Herz im Zwiespalt (German Edition)
den Armen so vieler verschiedener Männer gesehen, dass ich weit mehr über dich weiß, als dir lieb sein dürfte.«
Woher nahm er nur all diese Lügen? Durfte man jetzt nicht einmal mehr mit einem Mann tanzen, ohne gleich dafür verdammt zu werden?
»Trinkt doch noch ein Schlückchen, bekanntlich vermag Alkohol nur einem gesunden Gehirn zu schaden. Eures ist demnach nicht in Gefahr.«
Lizz hatte endgültig genug von diesem grässlichen Menschen. Sie ignorierte ihn für die restliche Zeit des Dinners, was all ihre Konzentration benötigte.
Sie entdeckte Allan, der ungewöhnlich angespannt wirkte und sie nicht aus den Augen ließ. Ihre Wangen röteten sich beschämt. Vermutlich hatte er die Feindseligkeiten zwischen ihr und diesem Douglas mitbekommen und war nun besorgt, sie könnte eine unangenehme Szene heraufbeschwören.
Ein wenig gekränkt wegen seines mangelnden Vertrauens, schenkte sie ihm ein beruhigendes Lächeln. Sie konnte sich durchaus gebührend benehmen, wenn sie es wirklich darauf anlegte.
Das Abendessen zog sich unendlich lange dahin und die angespannte Atmosphäre schien beinahe greifbar. Endlich erkannte Lizz auch den wahren Grund und schaute sich verwirrt an der langen Tafel um. Obwohl es eigentlich üblich war, dass neben jedem Mann eine Frau als Tischnachbar saß, war heute Abend mancherorts darauf verzichtet worden. Und nicht nur dies. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass man verfeindete Clane so weit wie möglich auseinander setzte, um unnötige Spannungen zu vermeiden, doch neben jedem finster dreinblickenden Drummond saß heute ein ebenso finster dreinblickender Douglas. Was hatte das zu bedeuten? Sie spähte neugierig zum König hinüber, doch auch er schien dieses Essen nicht richtig genießen zu können. Seine warnenden Blicke glitten vom einen zum anderen.
Endlich wurde die Tafel aufgehoben und die Tische für den Ball fortgeräumt. Das allgemeine Aufatmen war nicht zu überhören und das Gesicht des Königs spiegelte deutlich seinen Unmut.
Auch für Lizz endete endlich die Tortur von George Douglas’ Gegenwart und sie gesellte sich zu ihrer Familie. Margarete glänzte durch ihre Abwesenheit. Sie hatte sich gleich nach der Rückkehr vom Picknick ins Bett begeben, um einer möglichen Erkältung vorzubeugen. Dieser Umstand konnte Lizz nur recht sein. Margaretes ständige Vorwürfe bezüglich des unfreiwilligen Bades und ihre schmollenden Blicke waren ihr ganz schön auf die Nerven gegangen. Doch all diese düsteren Gedanken waren vergessen, als Lizz endlich wieder in Davids Armen über das Parkett schwebte.
»Ich bin untröstlich, dass ich dich heute Nachmittag verlassen musste«, flüsterte er mit belegter Stimme und blickte ihr tief in die Augen. »Ich hoffe, du konntest das Picknick trotzdem genießen?«
Lizz schenkte ihm ein kleines Lächeln und gestand ehrlich: »Leider gab es einen Zwischenfall mit diesem Douglas, der mir die Freude daran ziemlich verdorben hat.«
Davids Griff in ihrem Rücken verstärkte sich, als ob er sie vor allem Unheil beschützen wollte. »Was hat er getan? Ist er dir zu nahe getreten? Wenn er dich in irgendeiner unziemlichen Weise belästigt hat, werde ich auf der Stelle Genugtuung von ihm fordern.«
Lizzys Herz schmolz dahin, und bevor sie es noch verhindern konnte, rutschte ihr die Frage heraus: »Würdest du das tatsächlich für mich tun?«
»Für dich würde ich den funkelndsten Stern vom Himmel pflücken, meine Liebste«, hauchte er und bedachte sie mit einem sinnlichen Lächeln.
Die Musik endete so abrupt, dass sich alle Tanzenden verwirrt umsahen. Plötzlich stürmten fünf Männer in den Farben der Douglas’ quer durch den Raum. Die Menge teilte sich wie ein Meer vor den staubbedeckten Männern, die sich einen Weg zu ihrem Clanherrn bahnten.
Roberts Gesicht wirkte müde und ausgezehrt, dennoch funkelten seine Augen vor Wut, als er George Bericht erstattete. »Die Engländer sind in Canonbie eingefallen und haben das Dorf dem Erdboden gleichgemacht.«
Ein heftiges Raunen erfüllte den Saal und verbreitete die üblen Neuigkeiten bis in den hintersten Winkel.
»Wo waren meine Männer, als das geschah?«, forderte George zu wissen.
»Wir waren unterwegs nach Longtown. Jan war als Späher unterwegs und hat Feuer aus dieser Richtung gemeldet.«
»Zum Teufel mit den verdammten Engländern. Sie glauben, sie können mit uns Katz und Maus spielen.«
Der König trat zu ihnen. »Henry?«
George nickte düster, und James erkannte, dass
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