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Herz ist Trumpf

Herz ist Trumpf

Titel: Herz ist Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Gentlemen – und das waren sie, selbst wenn sie in dieser Umgebung Seiten zeigten, die eine Dame sonst nie von ihnen zu Gesicht bekam – schien Amariah fähig, einen anonymen Brief zu verfassen und zu betrügen. Sie achtete auf kleine Anzeichen oder Gesten der Spieler, die ihr einen Hinweis geben könnten. Aber sie war nicht nur hier, um zu sehen, sondern auch, um gesehen zu werden. Sie wollte den Briefschreiber wissen lassen, dass sie seine Beschuldigung ernst nahm.
    Plötzlich traf ihr schweifender Blick über die lärmende, drängelnde Menge hinweg den des Duke of Guilford. Er trug einen dunkelblauen Abendfrack zu gleichfarbigen Kniehosen und eine hellblaue Weste, doch während die Garderobe der meisten Gentlemen zu dieser vorgerückten Stunde bereits zerknittert aussah, wirkte der Duke wie aus dem Ei gepellt. Er stand etwas abseits, hatte die Arme locker vor der Brust verschränkt und fixierte sie mit seinen blauen Augen.
    Innerlich empört über seine Unverfrorenheit klappte Amariah ihren Fächer auf. Natürlich hatte er nach ihr Ausschau gehalten, es gab für ihn keinen anderen Grund, im Hazard-Raum zu sein. Sie kannte die Gewohnheiten jedes Clubmitglieds, und Guilford war sonst nie hier, weder als Spieler noch als Zuschauer. Für ihn besaß die ungezügelte Rücksichtslosigkeit des Hazard-Spiels keinen Reiz, und er musste schon einen guten Grund haben, um sich in diesem Raum aufzuhalten. Wie zum Beispiel das Armband, das sie an diesem Nachmittag zurückgeschickt hatte.
    Er lächelte sie an, als habe er ihre Gedanken gelesen; es war ein träges, unverschämt verführerisches Lächeln.
    Zu ihrem Verdruss spürte Amariah, wie sie errötete. Sie wurde häufig von den Herren angestarrt, die den Club besuchten, doch irgendwie war es bei Guilford anders – erst recht nach der vergangenen Nacht. Unsinnigerweise hatte sie das Gefühl, dass seitdem etwas sehr Persönliches, Vertrauliches zwischen ihnen existierte – und soweit es sie betraf, war ihr dergleichen gänzlich unerwünscht.
    Sie räusperte sich entschlossen und hob das Kinn. Unglaublich, dass er es wagte, sie an einem so öffentlichen Ort auf diese Weise anzusehen. Natürlich achteten die anwesenden Herren auf nichts anderes als auf den Fall der Würfel auf dem grünen Tisch, was Guilford genau wusste. Sein Lächeln wurde breiter, sodass sich sein berüchtigtes Grübchen zeigte.
    Gereizt wedelte Amariah heftiger mit ihrem Fächer. Waren ihre Zeilen, die sie dem Armband beigelegt hatte, nicht deutlich genug gewesen? Sie hatte ihm höflich, gleichwohl unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er sich keine Hoffnung zu machen brauchte. Nun sah sie ihn so streng an, wie sie konnte, und wandte dann betont desinteressiert den Blick ab.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte sie jedoch gerade noch, wie Guilford ihr zuzwinkerte, und beschloss, dass es an der Zeit war, sich zurückzuziehen.
    Mit hoch erhobenem Kopf bahnte sie sich ihren Weg durch die Menge und schlüpfte zur Tür hinaus. Grüßend und lächelnd schritt sie die Treppe hinunter und positionierte sich vor dem italienischen Marmorkamin im Empfangssalon. Von hier aus konnte sie sehen, wer eintraf oder das Haus verließ, und jeden Gast wie eine Königin empfangen.
    „Guten Abend, Mylord!“, sagte sie laut, damit der schwerhörige ältere Gentleman, der den Salon betrat, sie verstehen konnte. „Hat Ihnen einer der Lakaien schon Ihren Lieblingswein serviert?“
    „Der Mann war flink wie ein Wiesel“, erwiderte der weißhaarige Marquis mit einem gackernden Lachen. „Sie wissen, wie man einen Gentleman glücklich macht, meine liebe Miss Penny. Wenn ich um Ihretwillen doch nur halb so alt wäre!“ Seine Lordschaft seufzte bedauernd und wandte sich um. „Guilford, kommen Sie her. Sie sind doch ein junger Stutzer. Bewundern Sie Miss Penny so, wie sie es verdient.“
    „Oh, den Gefallen tue ich Ihnen gerne.“ Guilford trat zu Amariah wie ihm geheißen. Er verbeugte sich, als der alte Marquis sich zu einem Freund gesellte.
    „Guten Abend, Euer Gnaden.“ Amariah war entschlossen, Guilford ebenso wie jeden anderen Gast des Clubs zu behandeln. „Wir freuen uns sehr, Sie bei uns zu haben. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten oder ein leichtes Abendessen, ehe Sie sich an die Tische begeben?“
    „Was Sie mir anbieten dürfen, Miss Penny, ist eine Erklärung, denn ich gestehe, ich bin sehr verwirrt.“ Er lächelte. „Hatten Sie die Absicht, meine Entschuldigung ebenso wie mein Armband

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