Herz in Gefahr (German Edition)
weggezogen. Seine Kieferknochen mahlten, dass man das Knirschen der Zähne hörte. Alle Muskeln seines Gesichtes waren gespannt und wirkten wie aus Marmor gemeißelt. Sie war es also gewesen, die das Kopfgeld erhöht hatte!
»Komm ein paar Schritte zur Seite«, forderte Funbird ihn energisch auf und zog Robin hoch. Widerstrebend ließ der sich das gefallen und durch den Hof der Hufschmiede hinaus auf die Straße führen. Wie betrunken taumelte er und schlug sich immer wieder mit der Faust an die Stirn.
»Diese falsche Schlange«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Und ich hatte gerade begonnen, ihr wieder zu vertrauen.«
Funbird hatte seinen Arm um Robins Schultern gelegt. »Das alles ist schon zwei Wochen her, mein Freund. In der Zwischenzeit ist einiges passiert. Helen und du, ihr habt viele Gefahren gemeinsam bestanden.Sie hat sich deines Vertrauens würdig erwiesen. Sie hat das Kopfgeld auf dich ausgesetzt, als sie noch glaubte, du wärest der Mörder ihres Bruders! Doch nun hegt sie keinerlei Zweifel mehr an deiner Schuld. Du musst ihr vergeben!«
»Niemals!«, erwiderte Robin. »Wie kann ich ihr verzeihen, dass sie für meinen Kopf zahlen wollte? Sie wollte mich tot sehen, tot, Funbird! Einen anderen Mann statt meiner heiraten, gut. Diese Entscheidung war wohl aus ihrem Leid geboren. Doch dass sie bereit war, für meinen Tod zu bezahlen, nein, das werde ich niemals begreifen!«
»Wenn sie deinen Tod wirklich gewollt hätte, Robin, warum hat sie dann für dich gebürgt und damit ihre Zukunft verpfändet? Warum hat sie sich an deiner Seite auf diese beschwerliche und abenteuerliche Reise begeben und sich selbst in Gefahr gebracht? Es wäre ihr ein Leichtes gewesen, deinen Kopf zu kriegen, wenn sie ihn gewollt hätte! Begreife endlich, dass Helen dich liebt und deines Vertrauens würdig ist!«
»Nein! Das kann ich nicht!« Robin schüttelte den Kopf.
»Und was willst du jetzt tun?«
»Ich werde nach Dover reiten. Ich breche sofort auf, wenn die Pferde beschlagen sind. Warthorpe darf mir nicht entkommen, gleichgültig, was geschehen ist. Mein Herz blutet, doch die Hand, die das Schwert führt, ist ruhig.«
Funbird nickte. »Ja, das wird wohl das Beste sein. Ich begleite dich, das habe ich versprochen. Gib mir ein wenig Zeit, damit ich mich von Bernice und den anderen verabschieden kann. Sie sollen hier bleiben und darauf warten, bis ich zurückkehre.«
Robin nickte, ging zurück in den Hof des Schmiedes und setzte sich wieder auf das kleine Mäuerchen, ohne‘ die anderen Wartenden weiter zu beachten. Er stützteden Kopf in die Fäuste und gab sich ganz seinem Schmerz hin.
Funbird lief unterdessen zurück zum Planwagen und überlegte fieberhaft nach einer Lösung für die beiden unglücklichen Liebenden. Auch der Gedanke, die beiden Frauen und das kleine Mädchen in der Obhut eines einzigen Mannes zurücklassen zu müssen, benagte ihm nicht. Schließlich fiel dem Gaukler die Lösung ein. Waterhouse! Er würde die Truppe nach Waterhouse schicken. Dort wären sie in Sicherheit, und Robin würde eines baldigen Tages dorthin zurückkehren. Und bis dahin hatte er ihn bestimmt auch davon überzeugt, dass Helen ihn liebte.
Helen, ja, das war ein Problem. Was sollte er der jungen Lady sagen? Doch Funbird kam nicht dazu, sich lange darüber Gedanken zu machen, denn Helen und Bernice standen plötzlich vor ihm. Sie trugen prallgefüllte Einkaufskörbe über den Armen und strahlten voller Heiterkeit.
»Wo ist Robin?«, fragte Helen.
Funbird sah sie an und wandte dann sofort den Blick von ihren fragenden Augen ab.
»Was ist los, Funbird? Wo steckt er?«, drang sie in ihn. »Ist etwas passiert?«
Der Gaukler brachte es nicht über sein Herz, die junge Lady anzulügen.
»Er hat von dem Kopfgeld erfahren, welches Ihr auf ihn ausgesetzt habt«, antwortete er leise.
»Oh, mein Gott!«, rief Helen aus und schlug die Hände vors Gesicht. »Wie konnte das passieren? Ich hoffte, er würde es nie erfahren!«
Dann krallte sie ihre Hände verzweifelt um Funbirds Schultern und rüttelte den Mann. »Ihr müsst ihm sagen, dass ich es aus Verzweiflung getan habe! Ich war so verstört über den Tod meines Bruders, dass nur ein Gedanke mich beherrschte: Rache. Und da ich annehmen musste, Robin sei der Mörder, wollte ich ihn tot sehen. Ich wusste doch nicht, dass ... «
Schluchzend brach sie ab und sank Funbird weinend in die Arme. Der Gaukler streichelte behutsam ihren Rücken und wiegte sie hin und her wie ein
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