Herz ist Trumpf
hier gewesen zu sein, um mir zu danken, ohne die Regeln der Schicklichkeit zu verletzen.“
Dass sie mit keinem Wort auf seine Ausführungen einging, bewies, dass er absolut richtiggelegen hatte. „All die niedlichen kleinen Babysachen, die Sie geschickt haben“, sagte sie stattdessen. „Janey Patton weinte, als sie sie sah. Das war sehr großzügig und aufmerksam von Ihnen, Guilford. Ich habe Sie unterschätzt, und Sie haben mich überrascht, genau wie Sie mich bei Billy Fox überrascht haben.“
„Ich finde es schön, Sie zu überraschen.“ Das war tatsächlich der Fall. Es gefiel ihm über die Maßen. „Haben Sie auch geweint?“ Er konnte nicht widerstehen, sie danach zu fragen.
Sie schob sich eine lose rotgoldene Haarsträhne aus dem Gesicht. „In der Tat. Babykleidung hat eine solche Wirkung auf Frauen.“
„Nicht auf Xanthippen.“
„Nein“, stimmte sie zu. „Aber ich habe auch nie behauptet, eine zu sein.“
„Also bin ich nicht anständig, und Sie sind keine Xanthippe?“
Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein. Weder noch.“
„Dann sind wir ja einmal einer Meinung.“ Mittlerweile bedauerte er, dass er dieses spezielle Wort in das Wettbuch geschrieben hatte. Er wollte nicht, dass irgendjemand von ihr als Xanthippe sprach. Es war falsch, und eines Tages würde er sich bei ihr dafür entschuldigen müssen, dass er sie so bezeichnet hatte.
Er verneigte sich leicht und nahm ihren Arm. „Kommen Sie auf eine Tasse Tee mit hinein. Dann können Sie mir weiter danken.“
„Das geht nicht, Guilford.“ Wieder schüttelte sie lächelnd den Kopf. „Sie mögen ja unanständig sein, aber ich bin es nicht. Ich bin schon zu weit gegangen, als ich ausstieg, obwohl Sie so angezogen sind.“
Wieder ertappte Guilford sie dabei, wie sie einen Blick auf seine nackte Brust warf. Er lachte.
„Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn ich auch noch dabei gesehen werde, wie ich ohne Anstandsdame Ihr Haus betrete?“, fragte sie mit geröteten Wangen.
„Man würde sagen, dass Sie eine glückliche Frau sind, und ich der glücklichste Mann von der Welt.“
„Aber anschließend gäbe es Gerede, das dem Ruf von Penny House schaden würde.“ Sie machte sich von ihm los. „Außerdem muss ich noch eine Menge Vorbereitungen für heute Abend treffen.“
„Bleiben Sie, Amariah“, bat er. Er mochte es bedauern, sie eine Xanthippe genannt zu haben, aber die Wette, dass er sie verführen würde, hatte er gewiss nicht vergessen. „Bitte“, sagte er schmeichelnd. „Was soll schon mitten an einem so strahlend sonnigen Morgen passieren?“
„Es ist Nachmittag“, korrigierte sie ihn sanft. „Und bei Ihnen würde die Tageszeit überhaupt keine Rolle spielen.“
„Dann sollte sie für Sie auch keine Rolle spielen“, erwiderte er, „Kommen Sie mit hinein, meine Liebe.“
Sie schüttelte zum dritten Mal den Kopf. „Fragen Sie mich bitte nicht wieder, Guilford, ich würde doch nur Nein sagen. Übrigens hat man mich vorgewarnt, dass Lord Alistair heute Abend eine ganze Reihe seiner Cousins aus Edinburgh mitbringt, da müssen die Dienerschaft und ich auf eine höchst ausgelassene Clanfeier gefasst sein.“
Guilford lächelte sie an. „Werde ich heute Abend in Penny House willkommen sein?“
Er wusste, dass die Warmherzigkeit, mit der sie zurücklächelte, ihm galt.
„Sie sind immer willkommen, Guilford“, sagte sie weich. „Das wissen Sie doch.“
„Ich höre es eben gerne.“ Er überlegte, ob er sie küssen sollte, unterließ es jedoch lieber. Es würde noch genug Gelegenheit dazu geben, wenn sie mehr Privatsphäre für all das hatten, was er nach dem Kuss zu tun gedachte. „Ich frage mich nur, wie ich von Ihnen willkommen geheißen werde.“
„Von mir, Guilford?“ In ihren Augen blitzte die vertraute Herausforderung. „Nun, Sie werden wohl bis heute Abend warten müssen, um das herauszufinden, nicht wahr?“
Amariah lächelte immer noch, als sie die Stufen von Penny House hinaufging. Es war unüberlegt von ihr gewesen, zu Guilfords Stadtresidenz zu fahren, und töricht, so lange mit ihm vor seinem Haus zu verweilen. Ihr Verhalten forderte einen Skandal geradezu heraus. Wenn sie zusammen gesehen worden waren, würde jedermann vermuten, dass sie sich nach einer verbotenen Nacht der Sünde auf höchst innige Weise voneinander verabschiedet hatten.
Doch zu ihrem eigenen Erstaunen verspürte sie keinerlei Bedauern. Es war seltsam, sie hatten einander nur geneckt wie üblich, aber
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