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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Hand. Der Verwundete verzog schmerzlich das Gesicht und schielte auf die Geldstücke, als wären es Maden. Dann sah er Robin frech an und sagte, wobei er das Geld schnell unter sein Wams steckte: »In den Midlands ist er nicht und auch Schottland war nicht sein Ziel.«
    Funbird, der unterdessen auch herangekommen war, holte weitere Münzen aus seinem Beutel. Er warf sie dem Mann mit angewiderter Miene auf die Brust und flüsterte drohend:
    »Wir haben keine Lust auf Ratespiele, Mann. Sag uns, wo Warthorpe steckt, oder ich gerate ins Stolpern. Wenn ich dann zufällig auf deine Bauchwunde falle, du Ratte, dann tut es mir wahrhaftig Leid.«
    »Schon gut, Master. Ich habe zu Hause eine Frau und drei kleine Kinder. Mein Lehnsherr will seine Abgabenhaben, egal, ob ich die Felder bestellen konnte oder in den Krieg ziehen musste. Wir wollen doch alle nur leben.«
    Robin holte eine weitere Münze aus seinem Beutel, ein Goldstück, in dessen Mitte das Abbild des Königs geprägt war, und hielt es dem Pächter vor die Nase. Mit gierigen Augen sah der Verwundete auf das Gold.
    »Gebt es mir, Mylord. Dann sage ich Euch, wohin Warthorpe sich aufgemacht hat.«
    Robin warf dem Mann die Münze zu, der sie geschickt auffing und wieselflink unter seinem Wams verbarg.
    »Nach Dover wollte er. Dort soll ein Schiff vor Anker liegen, das in genau einer Woche nach Calais in See stechen will.«
    Dann drehte sich der Mann auf die andere Seite, schloss die Augen und zeigte damit an, dass er nichts weiter zu sagen hatte. Robin und Funbird wandten sich ab und verließen das Zelt. Sie liefen durch das Lager zurück zu ihren Pferden.
    »Bis Dover sind es mehr als 60 Meilen, gut drei Tagesritte für ein schnelles Pferd und einen guten Reiter, wenn die Wege trocken bleiben«, sagte Robin.
    Doch wie zum Trotz begann es genau in diesem Moment zu tröpfeln. Funbird warf einen Blick nach oben zu dem wolkenverhangenen, bleigrauen Himmel, der sich seiner Nässe immer eiliger entledigte. Nur wenige Minuten später strömte der Regen bereits in dünnen, grauen Fäden aus den Wolken, legte sich als feiner Schleier auf die Haare der Männer und drang in ihre Kleidung ein.
    »Ein guter, englischer Landregen. Es wird Stunden, wenn nicht gar Tage dauern, ehe er aufhört«, stellte Funbird fest. »Lass uns zu den anderen in Richtung Maidstone reiten. Dort beratschlagen wir, was wir tun sollen. Warthorpe kann noch nicht viel Vorsprung haben. Er ist noch immer verletzt und wird sich schwer tun, lange die Zügel zu halten.«
    Robin nickte verdrossen, und sie gingen wortlos zu ihren Pferden zurück und ritten davon. Die trockenen, staubigen Wege, von unzähligen Pferdehufen aufgewühlt und zerklüftet, sogen den Regen auf wie ein Schwamm. Schon nach wenigen Stunden hatte sich der Boden in eine Schlammwüste verwandelt. Die Pferde kamen nur mühsam voran und sanken immer wieder mit den Hufen tief in den Boden ein, der sie mit schmatzendem Geräusch freigab.
    Mehrere Stunden waren Robin und Funbird nun schon wortlos nebeneinander hergeritten. Der Regen peitschte unvermindert heftig vom Himmel. Ein starker Wind war aufgekommen. Den Männern hing die Kleidung nass und schwer am Leib. Das Wasser rann ihnen in Bächen über das Gesicht und drang ihnen bis auf die Körper. Schlamm spritzte bei jedem Schritt der Pferde links und rechts hoch auf und beschmutzte Stiefel und Beinkleider. Es war kühl geworden, und die Männer wurden allmählich hungrig, denn Mittag war lange schon vorüber. Doch sie gönnten sich keine Pause. Unbeirrt ritten sie durch Sturm und Regen, und endlich erreichten sie, erschöpft und nass bis auf die Knochen, am späten Nachmittag den Planwagen, der am Rand des Weges nach Maidstone auf sie wartete. Helen hatte die näher kommenden Hufschläge als Erste gehört. Sie sprang unter der schützenden Plane hervor und eilte den Reitern entgegen.
    »Nun? Ihr habt ihn nicht gefunden?«, fragte sie bange und sah mitleidig zu Robin, der sie mutlos anschaute.
    »Wir sind zu spät gekommen. Wenige Stunden, bevor wir im Lager eintrafen, ist er nach Dover aufgebrochen. Er versucht, ein Schiff nach Frankreich zu erreichen, das schon in einer Woche den englischen Hafen verlassen will.«
    Die beiden Reiter stiegen aus den Sätteln und kümmerten sich zuerst um ihre Pferde. Als die Tiere gefüttert und getränkt waren, zogen sie sich trockene Kleider an und begaben sich zur Feuerstelle, die Bernice und der Trommler im Schutz einer ausladenden Baumkrone errichtet hatten.

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