Herz in Gefahr (German Edition)
können sie wenigstens für die nächsten Stunden keinen Schaden anrichten. Vor morgen früh wird niemand auf dieser Straße vorbeikommen. Wir können sie nicht einem Sheriff übergeben. Die Ermittlungen würden zu lange dauern, und wir dadurch Warthorpe verlieren. Doch jetzt lasst uns aufbrechen, die Zeit drängt.«
23. Kapitel
Mit dem ersten Hahnenschrei nur wenige Stunden später traf die Gauklerkarawane in Thornwood, einem kleinen Städtchen kurz vor Maidstone, ein.
Auf dem Markt priesen die ersten Händler bereits ihre Waren an. Bernice und Helen machten sich auf den Weg, um Proviant einzukaufen. Robin und Funbird suchten einen Hufschmied auf, um ihre Pferde vor dem langen Ritt nach Dover neu beschlagen zu lassen. Der Trommler und Rosa blieben beim Wagen zurück.
Robin lotste Funbird zielstrebig durch die engen Gassen der Stadt. Er kannte sich recht gut aus in Thornwood, grenzte die Ortschaft doch in nördlicher Richtung an die Grafschaft Cliffordshire. Ein Gefühl, das dem Heimweh ähnelte, beschlich Robin. Die Bloomfield Manors lagen nur ungefähr 50 Meilen entfernt in östlicher Richtung. Wie sehnte er sich nach dem vertrauten Geruch der Heimat, nach bekannten Gesichtern, nach einem Zuhause, das er sein eigen nennen konnte! Doch noch konnte er nicht dorthin zurückkehren. Robin bemühte sich, die Schwermut aus seinem Herzen zu verdrängen. Noch lastete der schreckliche Verdacht, Andrew Waterhouse getötet zu haben, auf ihm. Ich muss Warthorpe finden, darf nicht aufgeben. Er muss der schweren Sünde, die er begangen hat, überführt werden, erst dann kann ich nach Bloomfield zurückkehren und Helen auch vor Gott und der Kirche zu meinem Weib machen. Robin steuerte auf eine Schmiede zu, deren Besitzer für seine gute Arbeit bekannt war. Sie banden die Pferde an einem Unterstand fest und warteten, denn der Hufschmied war noch dabei, dass Feuer zu schüren. Außer Robin und Funbird warteten noch einHandwerker mit seinem Maulesel und der Knappe eines Ritters darauf, ihre Tiere ebenfalls neu beschlagen zu lassen.
Es dauerte nicht lange, da kamen sie miteinander ins Gespräch. Die Schlacht bei St. Albans und die Gefangennahme des Königs bildeten den Mittelpunkt der Unterhaltung und natürlich die Kosten, die dieser Rosenkrieg fordern würde.
»Es ist nur gerecht, dass diesmal die Lords und Squires zur Kasse gebeten werden«, sagte der Handwerker. »Wenn sie eine Adelsfehde um den Thron ausfechten wollen, dann sollen sie auch selbst dafür bezahlen.«
»Recht habt Ihr, Master«, stimmte ihm der Knappe zu. »Es reicht schon, wenn sich die hiesigen Lords selbst zerfleischen.«
»Wie meint Ihr das, Master?«, fragte Robin nach, denn die Aussage des Mannes klang in seinen Ohren so, als würde es gerade hier in der Gegend Unruhen geben, die sich vielleicht gar bis Bloomfield hinzögen.
»Habt Ihr es noch nicht gehört, Fremder?«, fragte der Handwerker zurück. »Sir Warthorpe, ein Ritter aus der Grafschaft, jagt den Lord von Bloomfield, weil er den Erben der Waterhouse Manors getötet haben soll. Er hat ein Kopfgeld von 50 Goldstücken auf ihn ausgesetzt, doch der Lord versteckt sich wohl derzeit in Canterbury. Und die ehemalige Verlobte des Gejagten, Lady Helen Waterhouse, hat das Kopfgeld sogar noch um 50 Goldstücke erhöht.«
Funbird sah, wie Robin bei diesen Worten erblasste. Seine Finger krallten sich um die Zügel seines Pferdes, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Schnell klopfte der Gaukler seinem Freund beschwichtigend auf die Schulter, dann sagte er, zu dem Handwerker gewandt: »Mir scheint, Ihr seid nicht auf dem neuesten Stand, Master. Nicht Sir Warthorpe ist auf der Jagd nach Lord Bloomfield, sondern umgekehrt, denn der Herr derWarthorpe Manors war es, der Andrew Waterhouse getötet hat.«
Der Handwerker zuckte nur gleichgültig mit den Achseln.
»Ehrlich gesagt ist es mir gleich, wer von den Herren wen umbringt. Doch wenn meine ehemalige Verlobte 50 Goldstücke auf meinen Kopf aussetzen würde, wüsste ich, wer als Nächstes sterben müsste.«
Bei diesen Worten fuhr Robin so heftig herum, dass die Pferde erschraken und aufgeregt schnaubten.
»Was Ihr da sagt, Master, ist nicht wahr!«, herrschte er den Handwerker an. Dieser zog verstört den Kopf ein.
»Ich schwöre es Euch, Mylord«, stammelte er ängstlich. »Der Stadtbüttel hat es verkündet. Gerade zwei Wochen ist es her, als er es in der Stadt ausgerufen hat.«
Robin sank auf ein Mauerchen, als hätte ihm jemand die Füße
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