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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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später schon eingeschlafen. Nur der Jongleur lag noch wach und hatte jedes Wort der Unterhaltung gehört. Das passt mir gut, dachte er, die Straße nach Maidstone liegt geradezu versteckt zwischen dichten Wäldern. Die Gegend wimmelt nur so von Straßenräubern. Es sollte mir ein Leichtes sein, meinen Plan morgen auszuführen. Er wartete noch eine Weile, bis er ganz sicher war, dass jeder der Truppe tief und fest schlief. Dann stahl er sich heimlich wie ein Dieb aus dem Planwagen und wanderte durch das nächtlich stille London bis zum Stadtteil Southwark, in dem die kleinen Gauner, Taschendiebe, Dirnen und anderes Gelichter zu Hause waren. Der Jongleur hielt sich dicht an den Häusern und verbarg sich geschickt vor den Wächtern, die ihre Runden drehten und die Stunden ausriefen. Endlich war er vor einem verfallenen, windschiefen Haus angelangt, durch dessen Fenster der Schein einer Kerze schimmerte. Er klopfte erst einmal, dann zweimal kurz hintereinander an die Tür und schlüpfte anschließend schnell ins Innere dieser ungastlichen Behausung.

21. Kapitel
    Lange vor dem Morgenlob erwachte Robin. Er hatte unruhig geschlafen und war froh, von seinen düsteren Träumen befreit zu sein. Vorsichtig erhob er sich und sah sich im Wagen um. Die anderen schliefen noch. Rosa hatte sich eng an Helen gekuschelt und im Schlaf einen Finger in den Mund gesteckt. Der Trommler lag auf dem Rücken und schnarchte so kräftig, dass die Plane des Wagens unter seinen Atemstößen leise erzitterte. Doch Bernice, die ihren Kopf auf seine Brust gelegt hatte, schien das wenig zu stören. Auch Funbird, der auf der anderen Seite des Trommlers lag, schlief noch fest. Nur der Jongleur wälzte sich unruhig auf seinem Lager hin und her. Er hatte die Decke bis über den Kopf gezogen und seufzte.
    Behutsam, um die anderen nicht zu wecken, stand Robin auf und sprang leichtfüßig vom Wagen hinunter. Er ergriff die beiden Ledereimer, die hinter den Rädern standen, und ging damit zum Brunnen am anderen Ende des kleinen Platzes. Die Stadt lag noch still und friedlich da. Keine Menschenseele war unterwegs. Nur zwei Hunde stritten sich laut knurrend um eine tote Ratte. Robin schöpfte mit beiden Händen Wasser aus dem Brunnen und schüttete es sich über Gesicht und Oberkörper. Die eisige Kälte des Wassers nahm ihm für einen Moment den Atem. Er prustete und genoss das Prickeln auf seiner Haut. Er beendete seine Morgenwäsche, füllte die Ledereimer und ging leise zurück zum Wagen. Auch Funbird war inzwischen erwacht. Er hatte seinen zerzausten roten Lockenschopf unter der Plane hervorgesteckt und begrüßte Robin mit einem strahlenden Lächeln. Dann wusch auch er sichmit dem eiskalten Brunnenwasser. Die beiden Männer wechselten nur wenige Worte miteinander. Kurz darauf stärkten sie sich mit einem Kanten Brot und einem Stück Käse, dann sattelten sie die Pferde. Vom Schnauben der Tiere und vom Klirren des Sattelzeuges war auch Bernice erwacht. Neugierig lugte sie unter der Plane hervor »Wo wollt ihr hin?«, fragte sie leise.
    »Psst!« Funbird legte seinen Zeigefinger senkrecht über den Mund. »Leise, weck die anderen nicht auf. Robin und ich reiten zum Lager der Yorkisten, um Warthorpe dort aufzuspüren. Wir treffen uns später drei Meilen hinter dem östlichen Stadttor auf der Straße nach Maidstone. Seht zu, dass ihr dort seid, noch ehe die Sonne untergeht.«
    Bernice nickte und winkte den beiden zu.
    »Viel Glück wünsche ich euch, und passt gut auf euch auf«, wünschte sie, dann verschwand sie wieder im Inneren des Planwagens.
    Robin und Funbird waren inzwischen aufgesessen, als eine Stimme sie am Fortreiten hinderte.
    »Robin, bitte warte!«, sagte Helen, die plötzlich neben ihm stand und mit der Hand über seinen Ärmel strich. Robin beugte sich zu ihr hinunter und entdeckte in ihrem Gesicht wieder diese namenlose Traurigkeit und Sehnsucht, die ihm das Herz abschnürte. Verlässt du mich?, fragten ihre Augen. Wie könnte ich jemals von dir fortgehen, antworteten seine. Doch seine Lippen sprachen laut: »Wir sehen uns heute Nachmittag wieder. Lass mich gehen, Helen, die Zeit drängt.«
    Helen sah zu Boden und nickte. Ihre Schultern zitterten leicht, als wolle sie ein Schluchzen unterdrücken.
    »Ich sehne mich so nach dir, Robin. Deine Kälte kann ich kaum ertragen. Ich liebe dich. Wann endlich wirst du mir das glauben?«
    »Wir sind nun Mann und Frau, Helen. Gleichgültig, ob vor Gott oder nur vor den Menschen, ich werde dichehren,

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