Herz ueber Bord
Sachen Sport.
Könnte nicht schaden, wenn ich ihr was abschauen würde. Leider gehörte ich in die Kategorie âºgemütlicher Faulpelzâ¹. Ich fuhr gern Aufzug und Rolltreppe und lümmelte stundenlang auf der Couch herum, ohne mich zu langweilen. Wenn Inka wüsste, dass ich gerade auf dem Weg zum Tanz-Workshop war, würde sie vor Freude ausflippen. Am liebsten hätte ich ihr jetzt eine SMS geschrieben, um ihr mitzuteilen, dass ich hier nicht nur Rolltreppe fuhr. Ich schlüpfte in meine Sportklamotten und machte mich auf den Weg zum Kurs.
Als ich am Treffpunkt ankam, sah ich schon von Weitem jede Menge Leute herumstehen. Vorwiegend Frauen zwischen zwanzig und dreiÃig. Drei verirrte Männer waren auch dabei und zwei Mädchen, schätzungsweise vierzehn. Als Letztes blieb mein Blick an einem sympathisch aussehenden Mädel in meinem Alter hängen, das sich mir als Friederike vorstellte.
»Bin ich froh, dass ich hier nicht die Einzige in unserem Alter bin!«, plapperte sie gleich drauflos. »Ich liebe Dirty Dancing einfach, auch wenn der Film schon voll alt ist. Aber irgendwie ist er ja auch Kult und somit zeit- und alterslos. Vor allem sehr emotional.«
Ich nickte zustimmend. Die Story wühlte mich immer wie der auf. Baby , ein 17-jähriges, behütet aufgewachsenes Mädchen, erlebt die erste groÃe Liebe in einem Ferienresort. Mit Johnny, einem Tanzlehrer aus der Unterschicht. Leider kann ihr Vater Johnny nicht besonders gut leiden und lehnt ihn später rundheraus ab, denn wieâs scheint, hat er eine andere geschwängert. Gott sei Dank gibt es nach vielen Verwicklungen ein Happy End .
Bei Regenwetter stand die DVD bei uns zu Hause mindestens zweimal im Jahr auf dem Programm und rührte Mum, Inka und mich stets von Neuem zu Tränen.
Ich löste meinen Blick von Friederike und erspähte inmitten der anderen Frauen den Hawaiimann. Der war auch hier? Als er mich sah, zwinkerte er mir verschwörerisch zu.
Ich nickte grinsend zurück und sah dann endlich Brian, der neben einer Frau mit braunen Haaren stand. Er trug eine dunkle Hose, ein schwarzes Hemd und Tanzschuhe und sah Patrick Swayze so tatsächlich etwas ähnlich â zumindest, was das Outfit anging. Ansonsten war er viel männlicher und vor allem lässiger als der verstorbene Schauspieler. In meinem Magen machte sich wieder dieses seltsame Kribbeln bemerkbar, das mich immer aus der Ruhe brachte.
Ich atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen. Und dann fiel mir zu allem Ãberfluss Sven ein. Sven, der ebenfalls verdammt gut aussah und sportlich war, genau wie Brian â allerdings eine Niete, wennâs um seinen Charakter ging. Verflixt, was hatte Sven bloà immer wieder in meinen Gedanken zu suchen? Ich hatte bei Inka erlebt, was passieren konnte, wenn ein Typ auÃer seinem ÃuÃeren nichts zu bieten hatte. Gut aussehende Typen waren oft oberflächlich, weil sie umschwärmt wurden und ihnen das zu Kopf stieg. Ob das auch auf Brian zutraf?
»Welcome ladies and gentlemen. Letâs have a wonderful time together. Letâs dance«, rief Brian in die Runde. Ich kam näher, ordnete mich in die Menge ein und sah, wie alle Augen erwartungsvoll auf ihn gerichtet waren, als er auf Deutsch fortfuhr: »Ich bin Brian Harris, komme aus London und bin hier, um eine Menge Spaà mit euch zu haben.« Nachdem er sich vorgestellt hatte, fragte er uns nach unseren Namen. Als ich an der Reihe war, lächelte er auffordernd.
»Hallo, Katja. Bitte verrate den anderen, wo du herkommst und weshalb du hier mitmachst.«
Mir schoss die Röte ins Gesicht, obwohl es keinen vernünftigen Grund dazu gab. Offenbar reichte es aus, dass Brians Blick auf mir ruhte, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich erzählte, dass ich aus Hamburg kam und von der Ãberraschung, die meine Mutter mit dem Tanzkurs für mich organisiert hatte.
Friederike, die in Bremen wohnte, erzählte ebenfalls von sich und wich nicht von meiner Seite.
»Der Workshop findet mit dreiÃig Teilnehmern in einer tollen Location statt. Der Raum, in dem wir tanzen werden, wird hauptsächlich für Theateraufführungen genutzt«, erklärte Brian. Es gab eine Bühne, die durch drei Treppenstufen an jeder Seite zu erklimmen war, eine spektakuläre Lichtanla ge, einen samtenen blauen Vorhang, der zur Seite geschoben war, und eine groÃe Tanzfläche.
Brian klärte uns
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