Herz im Zwiespalt (German Edition)
zu schlagen.
O Gott, er war es. Der charmante Mann, der ihr bereits beim Dinner seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Und er sah aus der Nähe sogar noch umwerfender aus. Dichtes kastanienbraunes Haar, blaue Augen und ein Lächeln ... Lizz seufzte innerlich auf.
»Darf ich um diesen Tanz bitten?«
Als ihr Vater zustimmend nickte, schenkte sie David ein strahlendes Lächeln.
»Es wäre mir ein Vergnügen.«
Wie auf Wolken ließ sie sich von ihm auf die Tanzfläche führen und begann sich mit ihm zu der langsamen, sinnlichen Melodie zu bewegen.
»Elizabeth«, er ließ den Namen genüsslich auf der Zunge zergehen. »Der Name ist fast so schön wie Ihr selbst, Mylady.«
Lizz errötete zart bei diesem Kompliment.
»Ich befürchtete schon, ich hätte Euch für immer verloren.«
Lizzys Lächeln vertiefte sich. Auch wenn sie gewöhnlich Übertreibungen verabscheute, fand sie sie bei David überaus charmant.
»So groß ist Stirling Castle nun auch wieder nicht. Wir wären uns bestimmt wieder über den Weg gelaufen.«
Davids Griff verstärkte sich und die Eindringlichkeit seines Blickes ließ Lizz innerlich erbeben.
»Wie hätte ich denn ahnen können, dass Ihr auch auf dem Weg nach Stirling wart? Ich kannte noch nicht einmal Euren Namen.«
Nun war Lizz aufrichtig verwirrt. »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz ... «
David bedachte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln. »Ich hoffe doch sehr, dass es nicht zu Euren Gewohnheiten zählt, wehrlosen Männern in Ställen aufzulauern und sie mit einer Heugabel anzugreifen.«
Vor Schreck wäre Lizz beinahe mitten auf der Tanzfläche stehen geblieben. »Was sagt Ihr da?«
Davids Lächeln verblasste und er wirkte aufrichtig enttäuscht. »Ihr habt mich vergessen? Dabei ist seit unserer ersten Begegnung kaum eine Stunde vergangen, in der ich mich nicht nach Euren Lippen verzehrt habe.«
Lizzys Wangen färbten sich tiefrot. »Das ist doch nicht möglich!« Oder doch? Leise Hoffnung schlich sich in ihr Herz und ihre Hand glitt automatisch zu seinem Oberarm. Sie brauchte eine Bestätigung. Brauchte einen handfesten Beweis.
»Die Wunde verheilt gut. Bald werde ich den Verband nicht mehr benötigen.«
»O mein Gott, Ihr seid es wirklich. Der schwarze Ritter«, flüsterte Lizz ungläubig.
David schenkte ihr erneut ein Lächeln, das ihr die Knie weich werden ließ.
»Ich hoffe, Ihr seid nicht allzu enttäuscht. Jetzt, da Ihr mein Gesicht kennt.«
Ein Paar zinngraue Augen hatte beobachtet, wie Lizz den Arm ihres Tanzpartners liebkoste. Diese Vertraulichkeit bestätigte George Douglas lediglich, was er längst ahnte - Elizabeth Drummond war ein gewöhnliches Flittchen. Das hatte er nun schon bei diversen Gelegenheiten erkannt. Die Tatsache, dass sie es noch nicht einmal für nötig hielt, ihre Verführungsversuche vor den Augen ihrer Familie zu verbergen, setzte sie nach Georges Meinung auf den Stand einer gewöhnlichen Tavernendirne herab. Tiefer Groll stieg in ihm auf. Er hatte tatsächlich für jenes Mädchen aus dem Wirtshausstall etwas empfunden. Nicht Liebe, dieses Gefühl war in seinen Augen sowieso nichts als eine romantische Erfindung von Dichtern und Barden. Vielleicht glaubten naive, hirnlose Mädchen an diese Lügen; er tat es bestimmt nicht.
Nein, das, was er empfunden hatte, war eher ein Gefühl der Dankbarkeit gewesen. Sie war ihm so unschuldig und rein erschienen ... In ihren Armen war es ihm für kurze Zeit gelungen, die schwere Bürde seiner Verantwortung zu vergessen. Er schüttelte über seine eigene Dummheit den Kopf - alles Betrug.
»Du tust mir weh, George!«, klagte Isabella und blickte mit großen blauen Augen zu ihrem Tanzpartner auf. Er quetschte gerade ihre Hand.
»Du machst ein Gesicht, als würdest du am liebsten jemandem den Hals umdrehen.«
»Dann sei froh, dass es nicht deiner ist«, gab er schroff zurück und drehte sich ein letztes Mal mit ihr im Kreis. Die Musik verklang.
Lizz konnte es einfach nicht fassen. Die letzten Tage hatte sie sich mit aller Kraft darum bemüht, die Erinnerung an den ›schwarzen Ritter‹ zu verdrängen. Immer wieder hatte sie sich gesagt, dass es sinnlos war, einem Mann nachzutrauern, von dem sie weder den Namen noch das Gesicht kannte.
Dass sie nun in seinen Armen tanzte, erschien ihr wie ein Wunder.
Das Lied endete und zu Lizzys Leidwesen folgte nun ein Courante, ein beschwingter Tanz, bei dem die Paare ständig die Partner wechselten. Tief in Gedanken versunken, nahm sie die jeweiligen Wechsel kaum
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