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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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kriegen. Und den besten Schutz davor bot nun einmal die Reise im Gefolge eines angesehenen Kaufmanns.
    Suchend blickte sich Robin in der Stube des ›Heiligen Hirten‹ nach allen Seiten um, ehe er sich für einen Tisch entschied, an dem er Kaufleute vermutete. Der Zufall wollte es, dass er den gleichen Tisch wählte, wie eine Stunde zuvor Matthew.
    »Grüß Euch Gott! Setzt Euch, setzt Euch zu uns. Ein Kissen für die Lady, Frau Wirtin!«, krähte der Klosterknecht vergnügt durch die Schankstube, noch immer von sich und Warthorpes hastigem Aufbruch, den seine Worte ausgelöst hatten, beeindruckt. »Kommt Ihr von weit her?«, wollte er wissen. »Seid Ihr unterwegs Soldaten begegnet?«
    »Nein, nein«, antwortete Robin und wandte sich an den Knecht, nachdem er sich versichert hatte, dass Helen bequem saß. »Wir sind Reisende und kommen direkt aus dem Kloster. Zurück nach Hause führt unser Weg.«
    »Aus dem Kloster, sagt Ihr?«, schwatzte der Klosterknecht. »Dort scheint es ja zuzugehen, wie auf dem Jahrmarkt. Ein jeder fragt heute nach dem Kloster. Habt Ihr etwa auch nach Eurer Cousine gesucht?« Der Knecht lachte schallend über seinen eigenen Scherz.
    »Wieso Cousine?«, fragte Robin vorsichtig und alarmiert.
    »Der Mann, der vorhin an unserem Tisch saß, war auf der Suche nach seiner Cousine, Lady Waterhouse. Als ich ihm erzählte, sie wiederum wäre auf der Suche nach Bloomfield, unserem Asylgast, den niemand außer dem Erzbischof je gesehen hat, ins Kloster gekommen, sprang er hastig auf, knallte ein Geldstück auf den Tisch und rannte ohne ein Abschiedswort davon.«
    »Wie sah er denn aus, der Mann?«, fragte Robin behutsam nach, ohne sein Interesse jedoch allzu deutlich spüren zu lassen. »Nicht ganz so groß wie Ihr, mit einem feisten Gesicht und einer Knubbelnase. Ehrlich gesagt«, der Knecht beugte sich vertraulich über den Tisch zu Robin, »hielt ich ihn nicht für einen Edelmann, obwohl er einen kostbaren Ring mit einem glutroten Stein am Finger trug. Sein Benehmen war recht ungehobelt.«
    Als Robin das hörte, schlug sein Herz bis zum Halse. Seine Gesichtsmuskeln verkrampften sich und ließen die edlen Züge wie aus Stein gemeißelt erscheinen. Die Flügel seiner kühn geschwungenen Adlernase bebten, und seine Augen blickten klirrend wie gefrorenes Eis auf einem winterlichen See. Er sah zu Helen, die den Knecht mit aufgerissenen Augen anstarrte, als hätte er soeben das Ende der Welt verkündet. Ihr Busen hob und senkte sich rasch unter schnellen Atemzügen, und ihre Hand, die lose auf dem Tisch lag, zitterte leicht.
    Schließlich bemerkte auch der Klosterbedienstete, welche Aufregung er nun schon zum zweiten Mal an diesem Abend verursacht hatte. Neugierig und misstrauisch musterte er die beiden. Dann zeigte er mit dem Finger auf Helen und fragte dreist und laut: »Seid Ihr etwa die gesuchte Cousine?«
    Auf der Stelle verstummten die anderen Gespräche am Tisch, und alle Blicke waren erwartungsvoll auf Helen gerichtet. In diesem Moment flog die Tür des ›Heiligen Hirten‹ auf, und eine Komödiantentruppe betrat mit lauter Musik und Gesang den Schankraum. Ein Jongleur wirbelte mit seinen Bällen um die Tische wie ein Sturmwind. Ein etwa zehnjähriges Mädchen schlug Rad, ein weiterer Mann und eine Frau musizierten auf Trommel und Laute, und ein Gaukler im bunten Kostüm schrie durch den Lärm hindurch:
    »Wenn euch erfreut unsre Kunst und das Singen, so lasst ein Geldstück in den Hut hineinklingen.«
    Die Komödianten vollführten unter dem lauten Beifall der Menge noch einige weitere Kunststücke.
    Helen, froh über diese Ablenkung, die ihr eine Antwort erspart hatte, klatschte begeistert in die Hände.
    Das kleine Mädchen hielt nun einen Hut in der Hand und ging damit von Gast zu Gast, um den Lohn für die schönen Künste einzustreichen. Die Wirtin kam hinzu und lud die Gaukler zu einem Krug Wein an den Tisch, wenn sie versprachen, noch eine weitere Darbietung zum Besten zu geben.
    Robin hatte sich die Worte des Knechtes noch einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen. Wenn Matthew zum Kloster gegangen und dort von dem schwatzhaften Mönch an der Pforte erfahren hatte, dass Helen und er nach Warthorpe aufgebrochen waren, würde er ihnen wohl kaum nachreisen. Wohin also war Matthew Warthorpe unterwegs?, überlegte Robin. Er konnte unmöglich zurück auf seine Güter, denn inzwischen musste ihm klar sein, dass er wegen Mordes gesucht wurde. Nein, er musste soweit wie möglich von zu Hause

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