Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz im Zwiespalt (German Edition)

Herz im Zwiespalt (German Edition)

Titel: Herz im Zwiespalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
Vom Netzwerk:
Kummer zerbersten.
    »Komm her, Mädchen.« Er breitete die Arme aus und Lizz stürzte ohne zu zögern an seine breite Brust. Seit er denken konnte, war sie mit ihren Sorgen und Ängsten stets zu ihm gekommen. Seine Kehle wurde plötzlich eng. Bei wem würde sie nun Trost finden?
    Er vergrub seine Nase in ihrem seidigen Haar. »Ich werde dich schrecklich vermissen, mein kleiner Wildfang.«
    Lizz zuckte unwillkürlich zusammen, als es an der Tür klopfte. Allan hatte ihr vor wenigen Minuten mitgeteilt, dass George Douglas sie heute zum Ball begleiten würde – auf Wunsch des Königs. Seither fühlte sie sich wie ein aufgeschrecktes Huhn.
    Mit zitternden Fingern strich sie das Kleid glatt, während ihr das Herz bis zum Hals schlug und sie verzweifelt um Fassung rang. Wenn sie nur nicht so schrecklich nervös wäre! Sie hatte sich fest vorgenommen, ihm mit derselben kalten Gelassenheit zu begegnen, die auch er an den Tag legte. Leider war es eine Sache, solche Entschlüsse in der Sicherheit ihres Zimmers zu fassen, eine ganz andere jedoch, sie Auge in Auge mit dem Feind auch durchzuführen.
    Es klopfte erneut, diesmal heftiger.
    Lizz holte tief Atem und verbarg ihre Nervosität hinter einem ärgerlichen Gesichtsausdruck.
    Sie riss die Tür auf und wollte ihm gerade erklären, dass er die Tür nicht gleich einzuschlagen brauchte ... Doch die Worte blieben ihr im Halse stecken. Mein Gott, weshalb müsste dieser Kerl nur so unverschämt gut aussehen? Es wäre wesentlich einfacher, kalte Gelassenheit vorzutäuschen, wenn er ein hässlicher, kleiner Wicht wäre. George Douglas war jedoch alles andere. Hoch gewachsen, muskulös und mit einem dunkelgrünen Samtanzug angetan, stand er vor ihr. Die dunkle Kleidung und sein schwarzes Haar verliehen ihm eine Verwegenheit, die von seinen kantigen Gesichtszügen noch unterstrichen wurde. Großer Gott, dieser Kerl war wirklich schön wie die Sünde.
    Auch George benötigte einen Augenblick, um sich von seiner Verblüffung zu erholen. Heute Morgen war Lizz ihm so blass und traurig erschienen, dass er den ganzen Tag über von seinem schlechten Gewissen geplagt worden war. Er wusste selbst nicht, was er erwartet hatte. Vielleicht ein graues Mauerblümchen mit hängendem Kopf und verweinten Augen!? Er hätte es wirklich besser wissen müssen. Sein Kätzchen war keine Frau, die sich so leicht in die Knie zwingen ließ. Leiser Stolz erfüllte seine Brust, als sie nun in einem Traum aus dunkelblauer Seide vor ihm stand. Das üppige, dunkelrote Haar zu einer kunstvoll geflochtenen Krone hochgesteckt und den Kopf stolz erhoben, wirkte sie so würdevoll wie eine Königin. Bei allem, was ihm heilig war, sie hatte niemals schöner ausgesehen.
    Seine Sorgen waren also ganz umsonst gewesen. George atmete erleichtert auf.
    »Du siehst bezaubernd aus, Kätzchen«, meinte er mit einem gewinnenden Lächeln und betrachtete sie ungeniert von oben bis unten. Ja, sie sah einfach wundervoll aus – und sie gehörte ihm! Er empfand plötzlich ein ungeheures Hochgefühl.
    Lizz errötete sanft. Ein Kompliment aus seinem Munde war nun wirklich das Letzte, was sie erwartet hatte.
    »Vielen Dank, My lord.« Sie suchte verzweifelt nach einer geistreichen Entgegnung, doch ihr wollte partout nichts einfallen. »Du siehst auch sehr ... angenehm aus.«
    Sein dunkles Lachen sandte ihr prickelnde Schauder über den Rücken. »Dieses Kompliment muss dich viel Kraft gekostet haben«, erwiderte er mit einem amüsierten Grinsen. »Ich werde es in Ehren halten.« Seine zinngrauen Augen glitten genüsslich über ihren Körper.
    Bei allem, was ihr heilig war ... Unter seinem Blick fühlte sie sich beinahe schön – ein aufregendes und belebendes Gefühl.
    »Für unser nächstes Zusammentreffen lerne ich einige Komplimente auswendig, damit ich dich nicht mehr enttäusche«, gab Lizz mit einem verschmitzten Lächeln zurück.
    George deutete eine knappe Verbeugung an. »Wie nett, dass du dich um mein männliches Selbstwertgefühl sorgst.«
    Himmel, dieser Mann war schon gefährlich, wenn er wütend war. Wenn er jedoch seinen Charme spielen ließ, erwies sich seine Anziehungskraft geradezu als überwältigend.
    »Wir sollten jetzt hinuntergehen«, erklärte Lizz verlegen und reichte ihm die Hand, damit er sie führen konnte.
    »Warte. Es fehlt noch etwas.«
    Lizz blickte verwirrt zu ihm auf, und George fürchtete, in diesen smaragdgrünen Seen zu ertrinken, wenn er sich nicht vorsah. Er reichte ihr eine kleine Schmuckschatulle.

Weitere Kostenlose Bücher