Herz in Gefahr (German Edition)
geurteilt«, wandte sich Helen an Clifford. »Doch ich möchte unbedingt sicher gehen, dass Robin Bloomfield seine Schuld sühnen muss. Es darf ihm nicht gelingen, sich der gerechten Strafe durch Flucht zu entziehen. Alles, alles muss getan werden, damit der Mörder meines Bruders aufgegriffen und getötet wird. Ich will Robin Bloomfield tot sehen!«
Bei den letzten Worten war der lodernde Hass auf den einstigen Geliebten, der sich in Helen angestaut hatte, überdeutlich zu hören gewesen. Hart und schrillklang ihre Stimme. Ihre Augen sprühten Funken, der Mund war verkniffen. Alles Weiche, Weibliche war von ihr gewichen. Wie ein Racheengel stand sie vor dem Gericht, und ihre Haltung drückte Unnachgiebigkeit und Kampfbereitschaft aus. Eine Kriegsgöttin, eine Amazone, kalt, entschlossen, und doch von unendlicher, aber eisiger, schmerzender Schönheit. Selbst die härtesten Männer unter den Anwesenden erschraken, als sie die Worte hörten und Helen dabei ansahen. Es gibt nichts Gefährlicheres als eine von Rache getriebene Frau, dachte der Rittmeister und sah Helen mit einer Mischung aus Respekt und Furcht an. Jeder der Anwesenden ahnte, dass sie nicht eher ruhen würde, bis sie Robin Bloomfield tot vor ihren Füßen liegen sah.
»Gut. Es sei so, wie Lady Helen Waterhouse es wünscht: Das Kopfgeld wird auf die doppelte Summe erhöht. Noch heute werden wir Boten bis in die entlegensten Winkel der Grafschaft Cliffordshire entsenden, die das Urteil verkünden. Damit ist die Verhandlung geschlossen.«
Die Anwesenden erhoben sich und verließen nacheinander den Saal. Margaret eilte hinter Helen her, die zu ihrem Turmzimmer lief.
»Was willst du, Margaret? Ich habe dich nicht gerufen«, sagte Helen zu ihrer Kinderfrau.
»Ich bitte Euch, ich beschwöre Euch, seid nicht so grausam und hartherzig«, flehte Margaret. »Kommt heraus aus Eurem Eispalast. Ihr seid noch viel zu jung, um dem Leben mit solcher Härte zu begegnen.«
»Halte ein. Ich will nichts davon hören. Das Leben ist hart und grausam. Ich habe es am eigenem Leib erfahren. Und jeder, der mit meinen Feinden Freundschaft pflegt, ist auch mein Feind. Also überlege gut, ob du deine Worte für Robin Bloomfield verschwenden solltest!«, erwiderte Helen. »Er ist der Letzte, der dein Mitleid verdient.«
»Mit Euch habe ich Mitleid, Helen. Ich sehe doch, wie Ihr leidet, wie Euch der Kummer das Herz abschnürt. Um Euretwillen bitte ich Euch, barmherzig zu sein.«
»Barmherzig! Ja, das bin ich wohl. Mein Herz barmt. Doch alles Barmen und Klagen hilft mir nicht und auch meinem Herzen nicht. Also zum Teufel damit!«
Mit diesen Worten drehte sich Helen um und verschwand in ihrer Kammer. Margaret blieb seufzend zurück. Sie liebte Helen und konnte es kaum ertragen, die junge Frau so leiden zu sehen. Ihr Schmerz musste so übermächtig sein, dass sie sich in eisige Kälte und Herzlosigkeit flüchten musste, um ihn überhaupt ertragen zu können. Wenn ich ihr nur helfen könnte!, dachte die Kinderfrau, wie Stunden zuvor Lord Waterhouse. Ich würde mein Leben dafür geben. Doch wer würde mir jetzt noch Glauben schenken? Ich habe zu lange gezögert. Sir Matthew Warthorpe hat dafür gesorgt, dass jedes meiner Worte als Lüge, als Teufelswerk gewertet wird. Mir fehlen die Beweise, und ohne Beweise bin ich machtlos. Ich gelte als eine Hexe und einer solchen vertraut man nicht! Ich muss froh sein um jeden Tag, den man mich noch auf Erden sein lässt.
12. Kapitel
Am nächsten Vormittag ließ man den Sarg des kleinen Andrew, Erben von Waterhouse, zu Grabe. Das ganze Dorf hatte sich auf dem kleinen Burgfriedhof eingefunden, dort, wo von Alters her die Toten der Herrschaft bestattet wurden, um dem Jungen die letzte Ehre zu erweisen.
Dicht um die Grabstelle herum hatten sich die Familie und ihre Vertrauten versammelt. Matthew Warthorpe legte seinen Arm schützend um Helen, die steif und starr der Zeremonie beiwohnte, ohne eine Träne zu vergießen, und die Warthorpes Berührung überhaupt nicht zu bemerken schien. Nichts verriet ihre Anteilnahme und ihren Schmerz, den sie tief in ihrer Seele vergraben hatte. Der alte Lord hingegen, der neben dem Earl of Clifford stand, ließ seinen Tränen freien Lauf. Auch die Mägde weinten, als Pater Gregor die Worte sprach:
»Wir übergeben den Leib der Erde. Christus, der von den Toten auferstanden ist, wird auch unseren Bruder Andrew Waterhouse zum Leben erwecken.«
Nun besprengte der Geistliche den Sarg mit Weihwasser, und auch
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