Herz in Gefahr (German Edition)
allem heraushalten, ganz so, wie es sich für einen getreuen Diener der Kirche anschickte.
»Natürlich, ehrwürdiger Pater«, sagte Matthew nun spöttisch. »Gottes Werk gebührt der Vorrang. Denn nur so können wir helfen, den Teufel zu besiegen.«
»Wie Recht Ihr habt, Sir. Und jeder Mensch muss den rechten Weg selbst finden«, antwortete Pater Gregor dunkel, ließ Matthew stehen und ging hinaus.
Auch der Rittmeister und Margaret waren wieder zu ihrem Tagwerk zurückgekehrt. Nun befanden sich nur noch Helen, Lord Waterhouse und Sir Warthorpe in der Halle.
»Mein lieber Onkel«, begann Matthew salbungsvoll. »Ich möchte nicht ungehörig erscheinen und Eure Trauer, die ich teile, missachten. Doch erscheint es mir eine günstige Gelegenheit zu sein, etwas Licht in diesen schmerzlichen Tag zu bringen. Erlaubt mir deshalb, dass ich in aller Form erneut um die Hand Eurer bezaubernden Tochter anhalte. Nach den Ereignissen der letzten Zeit verbindet uns noch viel mehr, als eine gemeinsame Ahnenreihe. Wir haben zusammen das Tal der Tränen durchschritten und werden in Zukunft alles daran setzen, auch einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen, der sowohl meine als auch Eure Ehre befleckt hat. Darum lasst uns zusammen arbeiten, denn gemeinsam sind wir stärker als jeder für sich allein. Euch, Helen, bitte ich von ganzem Herzen, meine getreue Gemahlin zu werden. Und ich bitte Euch, Onkel, erteilt uns Euren Segen. »
»Nun, Matthew«, antwortete Lord Waterhouse und bemühte sich, seine Verwunderung zu überspielen, »Euer Antrag kommt überraschend. Doch wenn Helen einwilligt, Eurer Weib werden zu wollen, so bin ich gern bereit, dazu meinen Segen zu geben.«
Helen, die die ganze Zeit über ungerührt dabei gesessen hatte, blickte nun auf. In ihren Augen war nicht das leiseste Zeichen der Freude zu sehen und nicht das geringste Lächeln erschien auf ihren Lippen. Sie tat, als wäre nicht über sie, sondern über eine gänzlich Fremde, mit der sie nichts gemein hatte, gesprochen worden.
»Kind, hast du gehört, was Matthew gesagt hat?«, fragte deshalb Lord Waterhouse.
»Ja. Ich habe seine Worte vernommen. Ich liebe Matthew Warthorpe nicht und werde ihn niemals lieben können.«
»Liebe ist nicht das Wichtigste!«, versicherte Matthew eilig. »Auf ein gemeinsames Ziel und auf Erben kommt es an. Waterhouse darf nicht länger ohne gesicherte Nachfolge bleiben.«
»Unterbrecht mich nicht, Cousin«, antwortete Helen hoheitsvoll. »Wenn Ihr klug seid, zieht Ihr den Antrag zurück und erspart Euch den Verdruss, den eine Ehefrau, die Euch weder liebt noch achtet, bereiten wird. Und auch Ihr liebt mich nicht. Was immer ihr zu Eurer Verteidigung zu sagen habt, spart Euch die Worte und befleckt Euch nicht unnötig mit Lügen. Denn Ihr seid unfähig, jemanden zu lieben. Und wenn Ihr es doch tun solltet, dann so, wie Ihr esst: mit viel Geräusch und wenig Zartgefühl. Doch all das ist nicht wichtig. Liebe bedeutet mir nichts mehr. Eine Ehe ist so gut wie die andere, ein Gemahl so schlecht wie der andere. Ich binalso bereit, Eure Frau zu werden. Nur eine Bedingung habe ich: Führt mich so schnell wie möglich vor den Altar.«
»Aber Kind, willst du die Trauerzeit nicht einhalten? Warum diese Eile? Lass dir Zeit, komme erst einmal zur Ruhe und entscheide dann über dein weiteres Leben«, drang der Lord in seine Tochter. Er fühlte, dass über dieser vorschnell geschlossenen Ehe kein Segen liegen würde und dass Helen das Glück, das er ihr so sehr wünschte, versagt bliebe.
»Nein, Vater. Die Trauerzeit ist etwas für Höflinge. Wie lange meine Trauer währt, lässt sich nicht in Wochen oder Monaten zählen. Auch Andrew hat nichts davon, wenn ich mich schwarz verhülle. Er ist tot.«
»Der Schmerz vergeht, mein Kind«, tröstete Waterhouse seine Tochter hilflos und ohne zu verstehen. »Doch lass dir Zeit, ich bitte dich.«
»Matthew, wenn Ihr trotzdem noch gewillt seid, mich zu Eurem Weibe zu wählen, dann soll es geschehen«, antwortete Helen ungerührt und ohne auf die Worte ihres Vaters zu reagieren. Warthorpe nahm als Antwort ihre Hand und führte sie zu einem Kuss an seine Lippen.
»Gut, Ihr seid also einverstanden. Dann lasst uns mit den Hochzeitsvorbereitungen beginnen. Wir alle leben nur eine kurze Zeit. Und was uns beschert ist, sollten wir nicht vergeuden«, beendete Helen das Gespräch und stand auf. Ohne sich noch einmal nach ihrem Vater oder Warthorpe umzudrehen, verließ sie die Halle und begab sich in ihr
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