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Herz ist Trumpf

Herz ist Trumpf

Titel: Herz ist Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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starrköpfig.“
    „Dafür sollte ich Ihnen wohl danken“, sagte sie, „oder war das nicht als Kompliment gemeint?“
    „Doch“, entgegnete er. „Und es ist ein wohlverdientes Kompliment. Ich kann Ihnen noch welche machen, wenn Sie möchten.“
    „Dessen bin ich sicher.“ Sie verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln. „Aber ich habe einen besseren Vorschlag, worüber wir uns unterhalten könnten, Euer Gnaden. Sprechen wir über Sie.“
    „Über mich?“ Das hatte er nicht erwartet. „Solange wir nicht über meine Sünden reden. Vielleicht sollte ich damit beginnen, Ihnen zu erzählen, wie sehr ich Ihre Gesellschaft genieße.“
    „Verschonen Sie mich damit.“ Sie lachte. „Ich möchte etwas Neues über Sie erfahren. Erzählen Sie mir von Ihrer Kindheit – was für ein Junge waren Sie?“
    „Um die Wahrheit zu sagen, ein ziemlich ungezogener.“ Nun lachte auch er. „Ich war der einzige Junge nach vier Mädchen, der Erbe des Titels, auf den alle schon nicht mehr zu hoffen gewagt hatten. Ich wurde derart behütet und verhätschelt, es ist ein Wunder, dass ich nicht völlig verwöhnt bin.“
    Sie lächelte verschmitzt. „Da könnte manch einer anderer Meinung sein, Euer Gnaden.“
    Er freute sich über ihr warmherziges Lächeln und erwiderte es. Frauen fragten ihn normalerweise nicht nach seiner Kindheit, und es gefiel ihm, dass sie es getan hatte. „Vielleicht bin ich verwöhnt. Aber ich hatte eine wirklich schöne Kindheit, das kann ich Ihnen sagen. Einen Großteil des Jahres verbrachte ich in Guilford Abbey auf dem Lande und geriet in jede Klemme, in die ich hineingeraten konnte.“
    „Das liegt in Essex, nicht wahr?“
    „In Devon“, korrigierte er mit offensichtlichem Stolz. „Für einen Jungen gab es keinen schöneren Ort. Ich bekam jeden Sommer ein neues Pony, damit es zu meiner Größe passte, solange ich im Wachstum war, ich hatte eine ganze Meute von Hunden, die hinter mir her trotteten, und ein Boot, mit dem ich auf dem Ententeich rudern konnte. Ich bin zur Jagd und zum Angeln gegangen, habe im Obstgarten mit meinen Cousins Krieg gespielt und jede Menge süßer Brötchen mit Marmelade gegessen, wenn ich mit den Dienern an dem großen Tisch in der Küche saß.“
    „Also hat sogar das Personal Sie verwöhnt“, bemerkte sie sanft und beobachtete ihn unter dem Rand ihres hässlichen Hutes hervor.
    „Oh ja, und wie!“
    Sie lächelte unwillkürlich. „Dann fehlte es Ihnen an absolut gar nichts.“
    „Nein“, stimmte er ihr zu. „Ich war der glücklichste kleine Bengel der Welt.“
    „Ich hoffe, Sie werden das nicht vergessen, Euer Gnaden“, sagte sie leise und reckte den Kopf, als die Kutsche langsamer wurde. „Ah, wir sind da.“
    Neugierig folgte er ihrem Blick, und sofort wurde sein Gesichtsausdruck ernst.
    Sie befanden sich in einer Londoner Gegend, in der er noch nie zuvor gewesen war. Die Häuser sahen so alt und baufällig aus, dass sie den großen Brand vor mehr als hundert Jahren überstanden haben mussten. Zerbrochene Fenster waren mit schmutzigem Stroh zugestopft oder einfach offen gelassen worden. Statt anständiger Geschäfte gab es nur Biertavernen und Spelunken, und selbst an einem Sonntag hingen die Männer auf den Stufen herum, während ein paar lustlose Frauen mit nachlässig geschnürtem Mieder und geschmacklos rot bemalten Wangen versuchten, Kunden anzulocken.
    Amariah stieß den Schlag auf. „Denken Sie daran, Euer Gnaden, wenn Sie einem der Leute eine Münze geben, erscheinen umgehend fünfzig weitere, deshalb ist es das Beste, gar nicht erst damit anzufangen. Sie würden das Geld ohnehin nur für Gin verschwenden, darum ziehe ich es vor, sie mit Lebensmitteln zu versorgen.“
    Noch während sie sprach, versammelten sich Bettler jeden Alters vor der Kutschentür und streckten die Hände aus. Sie drängten sich so eng um das Gefährt, dass es hin und her federte und die Pferde unruhig wieherten.
    „Warten Sie, Miss Penny!“ Er hielt sie am Arm zurück. „Sie können unmöglich da hinausgehen.“
    Sie sah ihn über die Schulter hinweg an und machte sich los. „Natürlich kann ich das, Euer Gnaden“, erwiderte sie und nahm einen der Körbe. „Ich tue es jeden Sonntag.“
    „Aber bedenken Sie das Risiko, das Sie eingehen …“
    „Wenn ein Mensch arm und hungrig ist, wird er dadurch nicht zu einem Ungeheuer, Euer Gnaden“, erklärte sie fest. „Wenn Sie indes zu sehr um Ihre Sicherheit fürchten, können Sie gerne in der Kutsche sitzen

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