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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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sich ganz in der Nähe ein Kloster der Augustiner, zu denen einst auch Thomas Becket gezählt hatte, befinden musste. Er plante, sich dort einen Pilgermantel geben zu lassen und hoffte, damit noch unauffälliger zu wirken.
    Nach zwei Stunden hatte er die Abtei erreicht. Er klopfte an die Pforte und wartete, bis ein Mönch in einer schwarzen Kutte ihm öffnete.
    »Grüß Gott, Bruder! Einen guten Abend wünsche ich Euch«, sagte Robin in das fragende Gesicht des jungen Mönches. »Ich bin auf der Pilgerreise nach Canterbury. Ich möchte die Kathedrale mit den Reliquien des Heiligen Thomas besuchen und bitte Euch um eine Pilgernadel, den Hut und um den grauen Umhang, an demdie Menschen, die sich auf dem Weg zu den heiligen Stätten befinden, zu erkennen sind.«
    Der Mönch sah Robin prüfend von oben bis unten an. »Ich kenne Euch nicht, Fremder. Woher soll ich wissen, ob Ihr tatsächlich ein frommer Pilger seid?«
    »Dann führt mich zu Eurem Abt. Mein Bruder gehört zu den Schreibern des Erzbischofs von Canterbury. Der Abt hat sicher von ihm gehört oder kennt ihn gar.«
    »Gut. Tretet ein. Wir weisen niemanden ab.«
    Der Mönch trat zur Seite, und Robin ging an ihm vorbei. »Folgt mir!«, forderte der Bruder ihn auf und schritt voran. Sie überquerten den Klosterhof, in dessen Mitte ein hübsches Gärtchen mit Kräutern gepflanzt war. Dann betraten sie einen Säulengang, an dessen Ende sich ein großer Speiseraum befand. An hölzernen Tischen saßen allerlei Reisende – Kaufleute auf dem Weg zum Markt in die Stadt, Boten und umherziehende Spielleute. Gespräche wurden von Tisch zu Tisch geführt. Gelächter und sogar Flüche durchschwirrten den Raum. Niemand schenkte dem Neuankömmling Beachtung.
    »Wartet hier und lasst Euch eine Schüssel Grütze geben«, sagte der Mönch. »Ich werde inzwischen beim Abt für Euch vorsprechen.«
    Dann drehte er sich um und verließ den Speisesaal durch eine Seitentür. Robin betrachtete jeden einzelnen Gast ganz genau, ob sich wohl einer der Warthorpeschen Gefolgsleute darunter befand, der auf der Suche nach ihm war. Doch keiner der Anwesenden kam ihm bekannt vor. Robin atmete auf und Heß sich eine Schüssel Grütze und einen Kanten Brot geben. Mit großem Appetit verspeiste er die karge Mahlzeit und stillte seinen Durst mit einem dünnen Gebräu, bestehend aus reichlich Wasser und wenigen Tropfen Ale. Er hatte gerade aufgegessen, als der Bruder, der ihn eingelassen hatte, plötzlich nebenihm stand und ihm ein Zeichen gab, zu folgen. Der Mönch lief voran. Sie verließen den Speisesaal durch die Seitentür und durchquerten einen Gang, der nur unzureichend von Pechfackeln erhellt war. Vor einer schmalen Holztür blieb der Mönch stehen.
    »Hier ist es. Der Abt erwartet Euch«, sagte er.
    »Danke, Bruder, für Eure Hilfe«, antwortete Robin und klopfte hart an die Tür.
    Als von drinnen eine Stimme »Kommt herein« rief, trat er ein. Der Abt, ein schwerer Mann mit geröteter Nase, saß hinter einem Pult aus Eiche. Vor sich hatte er ein Schreibtablett aufgebaut. Eine Bibel in lateinischer Schrift lag aufgeschlagen daneben.
    »Ihr also seid es, dessen Bruder als Schreiber beim Erzbischof von Canterbury tätig ist«, sagte er mit einer tiefen, wohlklingenden Stimme.
    Robin nickte. »Jawohl, Mylord. Der Name meines Bruders lautet Jeremy.«
    Der Abt sah Robin direkt in die Augen. Dann sagte er: »Tretet näher, Lord Bloomfield.«
    »Ihr wisst, wer ich bin?«, fragte Robin erstaunt.
    »Es gibt um diese Jahreszeit nicht viele Pilger, die in unserem Haus absteigen. Und die wenigen, die wir hier begrüßen können, tragen bereits einen grauen Pilgermantel, den Hut und die Nadel. Außerdem hat wohl niemand sonst einen Bruder mit Namen Jeremy, der als Augustinermönch am Hof von Thomas Bourchier als Schreiber dient. Doch nicht nur daran habe ich Euch erkannt. Es waren zwei Reiter hier, die nach Euch fragten. Sie kamen von Warthorpe und prahlten damit, jedem Mann 50 Goldstücke zu geben, der Euch ihnen ausliefert.«
    Robin sah zu Boden und überlegte. Was hatte der Abt vor? Wollte er sich die 50 Goldstücke verdienen, indem er ihn hier festhielt und an Sir Matthew auslieferte? Das durfte er nicht. Jede Kirche, jedes Klostermusste einem Menschen, gleichgültig, was ihm vorgeworfen wurde, Asyl gewähren. Nur deshalb hatte Robin gewagt, das Kloster zu betreten. Er hatte geahnt, dass Warthorpes Leute auch hier nach ihm gesucht hatten, doch durch das Asylrecht wähnte er sich in Sicherheit. Sollte

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