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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Alexander
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deine Freunde zu besuchen, oder?”
    “Nein, aber es kommt mir so unrecht vor, mich so sorglos zu benehmen, wenn er vielleicht in Schwierigkeiten ist.”
    “Judith, er hat deine Hilfe abgelehnt. Wahrscheinlich aus dem edelsten aller Gründe, aber es nützt nichts, wenn du dich vor der Welt verschließt. Bitte, komm uns besuchen.”
    Sie senkte den Kopf. “Ich werde es versuchen. Wenn es nicht möglich ist, werde ich Bessie mit dem Manuskript schicken.”
    “Prudence wird enttäuscht sein.” Er brach ab, und ein Schatten überflog sein Gesicht.
    “Was ist mit ihr, Dan? Sie ist doch nicht krank?”
    “Sie ist nicht sie selbst. Sebastian macht sich Sorgen, trotz allem, was der Arzt sagt.”
    “Oh, mein Gott, sie wird doch nicht ihr Baby verlieren?”
    “Es gibt keine besonderen Symptome, aber sie ist so lustlos und bricht sehr leicht in Tränen aus. Es sieht ihr so gar nicht ähnlich.”
    “Will Sebastian sie nach Hallwood bringen? Die Veränderung tut ihr vielleicht gut.”
    “Ich glaube nicht, dass er jetzt eine Reise riskieren wird, aber Prudence langweilt sich sehr und ist so gereizt, dass es ihre Gesundheit angreifen könnte.”
    “Sie ist es gewohnt, aktiv zu sein. Für einen Menschen mit ihrem lebhaften Temperament muss die auferzwungene Ruhe eine Qual sein. Aber es ist ja bald vorbei. Dann wird sie ihr Baby haben, und alles wird wieder in Ordnung sein.”
    “Ich hoffe, du hast recht. Wir sind alle sehr beunruhigt.”
    Judith verstand ihn sehr gut. So viele Mädchen, die sie gekannt hatte, hatten nur ein kurzes Ehejahr genossen, bevor sie dem gefürchteten Kindbettfieber erlegen waren.
    “Versucht, euch nicht zu sehr zu sorgen”, sagte sie. “Sebastian hat den besten Arzt Londons zu seiner Verfügung.”
    “Ich weiß, aber ich kann mich einfach nicht beruhigen.”
    Judith sah ihn mitfühlend an. Prudence bedeutete ihm sehr viel. Als sie siebzehn Jahre alt gewesen war, hatte sie ihm geholfen, der Sklavenarbeit in den Baumwollspinnereien des industriellen Nordens zu entfliehen. Prudence und Dan verband mehr als nur Freundschaft.
    “Du musst uns jetzt verlassen”, sagte Judith. “Wir dürfen nicht zusammen gesehen werden.”
    “Aber wann sehen wir uns wieder?”
    “Ich weiß nicht”, erwiderte sie unsicher. “Morgen gehe ich vielleicht zu Hatchard’s, um ein paar Bücher zu kaufen …”
    “Ich werde dort sein”, versprach er.
    Und er ging davon, während Judith sich die heftigsten Vorwürfe machte. Hatte sie nicht gelobt, Dan zu vergessen und sich auf das Leben, das vor ihr lag, vorzubereiten? Und jetzt benahm sie sich auf eine Weise, die mindestens tadelnswert war.
    Armer Charles! Er saß wahrscheinlich in eben diesem Moment an einem Krankenbett. Sie benahm sich einfach abscheulich, und es war nur gerecht, dass ihr das Glück, das sie ersehnte, verweigert wurde.

7. KAPITEL
    Der besagte Gentleman litt jedoch auf eine andere Weise. Sobald er sich an jenem verhängnisvollen Tag von Judith getrennt hatte, begab er sich eilig nach St. Giles. Er hatte keine Vorstellung davon, was er vorfinden mochte, aber er traf die Vorsichtsmaßnahme, sich zusätzlich zu dem Messer, das er immer bei sich trug, mit einer Pistole zu bewaffnen.
    Eine Droschke brachte ihn bis an die Grenze des Armenviertels. Dort stieg Truscott aus und ging zu Fuß weiter. Seine Stimmung war auf dem Tiefpunkt angekommen, und er beschloss, dass jemand für die Vereitelung seiner Pläne zahlen musste.
    Als er die Tür seiner Mutter erreichte, klopfte er nicht an. In seiner Wut hörte er das Geräusch hinter sich erst, als es zu spät war. Dann schickte ein heftiger Schlag zwischen die Schulterblätter ihn der Länge nach zu Boden. Ein bestiefelter Fuß drückte ihn brutal nieder, und Truscott hörte eine vertraute Stimme.
    “Fesselt ihn!”
    Man zerrte seine Handgelenke nach hinten und band sie mit einer dünnen, starken Schnur so fest, dass sie ihn ins Fleisch schnitt.
    “Hoch mit ihm!”
    Er wurde unsanft auf die Füße gezogen und auf einen Stuhl geworfen. Zum ersten Mal konnte er seinen Angreifern ins Gesicht sehen.
    Den jüngeren Mann erkannte er sofort. Er war bei jedem seiner früheren Besuche bei Nellie gewesen. Der ältere Mann war ein Fremder, obwohl es etwas an ihm gab, das Truscott an jemanden erinnerte. Er durchsuchte sein Gedächtnis vergebens nach dem Namen dieses Menschen.
    Der einzige andere Anwesende im Raum war der kleine Junge, den er so grausam behandelt hatte. Ein Auge des Jungen war zugeschwollen, aber

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