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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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Momenten empfunden hatte, schmerzte sie jetzt tief in der Brust.
    Und dann kam der erste Tropfen.
    Einige Sekunden sah ihr vergangenes Ich verständnislos auf den glänzendroten Fleck auf ihrem Handrücken, während das träumende, wissende Ich in ihr schrie und schrie. Das Mädchen sah das Blut und wimmerte. Daena kam nicht mehr dazu, sie zu trösten, denn die ersten Schatten streiften über Boden und Dächer. Weiteres Blut fiel wie unheilvoller Regen zur Erde und Daena sah, wie viele andere auch, zum Himmel auf, schirmte die Augen mit der Hand gegen das blendende Licht ab und suchte nach der Ursache für diese merkwürdigen Phänomene.
    Mit einem schrillen Kreischen stieß die erste Echse herab. So unvermutet, dass der arme Kerl, der auf den Klauen aufgespießt wurde, nicht einmal einen Laut von sich gab bis auf das nasse Röcheln seines letzten Atemzuges. Den Leichnam wie eine Strohpuppe von sich schleudernd, landete das Untier mitten auf dem Platz und stand dort in seiner gesamten, furchterregenden Gestalt.
    Knapp zweieinhalb Meter groß und von annähernd humanoidem Körperbau, stand das Wesen auf zwei muskulösen Hinterbeinen. Es steckte in einer metallenen Rüstung, die seine Brust und Lenden bedeckte. Die Arme waren mit einer Flughaut am Körper verwachsen, was ihnen jedoch nichts an Kraft und Beweglichkeit zu nehmen schien. Dazu kamen drei scharfe Klauen, die seine Hände bildeten und von denen das Blut des kürzlich verblichenen Bauern troff. Weiteres Rot rann über seine breite Brust und die spitze Schnauze, als hätte die sich die Echse gerade in den Überresten seines letzten Opfers gewälzt. Was, wie Daena später die Gelegenheit hatte zu erfahren, ziemlich genau der Wahrheit entsprach. Unter all dem Blut waren harte Schuppen zu sehen, die den gesamten Körper bedeckten, von den hässlichen, grellgelben Reptilaugen bis hin zu dem wild umherpeitschenden Schwanz.
    „Götter …“, entfuhr es Daena, und zum ersten Mal waren sich beide Ichs einig.
    „Was ist los? Ist das Bier alle?“, fragte Berekh, der durch sein Guckloch gezwungen war, in die falsche Richtung zu sehen.
    „Eine Echse … Oder etwas in der Art … Sie hat gerade einen Mann einfach zerfetzt.“ Noch während sie mit einiger Mühe den Würgereiz unterdrückte, zog sie ihr Kurzschwert aus der Scheide, zeitgleich mit Berekhs Aufforderung: „Worauf wartest du? Den machen wir fertig!“
    Eine gespaltene Zunge kroch zwischen den spitzen Zähnen des Ungeheuers heraus, als es ihre Witterung aufnahm. Kalte Augen fixierten Daena, die ihr Schwert locker aus dem Handgelenk kreisen ließ und in ihre antrainierten Bewegungen verfiel. Die Echse rührte sich nicht vom Fleck, folgte ihr nur mit einer ruhigen Drehung des Kopfes.
    Mit seitlichen Schritten umkreiste sie ihren Gegner, kam ihm immer näher und wartete den richtigen Moment ab. Gekonnt sprang sie vor, schnellte im Sprung herum und hieb die Klinge aufwärts an den Hals des Reptils.
    Ebenso gut hätte sie auf einen Felsblock schlagen können. Mit einem entmutigenden Klirren traf das Schwert. Statt sich in weiches Echsenfleisch zu graben, wurde es so hart zurückgestoßen, dass es Daena beinahe aus der Hand geschleudert worden wäre. Schmerz schoss ihr von den Fingern bis zur Schulter und sie musste ungläubig auf die Stelle starren, an der sie das Biest getroffen hatte. Nicht einmal ein Kratzer war auf den Schuppen zu sehen, lediglich das dort verteilte Blut war verwischt.
    Hinter ihr wurden Schreie laut. Daena wusste, dass sie einen Fehler beging, doch automatisch fuhr sie herum und sah weitere Echsen, die herabstießen, auf Dächern und Menschen landeten oder mitsamt ihrem Opfer wieder emporstiegen, um die hilflosen Körper in der Luft zu zerreißen. Es waren mit Sicherheit nicht mehr als zwei Sekunden, in denen sie die Augen von ihrem Gegner abgewandt hatte, doch als sie wieder herumfuhr, sah sie nur noch drei schmutzige Krallen, die sich ihr in Stirn und Wangen graben und nur durch ein Wunder beide Augen verfehlen würden.
    Es dauerte eine Weile, bis sie bemerkte, dass der Schmerz nicht in ihrem Gesicht, sondern in ihren Zehen war, und dass die Hände, mit denen sie die Wunden bedeckte, nur über Narben tasteten.
    Zwischen ihren Füßen rollte Berekh herum und spie einen Fetzen aus, der verdächtig nach einem Stück ihrer Schuhe aussah.
    „Du hast geschnarcht“, stellte er lapidar fest.
    Daena knurrte pflichtbewusst zurück. Sie wusste, er würde nie zugeben, dass er ihr nächtliches

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