Herz im Zwiespalt (German Edition)
Schicksal beugen musste. Tränen der Wut und der Hilflosigkeit brannten in ihren Augen. Wer auch immer ihr Angreifer war, gegen einen Mann mit so starken Armen vermochte sie nicht das Geringste auszurichten.
Mit einem leisen Laut der Verzweiflung gab sie schließlich auf.
Augenblicklich lockerte sich sein Griff. »Gutes Mädchen.«
Noch immer hielt er sie eng an seinen harten Körper gepresst, sodass sie jeden einzelnen seiner Muskeln durch ihr Reisekostüm hindurch spüren konnte.
»Bist du jetzt bereit, mich anzuhören?«, erkundigte er sich mit dunkler Samtstimme.
Lizz nickte ruckartig. Sie hätte alles getan, nur um endlich aus seiner Umklammerung zu entkommen. Doch er gab sie nicht frei, sondern drehte sie in seinen Armen zu sich um. Lizz zuckte erschrocken zusammen. O Gott, ihr Angreifer musste ein Riese sein. Obwohl sie die meisten Frauen auf Stobhall um Haupteslänge überragte, reichte sie diesem Mann gerade einmal bis ans Kinn. Sie versuchte, etwas von ihm abzurücken, doch sogleich verstärkte sich sein Griff wieder und Lizz glaubte ein leises Lachen zu hören. So nah an seiner Brust hörte es sich jedoch eher wie ein fernes Donnergrollen an.
»Du bist ein ziemlich lebhaftes Persönchen.«
Lizz stand vollkommen still. Noch nie war sie einem Mann so nahe gewesen. Ihre Brüste pressten sich beinahe schmerzhaft eng an seinen Oberkörper und die Hitze seiner Haut schien sich durch ihr Kleid zu brennen. Lizz schloss verwirrt die Augen, als ihr der angenehme Geruch von Sandelholz und Leder in die Nase stieg. Sie erkannte plötzlich, dass sie sich nicht nur gegen diesen Angriff, sondern auch gegen den Mann an sich so verzweifelt wehrte. Seine tiefe, raue Stimme sandte ihr seltsame Schauder über den Rücken.
»Ich werde jetzt meine Hand von deinem Mund nehmen. Versprichst du mir, nicht zu schreien?«
Lizz nickte erneut.
Sein Griff lockerte sich und er nahm zögernd die Hand fort.
Lizz schwieg. So gern sie auch um Hilfe gerufen hätte, sie unterließ es. Gott allein wusste, was dieser Kerl ihr antun würde, falls sie sich nicht an seine Regeln hielte.
»Würdet Ihr mich jetzt loslassen ... bitte? Ihr tut mir weh.«
»Nur wenn du versprichst, dass du weder wegläufst noch laut um Hilfe schreist.«
Lizz zögerte kurz: »Nur wenn Ihr versprecht, dass Ihr keine bösen Absichten hegt.«
Er drückte sie mit einer beinahe freundschaftlichen Geste. »Ich gebe dir mein feierliches Ehrenwort.«
Das Lachen in seiner Stimme stachelte Lizzys Unmut von neuem an, und sie presste die Lippen fest aufeinander, um einen bissigen Kommentar zurückzuhalten. Dieser gemeine Schuft fand es also amüsant, sie fast zu Tode zu erschrecken.
»Gut, ich werde nicht schreien. Mein Wort darauf«, erklärte Lizz ergeben.
»Und was ist mit dem Weglaufen?«, erkundigte sich ihr Angreifer freundlich.
Sie atmete tief durch und hob stolz den Kopf. »Das kann ich nicht versprechen. Ich ... « Was immer sie noch hinzufügen wollte, war vergessen, als sie ihren Blick zu seinem Gesicht hob. Er trug einen Helm, der nur die untere Gesichtshälfte erkennen ließ, und trotzdem wusste Lizz, dass sie nie zuvor einem attraktiveren und gefährlicheren Mann begegnet war. Der schwarze Helm war eine exakte Nachbildung eines Falkenkopfes, wobei der Schnabel als Nasenbeinschutz diente. Darunter erkannte sie ausgeprägte Wangenknochen und ein kräftiges Kinn. Kühnheit und Stolz, fuhr es ihr durch den Sinn. Ihr Blick glitt zu seinen Lippen und ein seltsames Frösteln ließ sie erbeben. Es war ein harter Mund; hart und unnachgiebig. Nein, von diesem Mann durfte man keine Gnade erwarten.
»Du scheinst eine Frau zu sein, die ihr Wort nicht leichtfertig verschenkt«, meinte er nun anerkennend und gab sie frei.
Sogleich wich Lizz einen Schritt vor ihm zurück.
»Nein, Sir. Ein Wort ist bindend. Egal, wem man es gibt.«
Erstmals wagte sie einen Blick auf die eindrucksvolle Gestalt ihres Angreifers.
Er war in der Tat ungewöhnlich groß und muskulös, jedoch ohne dabei plump oder ungelenk zu wirken. Vielmehr strahlte er eine maskuline Kraft aus, die sie beinahe überwältigte. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Lizz hatte nie zuvor einen Mann in Beinkleidern gesehen. Außer Mr. Bure, ihren Burgkoch, doch der war schließlich Franzose – und absolut kein Vergleich zu diesem. Dennoch trug ihr Angreifer auch einen Plaid, den er mit einer Spange über die linke Schulter drapiert hatte. Ein Beweis, dass in seinen Adern schottisches Blut floss? Ihr Herz
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