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Herz ist Trumpf

Herz ist Trumpf

Titel: Herz ist Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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und entdeckte Amariah neben Mr. Walthrips hohem Stuhl. Ihre Miene war, genau wie die Walthrips, vollkommen ausdruckslos. Gleichwohl war Guilford klar, dass Amariahs Aufmerksamkeit nicht das Geringste entging. Wachsam musterte sie die Gesichter der Spieler und der Zuschauer rund um den Tisch. Als sie zu ihm herübersah, lächelte er ihr zu. Für den Bruchteil eines Moments blitzte Erkennen in ihren Augen auf, dann schweifte ihr Blick schon prüfend weiter.
    „Sehen Sie sich Miss Penny an“, murmelte der Mann, der neben ihm stand, mit widerwilliger Bewunderung in der Stimme. „Diese Frau ist genauso abgebrüht wie der alte Walthrip. Westbrook verliert mit einem Wurf zwölftausend Pfund, und sie zuckt nicht mal mit der Wimper. Man könnte glauben, dass sie nicht einen Funken Mitleid für den armen Burschen empfindet.“
    Im Stillen pflichtete Guilford dem Gentleman bei. Amariah war nicht hartherzig, und das Leid anderer Menschen ließ sie keineswegs kalt, aber sie wusste, was für katastrophale Folgen es für sie haben würde, wenn sie auch nur einen Hauch von Mitgefühl für einen Spieler erkennen ließ. Guilford bewunderte sie immer mehr.
    „Westbrook?“, erwiderte er schulterzuckend. „Der Baron kann es sich leisten, doppelt so viel zu verlieren, so reich wie sein Onkel ist.“
    Er wandte sich wieder dem Spielgeschehen zu. Tatsächlich saß Westbrook mit hängenden Schultern am Tisch. Seinem Blick nach zu urteilen, musste seine Stimmung so finster sein wie ein Gewitterhimmel, und womöglich hielten die anderen Gäste, obwohl ein solches Gedränge herrschte, deshalb sicheren Abstand zu ihm. Auf dem grünen Filz vor dem Baron lag keine einzige der fischförmigen Perlmutt-Spielmarken mehr.
    Stattdessen war das Glück dem Gentleman hold, der ihm gegenübersaß. Bei dem Haufen Jetons, der sich vor ihm türmte, musste es sich um die zwölftausend Pfund handeln, die der Baron soeben verloren hatte. Das breite, sommersprossige Gesicht des jungen Mannes glänzte vor Schweiß, als er nun den Würfelbecher zu schütteln begann.
    „Welche Zahl, Mylord?“, fragte Walthrip monoton. Der Hazard-Leiter sprach jeden Gentleman, der in Penny House spielte, mit dieser Anrede an, und in so gut wie allen Fällen stimmte sie auch.
    „Sieben“, antwortete der junge Gentleman mit starkem schottischem Akzent. Er war, wie Guilford vermutete, einer von Lord Alistairs Gästen aus Edinburgh, auf die Amariah sich vorbereitet hatte.
    „Sieben dann, Mylord“, verkündete Walthrip mit unbewegtem Gesicht.
    Obwohl Guilford selten Hazard spielte – er zog Spiele vor, die mehr Geschick und Raffinesse erforderten und nicht nur vom Glück abhingen –, wusste er, dass Anfänger häufig eine Sieben wählten, weil sie angeblich Glück brachte. Es war jedoch schwierig, diese Zahl mit einem Gewinnerwurf zu bekommen, und das allgemeine Gemurmel bestätigte, dass auch die Umstehenden dies wussten.
    Der Schotte nickte, schickte ein stummes Gebet zum Himmel und schüttelte die Würfel ein letztes Mal. Alle Anwesenden schienen gleichzeitig den Atem anzuhalten, als er schließlich warf.
    Eine Vier und eine Drei. Sieben. Der Glückspilz hatte tatsächlich gewonnen! Ein Tumult brach los, die Clanmitglieder des Schotten jubelten und schlugen ihm auf den Rücken, und die anderen Gäste brachen in Hurrarufe aus oder fluchten.
    „Sieben, Mylord.“ Walthrip hob nicht einmal die Stimme. „Chance Point gewinnt.“
    „Er betrügt.“ Westbrook stand so abrupt auf, dass sein Stuhl umkippte und hinter ihm auf den Boden krachte. „Niemand, Sir, kann so viel Glück haben, ohne falschzuspielen.“
    Der Schotte erstarrte. „Was haben Sie gesagt, Mylord?“, fragte er drohend.
    „Ich sagte, dass Sie betrügen, Sir“, stieß Westbrook wütend hervor.
    Erbost schlug der Schotte mit der Faust auf den Tisch. „Niemand nennt mich einen Betrüger! Ich habe dieselben verdammten Würfel benutzt wie Sie!“
    „Wenn ich Sie bitten darf, meine Herren!“ Walthrips Augen blitzten vor Zorn. „In diesem Haus halten wir uns an die Umgangsformen der feinen Gesellschaft.“
    Erregt begann der Schotte auf Walthrip einzureden, während seine Freunde versuchten, ihn zu beruhigen.
    „Überprüfen Sie die verdammten Würfel, Walthrip“, verlangte Westbrook. „Zehn zu eins sind sie zu Gunsten des Schotten manipuliert.“
    „Das reicht, Westbrook“, warf Guilford schneidend ein. „Sie haben genug Unheil angerichtet.“
    Westbrook fuhr zu ihm herum. „Kümmern Sie sich um Ihre

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