Herz im Zwiespalt (German Edition)
wahr. Doch plötzlich stand sie dem finsteren Douglas gegenüber.
Er musste ihr Zögern gespürt haben, denn sein Griff war hart und unbarmherzig. »Wage es nicht, die Tanzfläche zu verlassen.«
Mit einem Gefühl tiefer Demütigung erinnerte sich Lizz an ihr letztes Zusammentreffen. Seine hässlichen Worte hallten ihr noch immer in den Ohren.
»Es wäre mir ein Vergnügen, Euch hier stehen zu lassen«, gab sie gereizt zurück.
Allein die Vorstellung, seine Gegenwart erneut ertragen zu müssen, zerrte an ihren Nerven.
Ein boshaftes Lächeln glitt über seine Lippen. »Die Rache würde nicht lange auf sich warten lassen. Das kannst du mir glauben.«
Und das tat sie auch. Obwohl das Verschmähen eines Tanzpartners ein Privileg der Damen war, würde sich dieser Schurke ohne mit der Wimper zu zucken umdrehen und sie selbst der Schande des Stehenlassens preisgeben.
»Ihr habt die Manieren eines Wildschweins«, zischte Lizz wütend. Himmel, dieser Kerl war so arrogant und so restlos von sich selbst überzeugt, dass es ihr beinahe den Magen umdrehte.
»Aus deinem Mund kann ich das wohl als Kompliment auffassen. Du bist schließlich nur eine Drummond.«
Lizz verstand zwar nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hatte. Eines wusste sie jedoch mit Sicherheit: Sie hasste diesen elenden Douglas! Ebenso wie sie seine Art hasste, ihren Familiennamen als Schimpfwort gegen sie einzusetzen.
»Ja, Douglas, ich bin eine Drummond und ich bin stolz darauf«, beschied sie hochmütig.
Der Tanz verlangte, dass sie sich auf Armeslänge entfernten. Als die Schrittfolge sie wieder zusammenführte, erklärte George gelassen: »Man konnte deinem Clan noch nie ein Übermaß an Intelligenz vorwerfen.«
Oh, wie gern hätte sie ihm kräftig gegen das Schienbein getreten. Sie war eine ausgemachte Närrin! Er verdiente ihre Schuldgefühle gar nicht.
Zum Glück wurde sie im nächsten Augenblick erlöst, da die Tanzpaare erneut wechselten.
5
Lizz fühlte sich auf angenehme Weise müde, als sie sich langsam durch die vielen, schwach beleuchteten Korridore auf den Weg zu ihrem Gemach begab. Alles in allem hatte sie diesen Abend wirklich genossen – abgesehen von dem unliebsamen Zusammentreffen mit diesem boshaften Douglas. Doch nach ihrem Tanz war er bald verschwunden und mit ihm ihre Wut. Nach Margaretes verbissenen Lektionen in Anstand und Sitte hatte Lizz den gesellschaftlichen Aktivitäten eher mit Bangen als mit Vorfreude entgegengesehen. Insgeheim hatte sie befürchtet, sich ernsthaft zu blamieren. Die Sorge durfte sie nun vergessen. In diesen Menschenmassen würde ein kleines Missgeschick ihrerseits wohl kaum weiter auffallen.
Endlich erreichte sie ihre Räume. Mary war gerade dabei, das Feuer neu zu schüren.
»Guten Abend, Lady Elizabeth«, lächelte sie ihr freundlich entgegen.
Lizz erwiderte den Gruß und nahm erfreut zur Kenntnis, dass die blassen Wangen des Mädchens wieder ein wenig Farbe besaßen. »Wie ich sehe, lässt dich dein Kind wieder etwas zur Ruhe kommen.«
Marys Hand glitt liebevoll über ihren gewölbten Bauch. »Ja, Mylady. Das Ausruhen hat mir gut getan, und vielen Dank für das Abendessen, dass Ihr für mich habt kommen lassen.« Sie blickte verlegen zu Boden. »Ihr solltet Euch meinetwegen keine solchen Umstände machen.«
»Unsinn«, winkte Lizz ab und setzte sich auf die Bettkante, um ihre Schuhe abzustreifen. Was für eine Wohltat. »Wir haben schließlich ein Abkommen, Mary, weißt du nicht mehr? Du gehst mir zur Hand, und ich sorge dafür, dass es dir und deinem Kind an nichts fehlt. Das ist nur gerecht, und nun könntest du mir helfen, endlich aus diesem Kleid herauszukommen. Die Fischbeingräten des Korsetts bringen mich noch um.«
Kurze Zeit später kehrte Mary in die Dienstbotenunterkünfte zurück. Lizz lag bereits im Bett und kuschelte sich genüsslich unter die weichen Decken. Sie war schrecklich müde, dennoch kreisten all ihre Gedanken nur um einen Mann.
»David Flemming«, flüsterte sie leise vor sich hin und ihr Herz machte einen freudigen Satz. Noch immer konnte sie ihr Glück nicht fassen. Oh, wie gut er doch aussah und wie unglaublich charmant er war ... Ganz im Gegensatz zu diesem elenden Douglas.
Sie zog nachdenklich die Stirn in Falten. In ihrer Erinnerung war ihr der schwarze Ritter wesentlich größer erschienen – das Haar dunkler und die Stimme volltönender ... Schon wieder diese Zweifel! Sie war wirklich unglaublich dumm. Weshalb konnte sie sich nicht einfach darüber
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