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Herz im Zwiespalt (German Edition)

Herz im Zwiespalt (German Edition)

Titel: Herz im Zwiespalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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bedurfte, um ihn auf den Beinen zu halten. Ihr Blick fiel auf den kleinen Zigeunerjungen. Seine Augen waren weit aufgerissen vor Angst.
    »Komm.« Entschlossen kämpfte Lizz sich durch die feigen Männer, die eine Art Kette bildeten und es den Zigeunern unmöglich machten, dem Kind zu Hilfe zu eilen.
    »William, hör auf mit diesem Schwachsinn, bevor jemand zu Schaden kommt«, rief sie wütend, als sie ihren Bruder beinahe erreicht hatte. Dieser überhörte sie jedoch geflissentlich. Angefeuert durch die Rufe der Umstehenden, dachte sein benebeltes Gehirn gar nicht daran, sein Unterfangen abzubrechen. Einer der Gordons wollte Lizz aufhalten. Sie duckte sich jedoch flink unter seinem Arm hindurch. William holte mit dem Messer aus, um es durch die Luft zu schleudern. Genau in dem Moment trat Lizz ins Schussfeld – blind für die Gefahr. Allans Reaktion kam instinktiv und schnell. Mit einem einzigen Hieb schlug er William das Messer aus der Hand. Das Wurfgeschoss wirbelte dennoch durch die Luft, prallte jedoch ohne großen Schaden anzurichten an Lizzys Röcken ab.
    William lag ausgestreckt am Boden und blinzelte verwirrt, während die Umstehenden erleichtert den angehaltenen Atem ausstießen.
    »Teufel und all seine Gehilfen, was soll das, Lizz?«, rief er zornig, als ihm aufging, was soeben geschehen war.
    Lizz warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Das könnte ich dich fragen! Warum lässt du dich nicht an diese Scheibe binden und die Mutter dieses Kindes zeigt dir ihre Kunstfertigkeit im Messerwerfen?«
    Ringsherum brachen die Männer in schallendes Gelächter aus. Sie zogen William damit auf, dass er in Lizz wohl seinen Meister gefunden hätte, und machten sich lustig über ihn. Lizz gewahrte weder die tiefe Demütigung noch den Zorn in Williams Augen. Alles, was sie sah, war George Douglas, der sich mit finsterer Miene einen Weg durch die Meute bahnte. Sein Blick war starr auf sie gerichtet. Unglaublicherweise erleichterte es sie, dass er nicht zu diesen gewissenlosen Narren gehörte, die ihren Bruder angefeuert hatten.
    Sie wandte sich dem völlig verängstigten Jungen zu und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. »Es wird dir nichts geschehen, mein Junge.«
    Sie band ihn los. »Geh, lauf zu deiner Mama.«
    Das ließ er sich nicht zweimal sagen.
    Verblüfft sah Lizz, wie er auf die stolze Zigeunerin zulief. Diese nahm den Jungen beschützend in die Arme, während er sich zitternd an sie klammerte und sein Gesicht in ihrer Halsbeuge verbarg. Die Zigeunerin schenkte Lizz ein dankbares Lächeln, nickte ihr zu und ging davon.
    Auch Lizz machte sich wieder auf den Weg, als plötzlich jemand ihren Ellbogen festhielt.
    »Der Stolz eines jungen Mannes ist eine heikle Angelegenheit«, erklärte George leise und bedachte sie mit einem sonderbaren Blick.
    Lizz entzog ihm ihren Arm und strich sich betrübt eine widerspenstige Locke aus der Stirn. »Das Seleenheil dieses kleinen Jungen ebenfalls. Kein Kind sollte jemals solche Hilflosigkeit und Angst erfahren müssen.«
    Sie verabschiedete sich mit einem knappen Kopfnicken.
    Da sie Annabella nirgends ausfindig machen konnte, beschloss sie, allein in den Saal zurückzukehren. Gedankenverloren schlenderte sie über die große Wiese auf die lange Marmortreppe zu, die zum Ballsaal hinaufführte. Der süße Duft von Jasmin und Rosen erfüllte die Luft, als sie die gepflegten Gärten passierte, die vom sanften Mondschein in ein silbernes Licht getaucht wurden. Als sie gerade an einer mannshohen Buchsbaumhecke vorbei ging, löste sich plötzlich ein Schatten daraus. Lizz verharrte erschrocken, doch dann hüpfte ihr Herz vor Freude.
    »David, du bist zurück!«
    »Das bin ich«, erwiderte er mit einem kleinen Lächeln und öffnete die Arme.
    Ohne zu zögern folgte Lizz dieser Einladung und warf sich ihm an die Brust. Ihre Erleichterung war so gewaltig, dass sie am ganzen Körper zitterte. Jetzt wird alles gut, schwor sie sich. David würde sie vor diesem Douglas und den beängstigenden Gefühlen, die dieser in ihr wachrief, beschützen. Sie hatte sich ja so sehr nach Davids starken Armen gesehnt. Nach dieser allumfassenden Sicherheit, die sie nur bei ihm fand. Genau wie damals im Wirtshausstall. Er würde ihr beweisen, dass nur seine Küsse ihr Herz in Flammen zu setzen vermochten.
    Was sie nicht ahnen konnte, war, dass eben dieser Douglas keine zehn Schritte hinter ihr stand und ihr ungebührliches Verhalten beobachtete. Seine grauen Augen blitzten wie gefährlicher,

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