Herz in Gefahr (German Edition)
beginnen? Eine Frau, allein und schutzlos auf der Straße! Was meint Ihr, wie viel Zeit vergeht, bis Euch Straßenräuber überfallen, ausrauben oder gar noch Schlimmeres?«
»Ihr müsst mir helfen, Pater Gregor, bitte. Ich beschwöre Euch!«
»Ihr könnt auf mich zählen, Helen. Doch der Plan muss gut durchdacht werden. Wir dürfen jetzt nichts überstürzen. Bleibt vorerst in Eurer Kammer. Ich werde den anderen sagen, dass Ihr Euch zu schwach fühlt, um die Trauung heute vollziehen zu können. Damit gewinnen wir Zeit. Matthew Warthorpe darf auf gar keinen Fall etwas ahnen. Denn wenn er Andrews Mörder ist, dann seid auch ihr in Gefahr. Und vielleicht fällt mir schon bald etwas ein. Seid ganz ruhig und habt Vertrauen zu mir. Ihr habt in mir einen Freund und Verbündeten.«
17. Kapitel
Während Helen allein in ihrer Kammer blieb und versuchte, noch etwas Schlaf zu finden, begab sich Pater Gregor nach unten in die Halle und teilte Matthew Warthorpe mit, was er mit Helen vereinbart hatte. Der Bräutigam schien mit Helens Entscheidung, die Hochzeit an einem späteren Tag zu feiern, ganz und gar nicht einverstanden zu sein.
»Warum verschieben? Eine Trauung ist schnell vollzogen. Anschließend kann sie sich doch wieder in ihr Gemach zur Ruhe begeben«, versuchte Warthorpe, Pater Gregor umzustimmen. Auf seinem Gesicht zeichnete sich deutlich Besorgnis ab. Doch diese Besorgnis galt nicht seiner Braut. Sir Matthew Warthorpe fürchtete jede Hinauszögerung der Eheschließung, aus Angst, Helen könnte es sich vielleicht doch noch einmal anders überlegen.
»Es ist Helens Wunsch. Sie fühlt sich zu schwach, um heute vor den Altar treten zu können. Bitte, Sir, habt Verständnis dafür«, antwortete der Pater.
Auch der alte Lord versuchte, seinen zukünftigen Schwiegersohn zu beschwichtigen. »Hab Geduld, Matthew. Ob heute oder morgen, darauf soll es nicht ankommen. Ihr werdet noch lange genug miteinander verheiratet sein, sodass es jetzt nicht auf ein paar Stunden ankommt.«
Matthew fügte sich nur widerwillig und ertränkte seine Enttäuschung in einem Krug voller bestem Rotwein.
Pater Gregor aber begab sich auf schnellstem Wege ins Dorf. Er hatte es sehr eilig und stolperte mehr, als er lief, den schmalen Pfad von der Burg hinunter. DerGeistliche wollte zum Töpfer und seiner dicken Frau Elizabeth. Pater Gregor wusste, dass die beiden hin und wieder nach Canterbury auf den großen Töpfermarkt fuhren, um ihre irdenen Gefäße dort zum Kauf feilzubieten. Nun, ich weiß zwar nicht, wann der nächste Markt in der Stadt abgehalten wird, doch ich werde dafür sorgen, dass die beiden schon morgen in aller Herrgottsfrühe nach dorthin aufbrechen, dachte er und klopfte schwungvoll an die Tür ihrer Hütte.
»Wer ist da?«, erscholl laut eine fragende Stimme von innen.
»Ich bin es, Pater Gregor, der Abt des Klosters. Macht auf!«
Gemächliche Schritte näherten sich der Tür. Ein Riegel wurde zur Seite geschoben, dann stand der Töpfer vor dem Geistlichen. »Kommt herein, Hochwürden«, sagte er mit schuldbewusster Miene und führte den Geistlichen in den Wohnraum, der gleichzeitig auch als Werkstatt und zum Schlafen genutzt wurde. Der Pater sah sich aufmerksam um. In der Mitte des Raumes befand sich eine gemauerte Feuerstelle, in der auch der Ton gebrannt wurde, mit einem Rauchabzug darüber. Links daneben stand ein sauber gescheuerter Tisch mit zwei Bänken, rechts stand die große Töpferscheibe, umgeben von Trögen mit Lehm und Ton. An der einen Wand lagen ordentlich zwei Strohsäcke zum Schlafen, und in einem winzigen Verschlag in der hintersten Ecke des einzigen Raumes war die Kuh untergebracht.
Der Töpfer räusperte sich und bot Pater Gregor Platz und einen Becher Dünnbier an.
»Ihr seid wegen meiner Frau gekommen«, sagte er leise und warf einen vorwurfsvollen Blick auf Elizabeth, die in einer Schüssel, die über dem Feuer hing, rührte, und den Pater nicht eben überschwänglich begrüßt hatte.
»Ich habe sie bereits zurechtgewiesen wegen der Sache mit Margaret auf dem Burghof. Es war nicht recht von ihr, auf sie zu spucken. Doch Elizabeth ist keine schlechte Frau. Der Herrgott will und will uns kein Kind schenken. Und auch Margaret konnte ihr da nicht helfen. Die Verzweiflung hat sie wohl dazu getrieben. Verzeiht ihr, wenn Ihr könnt. Sie schämt sich dessen mehr, als man ihr ansieht.«
»Ich bin nicht wegen Eurer Frau hier. Ich bin gekommen, um Euch um einen Gefallen zu bitten, mit dem Ihr, das
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