Herz in Gefahr (German Edition)
leicht mit ihr haben«, stellte er fest und sah seine Tochter voller Stolz an.
»Dann wird sie lernen müssen, sich zu fügen«, erwiderte Robin und zwinkerte Helen zu, die nicht wusste, ob er die Worte im Ernst oder im Spaß gemeint hatte. Helen hatte keinesfalls vor, sich von nun an bevormunden zu lassen, und das wollte sie sofort und ein für alle Mal klarstellen.
»Oh, nein!«, rief sie deshalb voller Empörung, und ihre Augen blitzten Robin angriffslustig an. »Keinesfalls werde ich nach Eurer Pfeife tanzen, nur weil Ihr es befehlt. Ihr werdet mich schon zwingen müssen, Euch zu gehorchen, falls Eure Argumente zu schwach sind, um mich zu überzeugen.«
Auch der Earl of Clifford wandte seine Aufmerksamkeit nun dem kleinen Disput zu. »Passt auf, Lord Bloomfield«, sagte er amüsiert zu Robin, der Mühe hatte, sich das Lachen zu verbeißen. »Lasst die Henne nicht vor dem Hahn krähen, sonst überhört ihr den Fuchs. Ich fürchte, die Schlachten, die Ihr in Eurer Ehe schlagen müsst, sind schwerer zu gewinnen als die, bei denen ihr hoch zu Ross das Schwert geführt habt.«
Robin, den Helens leichte Verärgerung nicht unberührt ließ, versuchte, das Gespräch wieder auf ein unverfänglicheres Thema zu bringen. Mit einem Finger berührte er das Kollier aus funkelnden blauen Saphiren, das Helen heute trug und das so wunderbar zu ihren blauen Augen passte.
»Saphire sind die Steine der Hoffnung«, sagte er im leichten Plauderton. »Da du sie heute am Verlobungstag trägst, bedeutet das wohl, dass du die Hoffnung auf eine Besserung meiner Person noch nicht ganz zu Grabe getragen hast?«
»Wären Opale, die Steine, die man auch ›Unglücksboten‹ nennt, Euch passender erschienen?«, gab Helen geistesgegenwärtig zurück und löste mit dieser Bemerkung erneut Heiterkeit bei den Umsitzenden aus. Und erfreut darüber, dass das Lachen diesmal nicht auf ihre Kosten ging, schenkte sie Robin ein triumphierendes, doch versöhnliches Lächeln.
Nun erschienen endlich die Spielleute im Saal. Sie packten ihre Instrumente aus und spielten die ersten Takte eines Tanzes. Eine kleine Hand zupfte an Helens Ärmel. Der kleine Andrew stand neben ihr, reichte ihr einen Strauß Butterblumen, den er auf der Wiese für sie gepflückt hatte und an dem bereits die Pferde einmal kurz knabbern durften. Gerührt griff Helen nach den Blumen, die schon bedauerlich die armen Köpfchen hängen ließen.
»Ich danke dir sehr, Andrew, für die wunderschönen Blumen«, sagte sie.
»Ist schon gut«, winkte der Junge großzügig ab. »Margaret hat gesagt, ich soll sie dir pflücken, damit du auch einmal mit mir tanzt. Hörst du die Musik? Tanzt du jetzt mit mir?«
Helen lachte und schüttelte belustigt den Kopf.
»Andrew, heute ist mein Verlobungsfest. Da gehört der erste Tanz dem Bräutigam. Wirst du dich auch mit dem zweiten zufrieden geben?«, fragte sie.
»Nein, die zweite Geige will ich nicht spielen!«, erwiderte der Knirps gekränkt. »Dann verfüttere ich die Blumen lieber weiter an die Pferde.«
Er nahm seiner Schwester den Strauß wieder ab und rannte mit beleidigter Miene zur Halle hinaus.
Robin griff nun Helens Hand, und Helen, die auch noch den letzten Rest ihrer Empörung beim Klang der Musik schlagartig vergessen hatte, ließ sich von ihm nur zu gern auf die Tanzfläche ziehen. Die anderen Gäste bildeten einen Kreis um die beiden und klatschten im Takt der Musik in die Hände. Niemandem fiel auf, dass Sir Matthew allein auf seiner Bank zurückgeblieben war. Mit mürrischer Miene saß er am Tisch, und es bestand kein Zweifel daran, dass seine schlechte Laune mit der Verlobung von Helen und Robin zusammenhing. Verstohlen sah er sich nach allen Seiten um. Als er sicher sein konnte, dass niemand ihm Beachtung schenkte, stand er auf und schlenderte betont gleichmütig an das Kopfende der Tafel, wo noch wenige Minuten zuvor das junge Paar gesessen hatte. Dort angekommen, bückte er sich blitzschnell neben Robins Stuhl zu Boden, hob einen dunklen, weichen Gegenstand, der achtlos beiseite gelegt worden war auf und ließ ihn unbemerkt unter seinem Wams verschwinden. Dann schlenderte er zu seinem Platz zurück, leerte einen weiteren Krug Wein und sah mit unbeteiligter Miene den Tanzenden zu.
Es war schon weit nach Mitternacht, als die letzten Gäste sich schließlich zum Schlafen niedergelegt hatten. Der tiefdunkle Himmel über der Burg Waterhouse war über und über mit Sternen bedeckt, und die silberne Scheibe des Mondes hüllte
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