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Herz im Zwiespalt (German Edition)

Herz im Zwiespalt (German Edition)

Titel: Herz im Zwiespalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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endlich genug über Kleider geplaudert habt, würde ich jetzt gern meine Tochter zu Tisch begleiten«, erklärte John. »Schließlich habe ich nicht oft die Gelegenheit, meinen kleinen Wildfang so elegant zu sehen.«
    Lizz errötete zart. »Also wirklich, Papa. Du tust ja gerade so, als hätte ich noch nie ein Kleid getragen.«
    John zwinkerte ihr mit einem liebevollen Lächeln zu und bot ihr den Arm. »Das schon, aber heute trägst du einen Fächer bei dir, was wesentlich weiblicher wirkt als ein Schwert.«
    Lizz lachte fröhlich auf. »Beklag dich nicht, Papa. Schließlich warst du es, der mir zu meinem achten Geburtstag ein Schwert geschenkt hat.«
    John führte Lizz ans andere Ende des Bankettsaals und rückte ihr den Stuhl zurecht. »Natürlich war dieses Geschenk nur als Wandschmuck gedacht.«
    »Lügner. Du konntest es kaum erwarten, mir die ersten Lektionen im Schwertkampf zu erteilen.«
    Lizz genoss das Dinner in vollen Zügen. Annabella saß ihr gegenüber und unterhielt die ganze Tischgesellschaft mit amüsanten kleinen Geschichten. Es wurde viel gelacht, doch dies war nicht der einzige Grund, weshalb Lizz sich in Hochstimmung befand. Als sie am frühen Abend ihren Blick über die geladenen Gäste hatte schweifen lassen, war ihr ein unglaublich gut aussehender junger Mann aufgefallen, der ihr freundlich mit seinem Kelch zuprostete. Seither lächelte er oft zu ihr herüber. Lizz fühlte sich ungemein geschmeichelt. Es geschah nicht oft, dass ein so stattlicher Mann Interesse an ihr zeigte.
    Viel zu bald wurden die Tische für den Ball fortgeräumt. Junge Pagen in farbenprächtigen Livreen strömten herbei, um die unzähligen Kerzen in den Kronleuchtern anzuzünden. Vor ihren Augen verwandelte sich der Bankettsaal in ein glänzendes Strahlenmeer aus goldenem Kerzenlicht. Auf des Königs Zeichen stimmten die Musiker den ersten Tanz an.
    »Schau nur, Lizz«, flüsterte Annabella ihr aufgeregt zu. »James eröffnet den Ball doch tatsächlich mit Margarete.«
    Mit ehrlicher Freude beobachtete Lizz, wie ihre älteste Schwester in einen anmutigen Hofknicks sank und dem König anmutig ihre Hand reichte.
    »Der erste Tanz ... Nach dieser Ehre wird Margarete bestimmt noch unausstehlicher sein«, flüsterte Annabella in gutmütigem Spott. Beide waren sie unglaublich stolz auf ihre untadelige Schwester. Nach wenigen Tanzschritten gesellten sich auch andere Tanzpaare auf das Parkett. Lizz war fasziniert von der Neuheit all dessen, was sich vor ihren Augen abspielte.
    »Da seid ihr ja.« Allan kam mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu. »Eure Mutter benötigt dringend eure Hilfe. John ist in wahrer Euphorie und erzählt jedem, der nicht schnell genug fliehen kann, dass Margarete das Werk seiner kraftvollen Lenden sei.«
    »O nein«, lachte Lizz verschmitzt.
    »Das muss ich hören«, erklärte Annabella aufgeregt.
    Zu dritt bahnten sie sich einen Weg durch den Saal und Lizz bekam beinahe etwas Mitleid mit ihrer Mutter. Ihre Wangen glühten vor Scham und unterdrücktem Ärger.
    »Also wirklich, Papa, wie kannst du Mama nur so in Verlegenheit bringen«, schalt sie ihn flüsternd. »Wenn du noch ein Wort über deine Lenden verlierst, schleife ich dich an den Haaren auf die Tanzfläche.«
    »Du weißt genau, dass ich eher gegen einhundert Engländer kämpfe, bevor ich auch nur einen einzigen Fuß auf einen Tanzboden setze«, erklärte John mürrisch.
    »Ja, ich weiß«, erklärte Lizz unumwunden. »Trotzdem wirst du es tun, wenn du Mama weiterhin in Verlegenheit bringst.«
    John trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Es gehört sich nun wirklich nicht, von seiner eigenen Tochter bedroht zu werden.«
    Lizz drückte ihm lachend einen kleinen Kuss auf die Wange. »Ebenso wenig, wie in aller Öffentlichkeit über gewisse Körperteile zu reden.«
    »Man wird sich doch noch freuen dürfen«, verteidigte sich John.
    »Da wir diese Krise nun auch überstanden haben ...«, Allan verneigte sich vor Lady Drummond und bot ihr den Arm, »... wäre es mir eine ausgesprochene Ehre, mit Euch ein Tänzchen zu wagen.«
    »Soviel Galanterie darf natürlich nicht unbelohnt bleiben«, scherzte diese erfreut und hakte sich bei Allan unter. Gleich darauf waren sie in der tanzenden Menge verschwunden.
    »Da bist du dem Teufel ja noch einmal von der Schippe gesprungen«, flüsterte Lizz ihrem Vater zu. »Dein Theater war diesmal aber hart an der Grenze des Schicklichen, Papa«, tadelte sie ihn leise.
    Dieser atmete erleichtert auf.

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