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Herz im Zwiespalt (German Edition)

Herz im Zwiespalt (German Edition)

Titel: Herz im Zwiespalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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beherrschten Mann von unbeugsamem Stolz, unerbittlich und kalt zu seinen Feinden. Und doch besaß er die Fähigkeit, des Öfteren unendlich zärtlich und humorvoll zu sein. Unglaublicherweise gefiel ihr dieses Bild. Schlimmer noch, die sanfte Zuneigung, die sie so plötzlich und völlig unerwartet für ihn empfand, jagte ihr große Angst und Schrecken ein. Denn eines war klar: George Douglas zählte sie zu ihren Feinden!
    Langsam erwachte Stirling Castle aus tiefem Schlaf. Dienstboten eilten die Korridore entlang und leise Geräusche drangen aus der Küche herauf. Vereinzelt hörte Lizz Türen gehen. Ihr wurde schlagartig übel. Heute wurde ihr Schicksal besiegelt.
    Ihren Hochzeitstag verbrachte Lizz in einem Zustand zwischen Nervosität und ängstlichem Bangen. Als ihre Mutter und ihre Schwestern früh morgens bei ihr eingetroffen waren, um die Braut zu baden und ihr beim Ankleiden zu helfen, hatte sie sich verzweifelt gefragt, wie sie diesen Tag nur überstehen sollte.
    Diese Sorge hätte sie sich beileibe sparen können. Von dem Augenblick an, als ihr Vater sie in den riesigen Bankettsaal von Stirling Castle geleitete, vergingen die Stunden schwirrend schnell.
    Nun stand sie mit bangem Herzen und zugeschnürter Kehle neben ihrem zukünftigen Ehemann vor dem Altar und fürchtete sich schrecklich vor der Zukunft. Obwohl die Kapelle von Stirling Castle weit größer war als üblich, fanden nicht einmal die Hälfte der Gäste Platz darin. Dicht an dicht in den Bänken gedrängt, lauschten sie den Worten des untersetzten, wohlgenährten Priesters.
    Lizz beobachtete George unter gesenkten Augenwimpern hindurch. Mit unbeweglicher Miene und grimmig zusammengepressten Lippen stand er neben ihr und würdigte sie keines Blickes. Sie hatten den ganzen Tag noch kein Wort miteinander gewechselt.
    George trug den traditionellen grün-blau karierten Kilt seines Clans, den er über die linke Schulter drapiert und mit dem uralten Emblem der Douglas’ – dem gekrönten Herzen – befestigt hatte. Das dichte, nachtschwarze Haar hatte er zurückgebürstet, sodass es sich über seine mächtigen Schultern wellte. Mit seinem eckigen Kinn, den markanten Wangenknochen und den zinngrauen Augen unter dunklen Wimpern wirkte er vollkommen unnahbar und kalt.
    Lizz schluckte schwer. Als junges Mädchen hatte sie sich diesen Tag oft vorgestellt – mit dem Versprechen auf den glücklichsten Tag ihres Lebens. Sie hatte sich vorgestellt, wie sie mit vor Freude klopfendem Herzen neben ihrem geliebten Ehemann stünde und es kaum erwarten könnte, mit ihm einer gemeinsamen Zukunft entgegenzugehen. Eine weitere zerstörte Illusion.
    Nun stand sie mit vor Angst schwerem Herzen vor dem Altar und versuchte krampfhaft, nicht an die bevorstehende Hochzeitsnacht zu denken.
    Ihr Blick suchte nach ihrem Vater, der zwei Reihen hinter ihr in der Bank saß. Sie wünschte sich jetzt dringend, ein geliebtes Gesicht zu sehen. Ein kleines Lächeln, das ihr stillschweigend versprach, dass doch noch alles gut werden würde.
    Plötzlich wurde ihre Hand schmerzhaft gequetscht. Als sie erschrocken hochsah, blickte sie geradewegs in Georges Gesicht. Seine Zähne mahlten vor Zorn und seine zinngrauen Augen schienen sich in ihr Innerstes zu frieren.
    Lizz versteifte sich augenblicklich. Himmel, was hatte sie jetzt schon wieder falsch gemacht? Sie war versucht, einem dringenden Impuls zu folgen und rasch den Blick zu senken, doch irgendetwas in ihr weigerte sich standhaft dagegen. Stattdessen reckte sie trotzig das Kinn vor. Schließlich war ihr Stolz alles, was ihr noch geblieben war. Nein, sie würde vor diesem Kerl nicht zu Kreuze kriechen. Niemals, schwor sie sich. Sie war eine Drummond. Und nichts und niemand konnte eine Drummond brechen.
    Unter der Anleitung des Priesters legten sie die Gelübde ab, wobei beide starr vor sich hin blickten.
    »Ihr dürft die Braut jetzt küssen«, verkündete der Gottesmann feierlich, als er den dicken Lederband zuschlug.
    Lizzys Magengrube verknotete sich augenblicklich.
    George zog sie an sich und verschloss ihren Mund mit seinen harten, strafenden Lippen. Er wollte ihr bedeuten, dass sie von nun an ihm gehörte und weder Sanftmut noch Vergebung von ihm zu erwarten hatte ...
    Als er jedoch das ängstliche Zittern ihrer weichen Lippen spürte, flackerte eine warme Zärtlichkeit in seiner Brust auf und sein Kuss veränderte sich automatisch. Seine Lippen glitten sanft und betörend tröstlich über ihren Mund, und er spürte, wie sich

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