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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Auf dem Feuer stand ein gusseiserner Topf, aus dem verlockende Gerüche nach gekochtem Fleisch und Kräutern drangen. Robin und Funbird setzten sich zu den anderen und besprachen sich.
    »Mit dem Planwagen brauchen wir bei diesem Wetter nur wenig länger als zu Pferde. Wir sollten hier übernachten und morgen alle gemeinsam nach Dover aufbrechen. Wir können die Truppe auf den gefährlichen Straßen nicht ohne Schutz lassen. Zwei Männer, zwei Frauen und ein kleines Mädchen sind eine zu leichte Beute für marodierende Räuber. Außerdem wirst du unsere Hilfe in Dover bestimmt gebrauchen können. In fünf Tagen werden wir dort sein«, gab Funbird zu bedenken.
    Robin nickte. Er wusste, dass es wenig Sinn machte, allein zur Küste aufzubrechen. Auch wollte er Helen nicht bei den Komödianten zurücklassen. Funbird hatte Recht, die Straßen waren einfach zu gefährlich.
    Die Komödianten saßen noch für eine ganze Weile am Feuer. Schließlich kroch ihnen die Kälte und Feuchtigkeit in die Glieder, und sie beschlossen, sich schlafen zu legen, um gleich bei Anbruch des folgenden Tages nach Dover weiterziehen zu können.
    Es dauerte gar nicht lange, da herrschte tiefe Ruhe. Die Gaukler schliefen. ‚Nur der Jongleur lag auf dem Rücken, und lauschte angestrengt in die Stille der Nacht. Er hatte große Mühe, Augen und Ohren offen zu halten, denn die Müdigkeit saß ihm schwer auf den Lidern, hatte er doch auch in der vergangenen Nacht wenig Zeit mit Schlafen verbracht. Hoffentlich haltendie Kumpane sich an meinen Plan, dachte er, und erinnerte sich noch einmal an die Worte, die gestern in der verfallenen Kate im Londoner Stadtteil Southwark gefallen waren. Seit nahezu fünf Jahren reiste der Jongleur nun als fahrender Gaukler mit den verschiedensten Truppen durchs Land. Früher war er einmal Tuchhändler gewesen. Mit seiner Frau und seiner Tochter hatte er in Rochester in einem geräumigen Haus aus Stein gelebt, bis die Pest in die Stadt kam. Obwohl diesmal nur wenige Leute an der gefürchteten Krankheit starben, traf es doch seine Frau. Sie erkrankte, wurde schwach und schwächer. Bald schon lag sie mit hohem Fieber und übersät von eiternden Geschwüren in seinem Haus und wartete auf den Tod. Der Jongleur brachte seine kleine Tochter, ein hässliches Mädchen, das verwachsen zur Welt gekommen war, aufs Land zu einer Amme. Als er in die Stadt zurückkehrte, stand sein Haus in Flammen. Eine aufgeregte Menschenmenge verharrte davor und sah zu, wie sich das Feuer durch alle Balken fraß und schließlich das Dach einstürzen ließ.
    Auch die Nebengebäude, in denen das Tuch lagerte und auf den Verkauf wartete, gingen in Flammen auf. Fassungslos musste der Jongleur zusehen, wie all sein Besitz ein Opfer des Feuers wurde. Von den Nachbarn erfuhr er, dass seine Frau am Vormittag an der gefürchteten Pest gestorben war. Der Sheriff der Stadt hatte verfügt, das Tuchhändlerhaus zu verschließen und samt der Leiche niederzubrennen, um zu verhindern, dass die Seuche sich in Rochester weiter ausbreitete. Aus Angst, dass auch der Jongleur schon vom schwarzen Tod befallen war, jagte der Sheriff ihn aus der Stadt. Mittellos fand er sich vor den Stadttoren wieder, die ihm verschlossen blieben. Um nicht zu verhungern, schloss er sich schließlich fahrenden Spielleuten an und erlernte von ihnen die Kunst des Jonglierens. Seitherreiste er mit wechselnden Truppen durch ganz England, doch er hasste das Umherziehen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als eines Tages mit seinen Darbietungen so viel Geld zu verdienen, dass er das fahrende Leben aufgeben, und sich auf einem Stückchen eigenem Land mit seiner Tochter zur Ruhe setzen konnte. Sein jähzorniger, aufbrausender und neidischer Charakter ließ ihn jedoch niemals länger als einige Monate bei ein und derselben Truppe bleiben. Die Kameraden wurden seiner Zornausbrüche und seinen Raufhändel bald überdrüssig und trennten sich von ihm. Und so manchen Winter hatte er sich deshalb schon mit Taschendiebstählen und kleinen Gaunereien über Wasser halten müssen. In jeder Stadt kannte er die Schlupfwinkel der Verbrecher und Ganoven. Doch gestern nun hatte er eine glänzende Idee gehabt, die seinem verhassten Zigeunerleben endlich ein Ende bereiten würde. In Southwark traf er auf vier alte Kumpane, mit denen er gemeinsame Sache zu machen trachtete. Sein Plan war einfach. Lange schon wusste er, dass sowohl Robin als auch Helen aus reichen Verhältnissen stammten. Es würde ein Leichtes

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