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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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ihr nach und bemerkte dann die kleine Näherin, die vor Furcht und Entsetzen zitterte. Die Kinderfrau griff nach der Lederbörse und gab dem Nähmädchen mehrere Schillinge.
    »Hier, das ist für deinen Schrecken. Die Herrin ist noch immer verstört über den Tod ihres Bruders. Vergiss ihre Worte! Sie hat es nicht so gemeint.« Damit schickte sie die immer noch ängstlich dreinschauende Näherin nach Hause. Die konnte gar nicht schnell genug fortlaufen.
    Matthew, der in der Halle herumlungerte, sah das tränenüberströmte Mädchen. Mit einer Hand hielt er die Vorüberhastende am Ärmel fest. »Wohin so schnell des Weges«, fragte er lauernd. Die Näherin, die Matthew keine Beachtung geschenkt hatte, erschrak so über die unvermutete Berührung, dass ihr das Silbergeld, das sie in der Hand trug, entglitt und über den Boden davonrollte.
    Das Mädchen sah mit großen Augen zu, wie die Geldstücke in den Binsen verschwanden und brach erneut in Tränen aus.
    »Woher kommt das Geld?«, fragte Matthew barsch. »Hast du es etwa gestohlen?«
    »Nein, nein, Herr!«, schluchzte die Näherin. »Die Kinderfrau Margaret hat es mir gegeben. Fragt sie, wenn Ihr mir nicht glaubt!«
    »So, so! Von Margaret hast du es also! Das ist ja interessant! Wofür hat sie dich bezahlt?«
    »Ich weiß es nicht, Mylord! Sie gab es mir wohl wegen Lady Helens Totenkleid.«
    »Totenkleid? Sagtest du eben Totenkleid? Was ist passiert? Erzähle es mir! Und verschweige nichts! Ich will jede Einzelheit wissen!«
    Wortgetreu und stammelnd gab die Magd wieder, was sie soeben gehört und erlebt hatte. Sie erzählte von Helens Weigerung, das Hochzeitskleid verzieren zu lassen und berichtete auch haarklein, wie Margaret das Zimmer betreten und was sie ausgerufen hatte. Als sie geendet hatte, sah sie Matthew ängstlich fragend an. »Kann ich nun gehen, Herr?« Die Näherin wollte nach Hause, fort von dieser Burg, von der man sich erzählte, eine Hexe wohne dort. Eine Burg, auf der sich die unglückseligen Ereignisse in so rascher Folge zutrugen, dass man leicht auf den Gedanken kommen konnte, über Waterhouse liege ein Fluch.
    »Ja, gehe nur, Kind. Du hast mir einen guten Diensterwiesen«, antwortete Matthew. Die Näherin verließ die Burg so schnell sie konnte, und Sir Warthorpe blieb allein zurück. Er schritt in der Halle auf und ab, die Stirn vom angestrengten Nachdenken gekraust. Schließlich rief er eine Magd und ließ Lord Waterhouse und Helen ausrichten, er hätte noch etwas Dringendes in Rochester, dem Sitz des nächsten Bischofs, zu erledigen. Dann ließ er ein Pferd satteln und ritt davon.
    Rochester war etwa einen halben Tagesritt von Waterhouse entfernt, in der entgegengesetzten Richtung von Canterbury. Die Stadt lag an der Medway, einem Fluss, der ins Meer mündete, und galt als einer der bedeutenden Marktplätze der Gegend. In der letzten Zeit war sie über ihre Grenzen hinaus zu zweifelhaftem Ruhm gelangt. In der Nähe der Stadt hatten sich immer wieder kleine Grüppchen der Lollardenbewegung zu Aufständen erhoben. Die Lollarden, eine Sekte, die für die Abschaffung des Reichtums innerhalb der Kirche predigte und den Papst als Stellvertreter Gottes auf Erden nicht anerkannte, waren schon seit langem mit dem Kirchenbann belegt und als Ketzer verfolgt. Doch seit in letzter Zeit diese Aufstände häufiger geworden waren und ihr Einfluss auf die Landbevölkerung nicht mehr zu leugnen war, hatte der Bischof von Rochester ein Ketzergericht ernannt, das von Ortschaft zu Ortschaft zog, nach rebellischen Lollarden fahndete, sie als Häretiker verurteilte und anschließend auf dem Scheiterhaufen verbrannte. Auch für Verhandlungen wegen Hexerei und Zauberei war dieses Gericht zuständig. Man brauchte nur beim Bischof von Rochester oder bei dem Gericht selbst eine entsprechende Anklage vorzubringen, und schon eilten die bestellten Richter an den Ort des Geschehens, führten dort die Verhandlungen durch und vollstreckten auch gleich die gefällten Urteile.
    Der Bischof von Rochester oder das Ketzergerichtwaren auch das Ziel, dem Matthew Warthorpe entgegeneilte.
    Heute ist mein Glückstag, sagte er sich, als er bereits etliche Meilen vor der Stadt Rochester eine Ortschaft durchquerte und dort auf die Richter traf, die eben wieder einen Mann und sein Weib wegen des Verdachts, Mitglieder der Lollardenbewegung zu sein, verurteilt und hingerichtet hatten.
    Der weltliche Richter, Sir Dogde, der Vertreter des kanonischen Rechtes, Bruder Michael, und der

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