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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Alexander
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bist.” Sebastian drückte voller Zuneigung ihre Hand.
    “Erzähl mir von Prudence. Was fehlt ihr, Sebastian?”
    “Wahrscheinlich ist es nur Erschöpfung. Sie hat ja gestern darauf bestanden, auf Dan zu warten. Ich habe den Arzt nur vorsichtshalber rufen lassen.” Er runzelte die Stirn. “Sie hat das Gefühl, dass diese Schwangerschaft nicht so ist wie die anderen. Glaube mir, es wird die letzte sein! Noch einmal könnte ich das alles nicht durchstehen, und sie genauso wenig.” Und mit diesen Worten entfernte er sich.
    Dan stand angespannt und ernst neben Judith. Sie ahnte, welche Sorgen er sich machen musste.
    “Sorg dich nicht”, sagte sie leise. “Prudence ist stark. Dies ist sicher nur die übliche Ermüdung kurz vor der Geburt.”
    “Du hast vielleicht recht.” Er zwang sich zu einem Lächeln. “Vergib mir, aber ich kann nichts dagegen tun.”
    In diesem Moment kamen die Jungen hereingelaufen.
    “Bist du fertig, Judith?”, fragte Thomas höflich.
    “Gebt mir nur zwei Minuten. Ich werde euch nicht warten lassen.”
    Sie hielt ihr Wort, und die kleine Gesellschaft saß kurz darauf in der Familienkutsche und rumpelte über das Kopfsteinpflaster zu ihrem Ziel.
    Madame Tussaud begrüßte persönlich alle Besucher der Ausstellung. Es war schwer, sich vorzustellen, dass die etwas hausbacken aussehende Dame mit ihrem altmodischen Spitzenhäubchen in Wirklichkeit eine sehr kluge Geschäftsfrau war. Mit ihrem hübschen französischen Akzent wünschte sie allen gute Unterhaltung, reichte ihnen das Programm und erlaubte ihnen, sich nach ihrem Willen zwischen den Reihen der Figuren zu bewegen.
    Judith war beeindruckt. Die Wachsfiguren waren so echt, dass man sie leicht für lebendige Menschen halten konnte. Ihre historischen Kostüme waren bis ins letzte Detail korrekt, ein Zeichen dafür, welch tief gehendes Studium dieser wunderbaren Arbeit vorausgegangen sein musste.
    Die Könige und Königinnen Englands und Frankreichs waren alle vertreten, gemeinsam mit heroischen Gestalten beider Länder.
    “Guckt mal! Hier ist General Wolfe!” Thomas stand mit leuchtenden Augen vor seinem Helden. “Papa hat mir alles über ihn erzählt. Er hat die Franzosen in Kanada besiegt, du weißt schon, in den Ebenen von Abraham.”
    “Aber er ist dort getötet worden”, wandte Henry ein.
    “Es war trotzdem ein berühmter Sieg”, fuhr sein Bruder ihn an. “Sei kein solches Milchgesicht! Ich wette, du hast Angst, dir die Opfer der Guillotine anzusehen.”
    Diese Behauptung konnte nicht unbeantwortet bleiben. “Gar nicht! Und Crispin wird sie sich auch ansehen!”
    “Nun, ich jedenfalls nicht”, warf Judith entschlossen ein. “Und ich habe eigentlich gehofft, dass Crispin bei mir bleibt. Ich habe eine meiner besten Geschichten für ihn aufgespart.”
    Sie fürchtete, dass der kleine Junge Albträume von den blutigen Darstellungen der Exekutionen bekommen könnte. Sie war versucht, auch Henry zurückzuhalten, aber sie bestand nicht darauf. Sie wusste, dass eine natürliche Rivalität zwischen ihm und seinem älteren Bruder bestand.
    “Wir können die Geschichte ja zuerst hören und dann weitergehen”, schlug Henry hoffnungsvoll vor.
    “Nein, diese ist nur für Crispin.” Sie drückte Crispins Hand. “Sie wird unser Geheimnis sein.”
    Das Versprechen sollte jeden möglichen Protest von Crispin verhindern, und es klappte tatsächlich.
    “Es ist sicher besser so”, sagte Thomas freundlich. “Damen machen sich nichts aus Todesmasken und gehängten Verbrechern.”
    Dan gab ihm einen leichten Stoß gegen die Schulter. “Ich frage mich, ob du immer noch so mutig sein wirst, wenn du sie selbst siehst.” Ohne weitere Umstände ging er mit ihnen zu jenem beunruhigenden Raum der Ausstellung.
    Judith setzte sich mit Crispin neben die Figur von König Canute.
    “Dieser König war sehr weise”, sagte sie. “Aber seine Höflinge dachten, er könnte alles tun. Und so brachte er sie zum Meer, um ihnen zu beweisen, dass sie sich irrten.”
    “Wie?”
    “Er ließ sie seinen Thron genau bis ans Wasser bringen, und dann setzte er sich hinein.”
    “Und was hat er dann getan?”
    “Kannst du es nicht erraten?” Judith sprang auf die Füße und streckte gebieterisch ihren Arm aus. “Er befahl dem Meer, sich zurückzuziehen.”
    “Aber das war dumm!”, sagte Crispin. “Wenn die Flut kam, musste er doch nasse Füße kriegen.”
    “Das geschah auch, aber er wusste es. Es zeigte seinen Höflingen, dass er keine Macht über

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