Herz in Gefahr (German Edition)
Kraft versuchte er, den Angreifer abzuschütteln, dessen rotes, aufgequollenes Gesicht unbewegt wie eine Teufelsfratze über seinem schwebte. Speichel tropfte aus den sabbernden Mundwinkeln des Mannes auf Robins Gesicht. Luft, er brauchte Luft! Eine bleigraue Schwere hatte sich auf seine Brust gesetzt. Das fratzenhafte Gesicht des Mannes verschwamm, löste sich auf.
Noch einmal glitten Robins Finger suchend über den Boden. Da hörte er wie durch eine dichte Nebelwand Helens Stimme.
»Robin!«, schrie sie weinend. »Hilf mir!«
Und Helens Worte durchdrangen die bleigraue Schwere. Noch immer irrten seine Finger über den Boden. Plötzlich stießen sie an einen harten Gegenstand. Robin hatte das Messer erreicht. Zitternd spürte er den blanken Stahl der Klinge in seiner Hand. In einem letzten, verzweifelten Versuch hob er mit übermenschlicher Anstrengung das Messer und stieß es dem Gegner kraftvoll zwischen die Rippen. Im gleichen Moment lösten sich die rauen Hände von seiner Kehle. Würgend rang Robin nach Atem. Das Erbrochene quoll ihm aus dem Mund. Er keuchte, spuckte, saugte die Luft ein wie ein Ertrinkender und fuhr sich mit der Hand über die schmerzende Kehle.
»Robin! Robin!«, schrie Helen, und ihre Stimme hörte sich an, als käme sie bereits aus einiger Entfernung. Mit einem Satz schüttelte Robin seinen Gegner, der qualvoll stöhnte, von sich ab, und stürzte, ungeachtet der Kämpfe, die sich zwischen den anderen abspielten, aus dem Planwagen.
»Helen!«, schrie er und rannte in die Richtung, ausder jetzt rasch leiser werdende Hufschläge erklangen. Robin sah, dass sich zwei Reiter eilig entfernten. Der eine hatte Helen vor sich auf das Pferd gelegt wie einen Sack Mehl. Robin rannte hinter ihnen her, bis ihm die Lungen zu platzen schienen. Doch die Reiter waren schneller. Bald schon waren sie aus seinem Gesichtskreis verschwunden, und Helens Hilfeschreie verstummt. Robin ließ sich mit einem verzweifelten Aufschrei auf den schlammigen Boden fallen. Doch gleich rappelte er sich wieder hoch und rannte zurück zum Planwagen.
Auf dem Wagen war ein wüstes Handgemenge im Gange. Funbird wälzte sich mit dem anderen Angreifer verbissen auf dem Boden. Der Gegner hielt das Messer in der Hand, bereit bei nächster Gelegenheit zuzustechen. Mit einem Satz sprang Robin auf den Wagen und trat mit seinem Stiefel auf die Hand des Mannes. Mit einem Ruf der Überraschung ließ der das Messer los, und im selbem Moment krachte Funbirds Faust so gewaltig in sein Gesicht, dass der Kopf zur Seite fiel wie ein weggeworfener Lumpenball. Auf der anderen Seite des Wagens hörte er Bernice schreien. Der Jongleur riss sie an den Haaren und schlug ihr mit der flachen Hand mehrmals ins Gesicht. Die kleine Rosa hockte in einer Ecke, hielt beide Hände vor ihre Augen und weinte laut und verzweifelt. Robin spannte alle Muskeln in seinem Körper an. Wie ein Pfeil flog er auf den Jongleur zu und riss ihn von Bernice weg. Der Mann strauchelte und fiel auf den Rücken. Sofort warf sich Robin auf ihn. Die Männer hielten sich an den Kleidern gepackt und wälzten sich auf dem Boden. Fäuste sausten erneut durch die Luft, Knochen krachten. Robin sah das Gesicht des Jongleurs dicht vor sich. In seinen Augen flammte wilder Hass, seine Züge waren entstellt. »Ich bringe dich um, du Ratte«, röchelte der ehemalige Tuchhändler. »Dich und deine Hure!« Wut und Hass gaben ihm eineungeheure Kraft. Er bemerkte, dass Robins Kräfte nach dem vorhergehenden Kampf und dem schnellen Lauf langsam nachließen, packte ihn an seinem Wams und kämpfte sich wieder nach oben. Der Jongleur war nun in der überlegenen Position.
Plötzlich blitzte ein Messer auf. Der Gaukler bog den Körper nach hinten, als wolle er Schwung holen. »Ich schlitze dir die Kehle auf, du widerwärtige, stinkende Laus, und danach nehme ich mir deine Dirne vor!« Verzweifelt kämpfte Robin mit Händen und Füßen, doch es gelang ihm nicht, den Jongleur abzuwerfen. Er versuchte, die Hand, die das Messer hielt, zu fassen zu kriegen, aber er griff ins Leere. Ein brennender Schmerz durchzuckte seinen Körper, als die Dolchklinge in seinen Oberarm drang. Wieder holte der Jongleur aus und zielte diesmal auf Robins Herz. Im selben Augenblick sah Robin Bernice hinter dem Gaukler auftauchen.
Sie sprang dem Mann auf den Rücken. Ihre Hände fuhren wie Krallen durch sein Gesicht und rissen die Haut in blutigen Striemen herunter. Bernice fauchte wie eine Katze. Ihre Arme und Beine schienen
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