jung und verletzlich wirken ließ. „Willst du immer noch an deinem Vorsatz festhalten?“
Er strich ihr das Haar aus der Stirn, während er überlegte. Krajas Anwesenheit bedeutete eigentlich, dass er sie erst recht daran hindern musste, einen der Morochai in die Finger zu bekommen. Er hatte jedoch auch seinen anderen Schwur nicht vergessen – und wenn die Schwarzmagierin nicht mehr lebte, war das vielleicht genug, um eine Katastrophe zu verhindern.
„Ich denke, es gibt auch eine andere Lösung“,
Weitere Kostenlose Bücher