Herz in Fesseln
warteten dringende Geschäfte, und auch sie hatte ihre Verpflichtungen. Demnächst hatte sie einen Auftrag in Australien, danach würde sie für zwei Wochen nach Japan fliegen. Dennoch wünschte sie, sie könnte die Zeit anhalten und bis in alle Ewigkeit dieses Idyll genießen.
Seufzend klappte Anna ihr Buch zu und rollte sich auf den Bauch. An diesem Morgen war sie allein mit Ianthe an den Strand gegangen, da Damon für einige Stunden an seinem Laptop arbeiten wollte. Es war jetzt fast Mittag, und die Hitze und das gleichförmige Geräusch der Wellen ließen sie schläfrig werden. Als sie plötzlich etwas Kaltes auf ihrem Rücken spürte, fuhr sie mit einem erschrockenen Laut hoch.
Damon kniete neben ihr und hielt eine geöffnete Flasche Sonnenmilch hoch. „Ich muss dringend deinen Sonnenschutz erneuern, pedhaki mou “, teilte er ihr mit. „Deine Haut ist schon ganz rot.“
„Das kann ich doch selbst machen“, protestierte Anna leicht atemlos, doch Damon zwang sie mit sanfter Gewalt, sich wieder hinzulegen.
„Du müsstest dich dabei nur unnötig verrenken, und außerdem erledige ich das mit Vergnügen für dich.“
Geschickt öffnete er den Verschluss ihres Bikinioberteils und begann, die Lotion auf ihrem Rücken zu verteilen. Unter dem sanften Druck seiner kräftigen Hände auf ihrer sonnenwarmen Haut spürte Anna tausend Sehnsüchte in sich erwachen. Eine süße Hitze breitete sich zwischen ihren Schenkeln aus, und sie konnte nur mit Mühe ein Aufstöhnen unterdrücken. Hatte dieser Mann überhaupt eine Ahnung, was er ihr antat? Wäre Ianthe nicht in der Nähe und dies kein öffentlicher Strand …
„So, fertig.“ Mit merklich bebenden Händen hakte Damon den Bikiniverschluss wieder ein und schraubte die Flasche zu. „Ich glaube, ich brauche jetzt dringend eine Abkühlung“, fügte er trocken hinzu. „Hoffentlich ist das Wasser kalt genug, um meinen Hormonspiegel wieder in den Griff zu bekommen.“
Anna setzte sich auf und betrachtete dann lange sein Gesicht … die dichten Brauen, die kräftige Nase, den sinnlichen Mund …
Sie wusste, das Damon ihre Gefühle nicht erwiderte und es auch nie tun würde, aber sie bedeutete ihm etwas, dessen war sie sich sicher. Allein die Tatsache, dass er sie seiner Familie – insbesondere Ianthe – vorgestellt hatte, bewies es.
Noch immer schien er auf ein eindeutiges Zeichen von ihr zu warten, dass sie bereit war, in ihrer körperlichen Beziehung auch noch den letzten Schritt zu wagen. Und nun würde sie es ihm geben.
Es war Zeit, etwas zu wagen.
Zeit, endlich im Hier und Jetzt zu leben.
Bevor sie es sich anders überlegen konnte, kniete Anna sich vor ihn in den Sand und blickte verführerisch zu ihm auf. „Ich wüsste noch einen anderen Weg, um deinen Hormonspiegel wieder in Ordnung zu bringen, Damon“, sagte sie leise. „Aber der hat mit Schwimmen im kalten Wasser nur wenig zu tun.“
Sekundenlang hielt er den Atem an und sah sie einfach nur an. Dann räusperte er sich und fragte heiser: „Würdest du mir das bitte etwas näher erklären, pedhaki mou? “
Zur Antwort umfasste Anna sein Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn, als hinge ihr Leben davon. Zum ersten Mal hielt sie nichts zurück. Sie wollte alle Zweifel und Missverständnisse ausräumen, bis nichts Trennendes mehr zwischen ihnen stand.
Leidenschaft erfasste sie beide wie eine lodernde Flamme. Damon murmelte etwas Unverständliches auf Griechisch und zog Anna so eng an sich, dass sie deutlich spüren konnte, wie sehr er sie wollte.
„Bist du dir auch wirklich sicher?“, raunte er dicht an ihren Lippen. „Wir müssen nichts überstürzen, Anna mou . Ich bin bereit zu warten, bis …“
„Aber ich nicht“, unterbrach Anna ihn sanft. „Indem du mir von Phil erzählt und mich ermutigt hast, über meine Vergangenheit zu sprechen, hast du mich befreit, Damon. Ich fühle mich nicht länger schmutzig oder beschämt, und dafür werde ich dir ewig dankbar sein.“
Sie wollte ihm die Arme um den Nacken legen, aber Damon hielt ihre Handgelenke fest und sah sie ernst an. „Du brauchst mir nicht zu danken und ganz bestimmt nicht auf diese Weise“, erklärte er bestimmt. „Wenn wir uns lieben, dann nur, weil du mich wirklich willst und nicht, weil du glaubst, mir eine Schuld zurückzahlen zu müssen.“
Anna spürte, wie ihm ihr ganzes Herz entgegenflog. Selbst jetzt noch, da er kurz davor war, die Selbstkontrolle zu verlieren, schien er fest entschlossen zu sein, sie zu schützen.
Weitere Kostenlose Bücher