Herz im Zwiespalt (German Edition)
»Himmel, ich war in Nöten! Eure Mutter kann manchmal unglaublich stur sein, wenn sie mit mir tanzen will.«
Annabella schaute ungläubig von ihrem Vater zu Lizz. »Jetzt sagt bloß, dieser ganze Aufstand war nur ein Ablenkungsmanöver, damit Papa nicht tanzen muss.«
Als beide grinsend nickten, verdrehte Annabella die Augen. »Ihr steckt doch immer unter einer Decke.«
Lizz ließ ihren Blick durch den Saal gleiten. Ganz in der Nähe stand dieser Douglas und unterhielt sich mit einer wunderschönen Blondine. Seine imposante Gestalt war tatsächlich nur schwer zu übersehen, doch seine ungewöhnliche Körpergröße war nicht das Einzige, was Lizzys Blick fesselte. Anscheinend waren diese Kniehosen wie ein Fieber, das wild um sich griff. Auch George Douglas trug welche. Sie waren aus schwarzem Samt und spannten sich hauteng um muskulöse Schenkel. Dazu hatte er ein ebenfalls schwarzes Wams gewählt. Das blütenweiße Hemd bildete einen faszinierenden Kontrast zu seinem tiefschwarzen Haar und seiner gebräunten Haut. Durch seine dunkle Erscheinung hob er sich deutlich von den anderen Männer im Saal ab. Lizz musste Annabella widerwillig zustimmen: Dieser George Douglas war ein unglaublich attraktiver Kerl. Sie beobachtete, wie er sich zu der zierlichen Blondine hinunterbeugte und ihr interessiert zuhörte. Himmel, er lächelte sogar und wirkte ungemein entspannt. Unglaublicherweise wirkte dieser Kerl plötzlich sehr ... nun, nicht gerade sympathisch, doch zumindest etwas menschlicher. Lizz konnte kaum glauben, dass dies derselbe Rüpel war, der sie heute Nachmittag in den Stallungen so wütend gemacht hatte.
In diesem Augenblick führte er die Blondine galant auf die Tanzfläche.
»Der Teufel soll ihn holen«, schnarrte John Drummond. »Kreuzt hier mit seiner Geliebten auf, als wäre es das Normalste auf der Welt.«
Lizz wandte sich neugierig zu ihrem Vater um. »Seine Geliebte? Ich dachte, diese junge Frau sei gerade zur Witwe geworden. Lord Knight fiel doch erst vor wenigen Wochen bei der Schlacht bei Sauchieburn.« Sie beobachtete das tanzende Paar. »Isabella Knight ist ihr Name, nicht wahr?«
»Das war nicht für deine Ohren bestimmt, Mädchen«, brummte John missmutig.
»Wie du siehst, hat diese bedauernswerte Witwe ihre Freude am Leben schnell wieder gefunden«, meinte William Drummond grinsend und erntete einen finsteren Blick von seinem Vater.
»Das ist nun wirklich kein Thema für deine jüngste Schwester.«
»Aber für die etwas Ältere bestimmt«, meldete sich Annabella heiter zu Wort.
Lizz beäugte die dralle Blondine mit neuem Interesse. Welche Art Frau konnte sich wohl freiwillig mit einem so finsteren Riesen wie diesem Douglas einlassen? Isabella schien kaum älter als Lizz selbst zu sein. Sie war von fülligerem Wuchs, was ihr jedoch bemerkenswert gut stand. In ihrem hellgelben, kunstvoll bestickten Ballkleid und den hochgesteckten blonden Haaren wirkte sie wie ein Engel.
»Um Himmels willen, jemand muss dieser armen Frau sagen, dass ihre Brüste beinahe zur Gänze entblößt sind!«, hauchte Lizz entsetzt. Ihre Wangen röteten sich vor Mitleid. Isabella würde sich bestimmt in Grund und Boden schämen, wenn sie wüsste, dass ihre Brustspitzen wie rot gefärbte Kirschen aus ihrem Mieder sprangen.
William hätte sich bei Lizzys Worten beinahe an seinem Wein verschluckt und grinste genießerisch vor sich hin. John Drummond versuchte ebenfalls das belustigte Zucken um seine Mundwinkel zu verbergen. Nur Annabella ließ es sich nicht nehmen, ihre jüngere Schwester augenblicklich aufzuklären.
»Also wirklich, Lizz, manchmal bist du schrecklich naiv. Glaubst du, Lady Isabella würde sich solche Mühe mit dem Bemalen gewisser Körperteile geben, wenn sie diese nicht absichtlich zur Schau stellen wollte?«
Lizzys Augen weiteten sich vor Schreck: »Du meinst ... das war gar kein Unfall?«
Annabellas Wangen glänzten vor Aufregung. »Skandalös, nicht wahr?« Sie kicherte erfreut vor sich hin. »Es ist einfach herrlich hier. Allein mit dem Klatsch und Tratsch, den ich heute Abend bereits gehört habe, kann ich meine Freundinnen auf Stobhall Castle mindestens einen ganzen Monat lang unterhalten.« Sie klatschte vergnügt in die Hände und zwinkerte Elizabeth verschwörerisch zu. »Und ich scheine noch wesentlich mehr erzählen zu können.«
Bevor sich Lizz einen Reim auf diese Worte machen konnte, stand David Flemming vor ihr.
Lizzys Herz setzte einen Takt lang aus, nur um dann umso schneller
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