Herz im Zwiespalt (German Edition)
einen schrecklichen Skandal um diese Geschichte. Soweit ich weiß, hat er sie auch nach der Hochzeit weiter belästigt.«
Sie beobachteten, wie ihr Vater Besitz ergreifend den Arm um die Schultern seiner Frau legte und sich drohend vor Lord Hamilton aufbaute.
»Lady Drummond«, räusperte sich ein kleiner Bursche in der Uniform eines Lakaien neben Lizz.
»Ja?«
»Ihr seid Lady Elizabeth Drummond?«
Als sie nickte, überreichte er ihr ein kleines Briefchen. Gleich darauf war er verschwunden.
»Was ist das denn?« Lizz faltete das Schriftstück auseinander und überflog die wenigen Zeilen.
Liebste Elizabeth!
Ich muss dich dringend sprechen.
Wir treffen uns am Fuße der Marmortreppe im Garten.
Bitte komm!
DF
David Flemming. Lizzys Herz raste plötzlich wie wild und sie biss sich unsicher auf die Unterlippe. Himmel, das war ihr aber gar nicht recht. Es wäre wesentlich unverfänglicher, wenn sie sich mitten unter den Ballgästen befänden, um sich zu unterhalten. Aber solche Heimlichkeiten? Sie hasste Intrigen. Lizz fühlte sich hin und her gerissen zwischen dem Pflichtgefühl George gegenüber und ihrer Liebe zu David. Was sollte sie nur tun? Sie faltete das Briefchen nervös in immer kleinere Teile und Furcht stieg in ihr auf. Einerseits wollte sie Georges freundliche Geste nicht mit Verrat vergelten – und das war es, sowohl in ihren als gewiss auch in seinen Augen –, andererseits gab es so viel, was sie David noch sagen musste. Leiser Groll stieg in ihr auf. David hätte sie nicht vor eine so folgenschwere Wahl stellen dürfen. Das war einfach nicht gerecht. Mit jeder Sekunde, in der sie mit ihrem Gewissen rang, wurde sie nervöser. David wartete bestimmt schon ungeduldig auf ihr Erscheinen. Ihr Blick glitt zu George, der sich gerade mit dem König unterhielt. Nicht auszudenken, wenn er diese Zeilen in die Finger bekäme.
Lizz kaute erneut auf ihrer Unterlippe. Vielleicht war der Zeitpunkt nicht schlecht. Ihre kurze Abwesenheit würde George nicht weiter auffallen ... Sie könnte rasch zur Treppe laufen, um David zurück in den Ballsaal zu bitten. Bestimmt würden sie hier einige Minuten Zeit finden, in denen sie sich ungestört unterhalten konnten.
Sie entschied, dass es wohl am sichersten war, durch die Bibliothek auf die Veranda zu gelangen. Zu dieser Zeit würde sich bestimmt niemand dort aufhalten. Mit klopfendem Herzen und so unauffällig wie möglich schlich sie sich aus dem Saal. Großer Gott, sie fühlte sich ganz elend vor Schuldgefühlen.
Zu ihrer ungemeinen Erleichterung begegnete ihr niemand. Eilig schlüpfte sie durch die Terrassentür in die Nacht hinaus. Himmel, war das kalt. Der Wind hatte unglaublich aufgefrischt.
»Elizabeth, hierher«, raunte David angespannt, als er ihre dunklen Umrisse erkannte. Er trat hinter dem Rosenbusch hervor und winkte ihr zu.
Völlig außer Atem gelangte Lizz bei ihm an. »David, ich ...«
Weiter kam sie nicht, denn er riss sie heftig in seine Arme und presste sie so fest an seinen Körper, dass sie einen leisen Laut des Schmerzes ausstieß.
»Ich habe mich ja so sehr nach dir gesehnt, Liebste«, hauchte er und drückte ihr feuchte Küsse auf Stirn und Wange.
Lizz versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Sie liebte ihn zwar von ganzem Herzen, doch tief in ihr wusste sie, dass sie seine Berührungen nicht zulassen durfte.
Sie konnte und wollte Georges Vertrauen nicht so schändlich missbrauchen.
»Jetzt wird alles gut«, erklärte David leidenschaftlich.
»Las mich bitte los, David. Ich muss gleich wieder hinein, bevor man mich vermisst. Ich bin nur hier ...«
»Aber nein, Liebste«, unterbrach er sie und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Bis man dich vermisst, sind wir längst auf dem Weg nach Gretna Green.«
Lizz befreite sich aus seinen Armen und schaute verwirrt zu ihm auf. »Gretna Green? Was sollen wir denn da?«
David drückte ihr einen selbstgefälligen Kuss auf die Lippen. »Heiraten natürlich! Ich werde dich doch nicht diesem Bastard überlassen. Wir gehören zusammen, Liebste. Das weißt du doch.«
Lizz war so verwirrt, dass sie nur nicken konnte. Natürlich gehörten sie zusammen. Sie liebte diesen Mann. Doch plötzlich erkannte sie die Gefahr mit all ihren Folgen und schüttelte energisch den Kopf. »Wir können nicht heiraten, David. Obwohl ich mir nichts sehnlicher wünsche. Es ist unmöglich.«
»Natürlich ist es möglich«, beschied er aufgebracht und griff im selben Moment nach ihr, in dem sie vor ihm zurückwich. Das
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