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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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kleines Kind.
    »Ich kann mir gut vorstellen, wie es damals in Euch ausgesehen hat, Helen. Und ich weiß auch, dass Ihr Robin liebt. Alles wird wieder gut, dass verspreche ich Euch. Lasst ihm ein wenig Zeit, um alles zu verdauen. Robin liebt Euch genauso wie ihr ihn. Er wird Eure damalige Lage verstehen lernen, und sein verletzter Stolz wird heilen. Er und ich werden sofort nach Dover aufbrechen, um Warthorpe zu finden. Nehmt den Planwagen und fahrt gemeinsam nach Waterhouse. Helen, glaubt Ihr, Euer Vater nimmt Bernice, Rosa und Lionel für eine Weile bei Euch auf?«
    Mit rot geweinten Augen sah Helen auf und löste sich von Funbird. Sie nickte und sagte dann: »Ihr alle seid meine Freunde. Die besten, die ich je hatte. Und mein Zuhause soll auch euer Zuhause sein.«
    Noch einmal umarmte Funbird die junge Frau und schloss auch Bernice in seine Arme.
    »Gott schütze Euch«, sagte er. »Ich hoffe, wir sehen uns alle recht bald wieder.« Dann drehte er sich um und ging zur Hufschmiede zurück. Wenige Stunden später hatten sie Thornwood bereits einige Meilen hinter sich gelassen.
    Den ganzen Tag über war Matthew geritten, ohne sich die kleinste Pause zu gönnen. Er musste Dover erreichen, musste England so schnell wie möglich verlassen! Ein Handelsschiff, das in wenigen Tagen nach Calais auslaufen sollte, war sein Ziel. Doch die Wunde an seiner Schulter war noch nicht verheilt. Sein ganzer Arm tat weh, und am Abend wurden die Schmerzen sostark, dass er sich kaum noch im Sattel halten konnte. Der Verband war blutverkrustet, die Wunde brannte und pochte. Er war zu Tode erschöpft und musste aufpassen, dass er nicht einschlief. Seit dem frühen Morgen hatte er keinen Bissen mehr gegessen und keinen Schluck getrunken. Nun sehnte er sich geradezu nach einem Stück Brot, einem Krug Wein und nach einer trockenen und warmen Schlafstatt. Auch sein Pferd war erschöpft. Angestrengt setzte es einen Huf vor den anderen. Der dunkle, mächtige Leib glänzte vor Schweiß, die Zunge hing ihm durstig aus dem Maul, die Nüstern bebten.
    Als er in einiger Entfernung die Häuser eines Dorfes auftauchen sah, seufzte Matthew erleichtert auf und ritt mit neuem Schwung darauf zu. Am Ortseingang fragte er einen Jungen nach dem Gasthaus. Der Junge wies ihm mit dem Finger den Weg und bemerkte mit einem Blick auf Matthews durchgebluteten Verband:
    »Ihr habt Glück, Mylord. Gerade gestern ist ein fahrender Bader bei uns eingetroffen. Er hat schon jede Menge Zähne gezogen, Verletzungen geheilt und sogar einem alten Mann den Star aus den Augen gestochen. Er ist ein wahrer Wunderheiler, und Ihr tätet gut daran, ihn einen Blick auf Eure Wunde werfen zu lassen.«
    »Halt den Mund, Kerl. Ich habe dich nach einem Gasthaus gefragt und nicht um heilkundigen Rat gebeten«, fuhr Matthew den Knaben hochtrabend an und ritt ohne ein Wort des Dankes in die angegebene Richtung davon.
    Im Hof der Schenke warf er einem Knecht die Zügel seines Pferdes zu. Dann betrat er den Schankraum, der zum Bersten mit Gästen gefüllt war. Doch die Leute waren nicht gekommen, um ihren Hunger oder Durst zu stillen. Sie alle standen in einer Reihe an und warteten darauf, dem Bader ihre Wehwehchen zeigen zu können.
    Der Bader, ein knorriges, dünnes Männlein mit gelbem Haar und schmalen bernsteinfarbenen Augen, saß in einer Ecke und hielt mit seiner Gehilfin die Sprechstunde ab. Der Tisch vor ihm war mit kleinen Tiegeln und Döschen vollgestellt. Daneben lag eine stattliche Anzahl der verschiedensten chirurgischen Instrumente.
    Die Gehilfin, ein rotbackiges, dralles Ding von ungefähr 18 Jahren, stampfte in einem Mörser verschiedene Kräuter zu Brei.
    Matthew setzte sich etwas abseits an einen Tisch, bestellte sich eine zünftige Mahlzeit und beobachtete den Bader bei der Arbeit.
    Eine vom Alter gebückte Frau mit grauen, strähnigen Haaren war die nächste Patientin. Ihre rechte Wange war dick angeschwollen, und sie jammerte leise vor sich hin. Der Bader wies seine Gehilfin an, der Alten den Kopf zu halten. Dann nahm er ein zangenähnliches Gerät vom Tisch und fuhr der Greisin damit in den Mund.
    »Euer Backenzahn ist von der Zahnfäule befallen. Ich muss ihn herausziehen, damit Eure Schmerzen aufhören«, erklärte er kurz und packte die Zange fest mit beiden Händen. Die Gehilfin umklammerte den Kopf der Patientin, der Bader ruckte einmal kräftig an der Zange, die Alte stöhnte gotterbärmlich, und kurz darauf holte der Heilkundige einen schwarzen, stinkenden Zahn

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