Herz in Gefahr (German Edition)
verspreche ich Euch, die Sünde Elizabeths wieder gut machen könnt.«
»Wir sind Euch zu Diensten, Pater. Sprecht, was können wir für Euch tun?«
»Bevor ich rede, versprecht mir, Stillschweigen über die ganze Sache zu bewahren«, bat Gregor.
»Bei Gott, wir geloben es«, antwortete der Töpfer, und seine Frau nickte. Der Geistliche winkte Elizabeth, sich zu ihnen an den Tisch zu setzen, dann sagte er: »Helen Waterhouse, die junge Lady, muss so schnell es geht unbemerkt und sicher nach Canterbury gelangen. Ich brauche dazu Eure Hilfe. Nehmt Euren Karren, leiht Euch auf meine Kosten zwei gute Maultiere aus und begebt Euch morgen schon nach Canterbury. Tut so, als wolltet Ihr auf den Markt und nehmt die junge Lady mit!«
Der Töpfer brummelte so etwas wie eine Zustimmung und sah den Pater unglücklich an.
»Wie Ihr es wünscht, Hochwürden. Doch eine Lady auf einem Töpferwagen, meint Ihr nicht, dass dieser ungewöhnliche Tross auffallen wird?«
»Unsinn, Mann!«, mischte sich die dicke Elizabeth ein. »Die junge Lady ist zierlich wie ein Knabe. Sie muss sich verkleiden, sollte für unseren Lehrjungen gehalten werden. Wir geben ihr die Kleider von Jasper, deinem Neffen, der im vorigen Jahr bei uns gelernt hat. Ich habe seine Sachen aufgehoben. Sie liegen noch hinten in der Truhe.«
»Das ist eine gute Idee, Elizabeth«, lobte der Pater die Töpfersfrau, die vor Freude darüber errötete. Auf diese Weise wird Lady Helen bestimmt von niemandem erkannt.«
Auch das Gesicht des Töpfers zeigte sich nun zufriedener. »Ja, das könnte gelingen. Doch wird die junge Lady die Strapazen der beschwerlichen Reise auch aushalten? Wir können ihr keinerlei Annehmlichkeiten bieten. Die Fahrt auf dem Karren ist unbequem. Man sitzt hart und wird immer wieder hin- und hergeworfen. Auch die Unterkünfte unterwegs sind nicht von der Art, wie sie eine Adlige gewöhnt sein dürfte«, gab er zu bedenken.
»Lady Helen ist nicht zimperlich. Sie wird sich mit allem begnügen, was Ihr ihr bieten könnt.«
»Gut, dann soll es so sein. Im Morgengrauen werden wir aufbrechen«, sagte der Töpfer und schlug dazu bekräftigend mit der Hand auf den Tisch.
Anschließend stand er auf und suchte einige Tongefäße zusammen, die er mit nach Canterbury nehmen wollte. Elizabeth kramte unterdessen in der Kleidertruhe nach den Sachen des Jungen. Sie kam mit einem dunkelgrünen, verwaschenen Beinkleid, einem geflickten Wams und einem ausgebleichten Umhang zurück. Der Töpfer brachte noch eine hohe Kappe herbei, wie sie Lehrjungen zu tragen pflegten.
»Sie muss ihr Haar verbergen. Nehmt das auch mit«, sagte er und reichte dem Pater das ganze Kleiderbündel. »Wir treffen uns eine Stunde vor Sonnenaufgang am Fuß der Burg.«
»Ich danke Euch, Ihr guten Leute. Eure Hilfe soll Euch reich belohnt werden«, sprach der Pater zum Abschied und verließ mit dem Kleiderbündel, das er unter seiner weiten Kutte gut verborgen hatte, die Hütte des Töpfers.
Er ging den selben Weg zurück, den er gekommenwar, und gelangte unbehelligt zur Burg und in Helens Gemach. Die junge Frau hatte schon auf ihn gewartet.
»Nun, Pater, habt Ihr einen Weg gefunden, auf dem ich sicher nach Canterbury gelangen kann?«, fragte sie und konnte die Aufregung in ihrer Stimme nur schlecht unterdrücken.
Pater Gregor nestelte an seiner Kutte herum und zog dann das Kleiderbündel hervor. Rasch machte er Helen mit den Einzelheiten des Planes vertraut, dem sie begeistert zustimmte. Dann nahm er die junge Frau ungeschickt in seine Arme und drückte sie fest an sich.
»Ich muss zurück in mein Kloster, Helen. Der Himmel weiß, wie gern ich Euch begleiten würde. Gott schütze Euch und Euer Vorhaben. Ich werde für Euch beten« sagte er bewegt.
»Danke, Pater. Ihr habt viel für mich getan. Ich werde Euch nicht enttäuschen. Das verspreche ich Euch«, antwortete Helen und ließ sich ein letztes Mal von dem Geistlichen segnen.
Viele Stunden später, der neue Tag hatte bereits begonnen und die Welt aus der Dunkelheit in das erste Grau des Morgens entlassen, schlich Helen, als Lehrknabe verkleidet, durch die Burg und verließ ihr Vaterhaus wie ein Dieb durch den Hintereingang. Unten im Dorf warteten schon der Töpfer und seine Frau mit ihrem kleinen Karren auf sie.
»Guten Morgen, Mylady«, grüßten die Dorfleute ehrerbietig die junge Herrin, nachdem sich ihr Erstaunen gelegt hatte. Von der jungen Lady war nichts mehr zu erkennen, so sehr ähnelte sie in den Kleidern einem zarten
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