Herz im Zwiespalt (German Edition)
zu sein. Er hätte diese Warnung ernst nehmen sollen. Aber bei allem, was ihm heilig war, er hätte niemals damit gerechnet, dass sie eine solche Dummheit begehen könnte. Schließlich hatte er ihr deutlich genug erklärt, dass sie es bitter bereuen würde, falls sie ihn hinterginge. George fluchte lästerlich vor sich hin. Er würde ihr einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen. Wenn sie glaubte, damit durchzukommen, war sie eine verdammte Närrin. George Douglas wurde nicht umsonst ›der Unerbittliche‹ genannt. Er würde sie zurückholen, und wenn er sie um den ganzen Erdball jagen musste. Falls er sie dabei zur Witwe machte, umso besser. Lizz gehörte ihm!
Georges lodernder Zorn wurde nur noch von seiner bitteren Enttäuschung übertroffen. Der Teufel sollte sie holen. Und er hatte ihre Ehrlichkeit gepriesen! Lizz war zwar oft ziemlich schwierig, manchmal sogar nervtötend, doch an ihrer Aufrichtigkeit hatte er tatsächlich nie gezweifelt. Welch ein Narr er doch war, wie konnte er nur einem so durchtriebenen Weibsbild vertrauen? Georges Zähne malten vor Zorn.
»Steig auf das elende Pferd«, fuhr David Lizz aufgebracht an. Er stand kurz davor, ihr eine Tracht Prügel zu verabreichen.
»Hör mir doch endlich zu, David«, bat Lizz erneut. Allmählich war sie wirklich am Ende ihrer Geduld. Er zeigte sich vollkommen unzugänglich für ihre Argumente.
»Nein, jetzt hörst du mir zu, Elizabeth. In Gretna Green wartet ein Priester auf uns. Es ist alles so eingerichtet, dass unsere Heiratsurkunde auf letzte Woche datiert ist... Ich habe wirklich an alles gedacht.«
»Nicht ganz«, ließ sich George mit vor Zorn zitternder Stimme vernehmen, als er aus dem Schatten eines mannshohen Rosenbusches trat.
»Douglas«, entfuhr es Lizz entsetzt und ihr Gesicht verlor sämtliche Farbe. Plötzliche Übelkeit schwemmte wie eine gewaltige Woge über sie hinweg. Großer Gott, er wirkte wie ein düsterer Racheengel. Herabgestiegen, um sie alle zu vernichten. Wie war er nur so schnell dahinter gekommen?
Georges glühender Blick fiel auf Lizz. »Geh auf dein Zimmer und warte dort auf mich«, befahl er durch zusammengepresste Zähne.
»Bitte, Douglas, ich kann alles erklären«, versicherte sie ihm rasch und trat einen Schritt auf ihn zu.
»Verdammt noch mal, geh mir aus den Augen, Weib, bevor ich gegen meine eigenen Prinzipien verstoße und dich windelweich prügle!«, brüllte er.
Lizz zuckte unter seinem Zorn zusammen und wünschte sich tatsächlich nichts mehr, als vor ihm zu fliehen. Nicht vor seiner Wut, sondern vor dem Schmerz und der Enttäuschung, die sie in seinen Augen las. Dennoch brachte sie es nicht über sich. »Ich kann nicht«, gestand sie tapfer. Sie war sich nicht sicher, um welchen der beiden Männer sie sich mehr sorgte. »Nicht, so lange du nicht die Wahrheit kennst.«
Georges Blick verriet brennenden Hass, als er David mit kalter Entschlossenheit fixierte. Seine zinngrauen Augen wirkten nun beinahe schwarz und dort stand ein deutliches Urteil geschrieben – Davids Todesurteil!
»Die gesattelten Pferde und euch beide hier zu finden ist für mich Wahrheit genug. Mehr brauche ich nicht zu wissen.«
»Das ist ungerecht«, rief Lizz entsetzt und trat schützend zwischen die beiden Männer. Himmel, weshalb verteidigte David sich nicht endlich? Sie fand es äußerst befremdlich, dass dieser wie zur Salzsäule erstarrt dastand. Ihr Herz klopfte wild gegen ihre Rippen vor Angst, als George sie grob bei den Schultern packte und sie wie eine Flickenpuppe schüttelte. »Sprich du nicht von Ungerechtigkeit. Verdammt, Weib, du kannst von Glück reden, dass ich deine Weigerung gehört habe. Wenn du auch nur einen Funken Verstand in deinem Schädel hast, gehorchst du jetzt meinem Befehl und gehst mir aus den Augen. Dein offener Widerstand macht alles nur noch schlimmer!«
Lizz fühlte sich hundeelend in ihrer Haut. Sie raffte die Röcke und rannte mit Tränen in den Augen davon.
»Und nun zu dir.«
Georges flinke Bewegung kam vollkommen unerwartet. Mit einer Hand umfasste er David an der Kehle, schnitt ihm die Luftzufuhr ab und hob ihn vom Boden. David trat um sich, wand sich, schlug mit den Fäusten durch die Luft und rang keuchend nach Atem. Doch Georges Griff blieb unnachgiebig. Davids hilfloses Röcheln bereitete ihm eine perverse Genugtuung.
»Niemand legt ungestraft Hand an das, was mir gehört, du jämmerlicher Bastard.«
Als David ein letztes Mal schnaufte und seine Gliedmaßen sich schließlich
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