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Herz ist Trumpf

Herz ist Trumpf

Titel: Herz ist Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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außer dem schabenden Geräusch der Rasierklinge, die sein Kammerdiener mit unübertroffener Geschicklichkeit zu führen wusste, herrschte Stille im Raum.
    Ob sein Paket schon in Penny House abgeliefert worden war? Da er es an die junge Mutter adressiert hatte, bestand die Möglichkeit, dass Amariah es gar nicht zu Gesicht bekam. Natürlich hoffte er, sie mit seiner großzügigen Geste zu beeindrucken, aber selbst wenn sie nichts davon erfuhr, hatte er trotzdem jemandem etwas Gutes getan, der es nötig brauchte.
    Crenshaw, der dabei war, ihm mit einem angewärmten Tuch die Reste des Rasierschaums aus dem Gesicht zu wischen, hielt plötzlich inne. Guilford öffnete die Augen.
    Sein Kammerdiener sah aus dem Fenster. „Da steht eine Mietdroschke vor der Tür, Euer Gnaden. Erwarten Sie um diese Zeit Besuch?“
    „Eine Mietdroschke, Crenshaw?“ Guilford setzte sich auf, damit er ebenfalls aus dem Fenster schauen konnte.
    Der Lakai auf dem Dienertritt der Mietdroschke sprang ab, trat an den Schlag und nahm eine Karte von der Dame in der Kutsche entgegen. Die Dame beugte sich gerade weit genug vor, dass Guilford ihr glänzendes kupferfarbenes Haar unter der Krempe ihres eleganten Huts erkennen konnte.
    „Was zum Teufel?“, murmelte er und sprang auf. „Amariah? Hier ?“
    Ohne sich um seinen wenig präsentablen Aufzug zu scheren, rannte er aus dem Zimmer und den Korridor entlang. Wie hätte er auch damit rechnen sollen, dass sie persönlich herkommen würde! Soweit er wusste, pflegten nicht einmal so unkonventionelle Damen wie Amariah unverheirateten Gentlemen die Aufwartung zu machen. Aber wahrscheinlich wollte sie nur ihre Karte abgeben und unverzüglich weiterfahren, da sie davon ausging, dass er zu dieser unchristlich frühen Uhrzeit noch schlief. Nun, er hatte nicht die Absicht, sie so leicht davonkommen zu lassen.
    Mit wehendem Morgenrock eilte er die weißen Marmortreppe in die Halle hinunter. Wer hätte gedacht, dass ein paar Kleidungsstücke für einen namenlosen Säugling ein derart starkes Lockmittel sein würden?
    „Euer Gnaden!“ Sein Lakai stand an der Eingangstür, Amariahs Lakai ihm gegenüber. Die beiden Männer starrten ihn an, als sei ein barfüßiger Duke mit offenem, scharlachrotem Morgenrock und Seifenschaumresten im Gesicht eine Erscheinung aus einer anderen Welt.
    „Treten Sie zur Seite, Parker“, befahl Guilford. „Ich muss mit der Frau in der Mietdroschke sprechen!“
    „Guilford!“ Amariah streckte den Kopf aus dem Kutschenfenster. „Was tun Sie denn hier?“
    „Das Gleiche könnte ich Sie fragen, meine Liebe“, keuchte er ziemlich außer Atem und baute sich mit in die Seiten gestemmten Fäusten vor ihr auf. „Ich hätte nie erwartet, dass Sie persönlich herkommen.“
    „Ich bin eigentlich schon wieder fort“, erwiderte sie ein wenig unbehaglich. Unwillkürlich wanderte ihr Blick von seinem Gesicht zu seiner nackten Brust und wieder zurück. „Ich wollte nur meine Karte abgeben, und … und … Guilford, Ihr Aufzug ist absolut ungebührlich !“
    Er grinste. „Aber der Situation völlig angemessen.“ „Sie sehen aus wie ein heidnischer Pascha und nicht wie ein anständiger englischer Gentleman!“, protestierte sie. „Ich bin zwar ein englischer Gentleman, aber ich habe nie behauptet, ich sei anständig.“
    Sie wich zurück, stieß mit ihrem Hut an den Fensterrahmen und äußerte etwas, von dem Guilford hätte schwören können, dass es ein Fluch war, bevor sie die Schleife unter ihrem Kinn aufzog und sich die elegante Schute vom Kopf riss. Dann kletterte sie aus der Kutsche.
    „ Ich weiß, dass Sie nicht anständig sind, Guilford“, sagte sie und trat vor ihn hin. „Aber deswegen muss es der Rest der Welt ja nicht auch erfahren.“
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Die Welt kann es ruhig erfahren, wenn sie will“, erwiderte er großspurig. „Ich schere mich nicht um die Meinung der Leute.“
    „Oh, hören Sie auf“, versetzte Amariah ungeduldig. „Ich bin nicht gekommen, um Ihrem dünkelhaften Gehabe zu applaudieren.“
    „Weshalb dann?“
    Sie zog die Nase kraus. „Ich fand, ich sollte Ihnen persönlich danken. Das habe ich auch auf meiner Karte zum Ausdruck gebracht, Sie können es selbst nachlesen.“
    „Gleichwohl machen Sie mir Ihre Aufwartung zu einer Zeit, in der jedes normale Mitglied der Gesellschaft noch schläft.“ Guilford drohte ihr spielerisch mit dem Finger. „Auf diese Weise konnten Sie sich die Genugtuung verschaffen, persönlich

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