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Herz und Fuß

Herz und Fuß

Titel: Herz und Fuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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außerdem noch eine Menge herum und vieles davon waren die unwilligen Geräusche, die Gehirnzellen machten, wenn ihnen klar wurde, dass man sie stundenlang in Alkohol getränkt hatte. Ich hatte Irenes Nummer auch schon mehrmals gewählt. Jedenfalls Teile ihrer Nummer. Beim ersten Mal war ich bis zur Eins gekommen und dann hatten die rachsüchtigen Gehirnzellen mich mit einem eiskalten Eimer randvoll mit Angst und Schuld und Scham überschüttet. Die nächsten Versuche endeten spätestens bei der Neun. Die Neun war die vorletzte Ziffer in ihrer Handynummer. Danach kam nur noch die Null und das schien mir an diesem Abend irgendwie bedeutsam. Am Ende ihrer Nummer stand das Nichts. Ich schluckte die empfohlene Höchstdosis an Kopfschmerztabletten und hoffte, dass sie auch mein wundes Zwerchfell betäuben würden. Dann sank ich in einen Zustand, der auf halbem Weg zwischen Schlaf und Tagtraum lag.
     

»Sie haben ihn gefasst!«
     
    Irenes Stimme drang zwei lange, unruhige Tage später aus meinem Handy, als ich gerade meinen PC im Büro hinunterfuhr, um nach Hause zu fahren. Da war ihre Stimme endlich wieder, das war die einzige Botschaft, die ich beim ersten Mal mitbekam. Erst als sie ihren Satz wiederholte, wurde mir klar, was sie gesagt hatte.
     
    »Du meinst den Menschen, der die grünen Füße verteilt? Den Mörder?«
     
    »Denselben.« Meine Rippen pochten schnell und wild und eine Welle der Erleichterung durchfuhr mich.
     
    »Wer ist es denn?« Ich presste das Handy viel näher als nötig an mein Ohr. Was sicherlich an der Freude lag, die mich bei dem Gedanken durchfuhr, dass diese schlimme Sache so schnell aufgeklärt wurde. Aber nicht nur.
     
    »Das weiß ich nicht. In den Nachrichten haben sie etwas von dringendem Tatverdacht und einer Person aus dem Obdachlosenmilieu gesagt, in dem sie schon länger ermittelt hätten.«
     
    Trotz meiner Erleichterung fand ich die Entwicklung seltsam.
     
    »Seit wann haben Obdachlose denn Gefriertruhen?«
     
    »Interessanter Punkt.« Ich konnte Irene lächeln sehen. »Sie haben auch nichts darüber gesagt, ob sie die Toten zu den Füßen gefunden haben.«
     
    »Hauptsache, das ist endlich vorbei!« Da mich ErzEngel sowieso später mit den Details versorgen würde, musste ich jetzt nicht kostbare Gesprächsminuten mit diesem unerfreulichen Thema vergeuden. Also nahm ich meinen Mut und quetschte ihn in das kleine Mikrofon am Handy.
     
    »Magst du später ein Eis mit mir essen?«
     
    Da ich gerade noch über Gefriertruhen nachgedacht hatte, war Eis das erste Nahrungsmittel, das mir eingefallen war.
     
    »Nein.« Ihre Antwort kam schnell, war klar und bestimmt und brach mir eine pochende Rippe auf der linken Seite.
     
    »Ich mag jetzt sofort ein Eis mit dir essen. Du hast doch gleich Feierabend, oder?«
     
    Ich atmete vorsichtig gegen die gebrochene Rippe und sagte: »Bin eigentlich schon auf dem Weg raus.«
     
    »Ich stehe auf eurem Parkplatz vor der Kasse. Helmut, der Hausmeister, hat mich genau im Blick und denkt wohl darüber nach, mein Kennzeichen zu notieren, weil ich nicht aussteige.«
     
    »Das muss ich verhindern.« Ich war schon draußen vor dem Bürocontainer.
     
    »Rette mich.« Irene legte auf.
     

Wir umarmten uns nicht.
     
    Ich ließ mein Auto auf dem Parkplatz stehen und stieg in ihren Wagen. Eigentlich hätte ich sie gerne zur Begrüßung an mich gedrückt, aber der enge Raum machte es mir unmöglich, sie zu berühren. Auch Irene schien die Situation so zu interpretieren, denn sie saß auf dem äußeren linken Rand des Fahrersitzes und lehnte sich an die Scheibe.
     
    »Hast du eine Lieblingseisdiele?« Irene wendete das Auto und ich konnte kurz sehen, wie Helmut sich ans Kassenhäuschen gelehnt nachdenklich die Bartstoppeln kratzte. Wenn ich Bartstoppeln gehabt hätte, hätte ich sie in letzter Zeit auch oft gekratzt.
     
    »Hallo?« Irene berührte ganz kurz meinen Oberschenkel.
     
    »Was?« Unsere Augen trafen sich und sie freundlich lächeln zu sehen, gab mir Hoffnung. Ich verringerte den Abstand zwischen uns. »Oh, die Eisdiele! Ich habe sogar zwei, die eine davon ist allerdings in diesem kleinen Dorf in der Toskana. Echter Geheimtipp.« Es war an der Zeit, sich als Frau von Welt erkennen zu geben.
     
    »Bist du oft in der Toskana?« Irene nahm ihren Blick von der Straße und sah mich interessiert an.
     
    »Ich war noch nie in der Toskana.« Ich grinste. »Aber ich sehe gerne Reiseberichte im Fernsehen. Ich kann dir auch noch dieses

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