Herz im Zwiespalt (German Edition)
Kloster geschickt hast?«, erkundigte er sich zynisch, während er nach Lizz Ausschau hielt. »Damit würdest du mir einen echten Freundschaftsdienst erweisen.«
Die abfälligen Worte ärgerten George völlig unerwartet. »Gib Acht, was du sagst, Rob. Du sprichst von meiner Frau.«
»Zukünftigen Frau«, verbesserte dieser und überhörte den warnenden Unterton seines Freundes geflissentlich. »Wenn du mich fragst, wärst du mit einer der anderen Schwestern besser beraten gewesen. Sie scheinen mir um einiges gefügiger zu sein.«
»Ich frage dich aber nicht«, zischte George mürrisch.
»Weißt du eigentlich, dass ihr Vater sie ›Wildfang‹ nennt?« Robert hob viel sagend die Augenbrauen. »Nicht gerade ein Name, den man einem zurückhaltenden und duldsamen Mädchen gibt. Findest du nicht auch?«
»Ein elendes Duckmäuschen ist das Letzte, was ich um mich haben will. Und jetzt Schluss damit. Ich habe deine Umstimmungsversuche satt.« Jetzt war er wirklich wütend und seine grauen Augen verdunkelten sich gefährlich. »Lizz wird meine Frau. Finde dich endlich damit ab.«
»Mensch, George, beruhige dich. Das war doch nur ein Scherz«, beschwichtigte Robert ihn, erstaunt über diese heftige Reaktion.
Georges Groll verschwand eben so schnell, wie er gekommen war. »Du besitzt wirklich ein goldenes Händchen, dir ständig den falschen Zeitpunkt für deine Sprüche auszusuchen.«
Robert grinste breit und zuckte lässig mit den Schultern. »Bedauerlich, doch leider nicht zu ändern. Aber jetzt mal im Ernst. Irgendwie will mir der Gedanke einfach nicht gefallen, dass ich mich nun Tag für Tag vor Nachttöpfen zu fürchten habe.«
Georges Mundwinkel hoben sich spöttisch. »Dann solltest du ernsthaft über eine Entschuldigung nachdenken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Lizz unglaublich nachtragend sein kann.«
»Und das freut dich auch noch? Ein feiner Kamerad bist du, George. Du könntest zumindest versuchen, deinen Stolz auf sie etwas zu verberg ...« Er hielt mitten im Satz inne, als es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel.
»Bei Gott, du hast gar nichts gegen diese erzwungene Heirat einzuwenden. Stimmt es, mein Freund? Du empfindest tatsächlich etwas für dieses Mädchen!?«
Georges Stirn umwölkte sich. Er wusste beim besten Willen nicht, was er darauf antworten sollte. Seine Augen wanderten automatisch zu Lizz, die am anderen Ende des Ballsaals im Kreise ihrer Familie stand. Natürlieh fühlte er sich zu ihr hingezogen. Schließlich war sie eine Frau und er ein Mann. Auch schätzte er ihre Aufrichtigkeit. Sie sagte stets, was sie dachte. Obwohl ihre Offenheit manchmal regelrecht niederschmetternd wirkte, respektierte er diesen Charakterzug ungemein. Er war ein Mann, der Lügen und Halbwahrheiten nur schwer verzeihen konnte. Ehrlichkeit war ihm sehr wichtig. Ein leises Gefühl von Stolz schlich sich in sein Herz. Und sie besaß Mut. Er kannte keine andere Frau, die sich allein gegen zwei Wölfe gestellt hätte, um das Leben eines fremden Jungen zu retten. Woher hätte sie denn wissen sollen, dass der kleine Archie mit den beiden Wolfshunden aufgewachsen war? Sie hatte sich für den Zigeunerjungen und das Dienstmädchen eingesetzt, ohne dabei auch nur eine Sekunde über ihre eigene Sicherheit nachzudenken. Zugegeben, dieser letzte Aspekt bereitete ihm einiges Kopfzerbrechen. In Zukunft würde er bestimmt alle Hände voll damit zu tun haben, sie vor ihrer eigenen Kühnheit zu beschützen.
»Wo ist sie eigentlich?«, unterbrach Robert seine Gedankengänge. »Sollte sie nicht an deiner Seite weilen? Soweit ich weiß, wird das vom Hofzeremoniell verlangt.«
»Du solltest wissen, dass ich mich nur selten an Regeln halte«, erwiderte George schlicht. »Ich habe Lizz zu ihrer Familie begleitet. Morgen wird sie nur wenig Zeit mit ihnen finden. Und da wir bereits am Tag darauf nach Tantallon Castle aufbrechen, halte ich es für angebracht, dass sie den letzten Abend mit den Ihren verbringt.«
Robert bedachte ihn mit einem sonderbaren Blick. »Sei vorsichtig, mein Freund. Wenn du ihr dein Herz öffnest, wirst du verwundbar.«
»Rede keinen Unsinn«, fuhr George ihn grob an. »Du solltest wissen, dass ich weder ein Herz habe noch irgendwelche zarten Gefühle hege. Mein Handeln ist auf Zweckdienlichkeit ausgerichtet. Sonst nichts.«
Ja, das war wohl der Eindruck, den George von sich selbst hatte. Robert hingegen kannte seinen Freund und Clansherrn weit besser. Dieses Mädchen hatte es ihm ganz
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