Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
Vom Netzwerk:
Margaret schluchzte laut auf, als die Männer ihn an langen Seilen in die Grube hinunterließen. Darauf hörte man aus den Reihen der Dorffrauen ein Tuscheln und Zischen:
    »Seht, wie sie aufgeheult hat, als der Pater das Weihwasser zur Hand nahm, die Unselige!«
    Für einen kurzen Moment unterbrach Pater Gregor die Beisetzungszeremonie und warf einen warnenden Blick auf die Dorffrauen. Dann fuhr er fort:
    »Im Wasser und im Heiligen Geist wurdest du getauft. Der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat.«
    Nun schwenkte er Weihrauch über die Grabstelle und sprach dazu: »Dein Leid war Gottes Tempel. Der Herr schenke dir die ewige Freude.«
    Pater Gregor bückte sich nieder und nahm eine Hand voll Erde auf .Er warf sie in das offene Grab, wo sie mit einem verhaltenen Poltern auf den Sarg aus Eichenholz traf.
    »Von der Erde bist du gekommen, und zur Erde kehrst du zurück. Der Herr wird dich auf erwecken.«
    Er schlug ein Kreuzzeichen über dem Grab und die versammelte Trauergemeinde tat es ihm nach.
    »Das Zeichen unserer Hoffnung, das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus sei aufgerichtet über deinem Grab.«
    Der anschließende Gesang wurde erneut vom Tuscheln der Dorffrauen begleitet, die jede Bewegung und jedes Minenspiel Margarets genau beobachteten und leise kommentierten: »Sie schlägt das Kreuz, sie schlägt das Kreuz, seht nur! Die andere Hand hält sie dabei hinter dem Rücken verborgen. Das kann nur bedeuten, dass sie den armen Jungen über das Grab hinaus verflucht.«
    Lord Waterhouse, der sich bisher um die Unruhe unter den Leuten seines Dorfes nicht gekümmert hatte, sah jetzt auf und ließ seine Blicke fragend zwischen den Frauen und Margaret hin- und herwandern. Dann forderte er Pater Gregor mit einer Handbewegung auf, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Der Pater nickte schuldbewusst und stimmte mit so kräftiger Stimme ein Lied an, dass die anderen es ihm pflichtschuldigst nachtaten. Anschließend trat jeder der Anwesenden einzeln zum Grab, um mit einer Hand voll Erde endgültig Abschied von dem Jungen zu nehmen. Margaret wollte sich nicht länger den anschuldigenden Blicken aussetzen, deshalb wartete sie, bis die Dorfbewohner sich entfernt und den Friedhof verlassen hatten. Dann trat auch sie an die offene Grabstelle, warf Erde und einen Strauß duftender Maiglöckchen auf den Sarg und sprach ein letztes Gebet für ihren verlorenen Schützling. Dann begab sie sich in die Halle, wo sich die Familie und deren Freunde, Verwandte und Vertraute zum Leichenschmaus zugammengefunden hatten.
    Die Mahlzeit stand noch ganz im Zeichen des feierlichen Begräbnisses. Unzählige Kerzen brannten und in einer Ecke der Halle war ein kleiner, blumengeschmückter Altar aufgebaut. Das Holzschwert und eine gemalte Ölminiatur erinnerten an den kleinen Andrew, der noch bis vor wenigen Tagen die Burg mit seinem fröhlichen Lachen und seiner kindlichen Unbeschwertheit erhellt hatte.
    Nach dem Essen machte sich der Earl of Clifford auf den Weg zurück nach Hause. Unter vielen Dankesworten begleitete Lord Waterhouse seinen Lehnsherrn bis zum Torhaus und blieb dort stehen, bis der kleine Tross hinter dem Hügel verschwunden war. Auch Pater Gregor begab sich zurück in sein Kloster, um den Ordensgeschäften nachzugehen. Vorher verabschiedete er sich von Lord Waterhouse und Helen und reichte auch Sir Matthew Warthorpe, der noch auf der Burg bleiben wollte, die Hand.
    »Warum verlasst Ihr uns so frühzeitig, Pater?«, fragte Matthew. »Ich habe vor, noch heute eine Neuigkeit zu verkünden, die auch für Euch von Interesse sein könnte.«
    »Es gibt arme Seelen, die meinen Beistand nötiger haben, als Ihr«, antwortete der Pater, der sich in Matthews Anwesenheit immer etwas unbehaglich fühlte, ohne erklären zu können, woher dieses Unbehagen rührte. Manchmal hatte er sogar den Eindruck, als ob Sir Warthorpe sich heimlich über ihn lustig machte. Pater Gregor hatte über das, was Matthew ihm über Margaret erzählte hatte, noch einmal gründlich und lange nachgedacht. Er war zu dem Ergebnis gekommen, dass er in dieser Hinsicht vorerst nichts unternehmen, sondern vielmehr den Dingen seinen Lauf lassen würde. Er war sich ganz sicher, dass Matthew ihn nicht um seiner blauen Augen willen gewarnt hatte, ja, er befürchtete sogar, als Mittelsmann in einem bösen Spiel missbraucht zu werden. Wenn Warthorpe mit Margaret ein Hühnchen zu rupfen hatte, dann sollte er das gefälligst allein tun. Er, Gregor, würde sich aus

Weitere Kostenlose Bücher