Herz im Zwiespalt (German Edition)
zu scherzen. Es war lediglich ein kleines Missverständnis.«
»Ein überaus kaltes«, bestätigte er boshaft.
Als ein harter Tritt sein Schienbein traf, war seine Laune plötzlich wieder bestens.
»Wie meint Ihr das, Mylord?«, wollte Damaris von ihm wissen.
»Nichts weiter«, antwortete Lizz rasch und warf ihm einen warnenden Blick zu.
»Wie gesagt, es war ein Missverständnis. Ich habe Lord Douglas’ Hunde versehentlich für Wölfe gehalten und mich so sehr erschreckt, dass ich beinahe in den Fluss gefallen wäre.«
»Oh, Ihr Ärmste«, hauchte Damaris mitfühlend.
»Ja, nicht wahr«, äffte George nach und heuchelte Mitleid. »Dabei sehen meine Wolfshunde aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben.«
Als ein neuerlicher Tritt ihn traf, war George vorbereitet. Blitzschnell packte er Lizzys Fuß und hielt ihn fest. Sie wäre vor Schreck beinahe unter den Tisch gefallen.
»Lasst das, Douglas«, zischte sie ihn aus dem Mundwinkel an, ohne ihm auch nur einen Blick zu gönnen.
»Was meint Ihr, bitte?«, fragte er mit Unschuldsmiene und hielt ihren Fuß umfangen.
Lizz errötete so heftig, dass ihr beinahe übel wurde. O Gott, wenn jetzt jemand zufällig unter den Tisch schaute, wäre ihr guter Ruf keinen Pfifferling mehr wert. Sie versuchte verzweifelt, ihren Fuß aus seinem Griff zu befreien, doch es half nichts und sie wurde immer nervöser.
»Ist Euch nicht wohl, Lady Elizabeth?«, erkundigte sich Damaris besorgt. »Ihr wirkt etwas aufgewühlt.«
Lizz zwang sich zu einem Lächeln. »Danke, mir fehlt nichts. Aber gewisse Zusammentreffen von heute würde ich liebend gern vergessen.«
Während die anderen Tischgenossen die Wolfshunde meinten, dachte Lizz dabei eher an ein zweibeiniges Ungeheuer. Im letzten Augenblick konnte sie einen entsetzten Aufschrei unterdrücken. Dieser Mistkerl massierte ihr gerade die Wade! Was musste sie sich denn noch von diesem Kerl bieten lassen?
Ihre Finger glitten nervös über die scharfen Zinken der Gabel und plötzlich trat ein kleines Lächeln auf ihre Lippen.
»Was glaubt Ihr, wird auch eine Hellseherin unter den Zigeunern sein? Ich fände es unglaublich interessant, etwas mehr über die Zukunft zu erfahren«, erkundigte sie sich bei Damaris. Ihre Hand glitt unbemerkt unter den Tisch - die Gabel ebenfalls.
Genau in dem Moment, als sie zustach, begann George wüst zu husten.
Ihr Fuß war frei!
»Habt Ihr Euch erkältet, Lord Douglas?«, erkundigte sie sich nun ihrerseits mit Unschuldsmiene. Doch anstelle seines schmerzverzerrten Gesichts sah sie, wie er gegen einen Lachanfall ankämpfte. Lizz knallte wütend die Gabel zurück auf den Tisch. Oh, dieses Ungeheuer!
»Ein heißer Whisky wirkt da Wunder«, prophezeite Lord Keith ernst.
George wartete, bis sich das Gespräch wieder vertiefte, bevor er sich leise an Lizz wandte. »Wie ich sehe, hast du deine Krallen neu gewetzt.«
Sie wischte die Gabelspitzen mit ihrer Serviette ab, als hätte sich Schmutz darin verfangen. »Das ist nicht nötig. Für einen Douglas reicht es noch allemal.«
George bekam diese Worte prompt in den falschen Hals und seine gute Laune wandelte sich mit einem Schlag in tiefen Groll. Dieses kleine Miststück prahlte auch noch mit ihren Eroberungen.
»Nur weil du dich meinem Bruder in die Arme geworfen hast, heißt das noch lange nicht, dass es auch bei mir funktioniert«, knurrte er leise.
Lizz sah ihn aufrichtig entsetzt an. »Wie kommt Ihr auf die absurde Idee, dass mir daran etwas liegen könnte?«
Zu entsetzt, fand George. »Ich bin eben ein Menschenkenner.«
Seine Überheblichkeit kannte wirklich keine Grenzen. »Ein miserabler, wie mir scheint«, gab sie ihm zur Antwort und widmete sich dem köstlich duftenden Wildbraten, der soeben aufgetragen wurde.
»Ich weiß gar nicht, weshalb ich mich überhaupt mit Euch herumärgere, Douglas. Ich möchte Euch bitten, allfällige Gespräche mit mir zu unterlassen.«
Ihre Gleichgültigkeit ging ihm langsam auf die Nerven. »Das klang ja beinahe wie eine Lady. Wie schade, dass wir beide es besser wissen.«
Lizz versteifte sich ob dieser bodenlosen Gemeinheit.
»Vielleicht solltest du wirklich mehr Zeit mit deiner wohlerzogenen Schwester verbringen. Zumindest um den Anschein von Anstand und Sitte zu wahren.«
Lizzy zwang sich, den Weinkelch loszulassen, bevor sie diesem grässlichen Mann den Inhalt ins Gesicht schüttete.
»Ihr wisst nicht das Geringste über mich, Douglas.«
George prostete ihr spöttisch zu. »Ich habe dich schon in
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