Herzattacken
angegriffen hat.«
Er senkte seinen Kopf, bis er sich so weit unter Kontrolle hatte, um mich durch zusammengebissene Zähne
zu fragen: »War er’s?« Mit offensichtlicher Mühe ließ er die andere Seite meiner Schulter los.
Froh, dass wir seine Tatortbesessenheit hinter uns hatten, antwortete ich: »Ja.« Einige Meter neben einem Ermordeten zu stehen, schmälerte die Freude darüber, dass die Bedrohung meiner Kinder und mir nun vorbei war.
Rossi drehte sich um und ging die paar Stufen aus dem Apartment hinunter in den Hof.
Da ich nicht noch einmal vorgeworfen bekommen wollte, einen Tatort zu ermorden, folgte ich ihm. »Was haben Sie hier getan? Hat jemand Ihnen den Mord gemeldet?«
Er drehte sich mit einer eleganten, aber müden Bewegung um. »Nein. Perry Wilkes war letztes Jahr des Drogenhandels verdächtigt worden. Nach den gestrigen Ereignissen beschloss ich, mal nachzusehen, was er so treibt. Ich hatte nicht erwartet, ihn tot vorzufinden.«
»Und?« Es hatte mich auch überrascht. Ich meine, warum hatte er dann ein Jahr gewartet, bis er das Geld von mir forderte?
»Er war wegen Ladendiebstahls im Gefängnis. Wurde diese Woche entlassen. Er wohnt hier mit seinem Bruder beziehungsweise wohnte.«
Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Die kränklich weiße Gesichtsfarbe, wegen der ich dachte, dass er Buchhalter sei! Ein Gefängnisaufenthalt war die Erklärung. »Wo ist sein Bruder?«
»Nicht zu Hause. Aber ich glaube, dass er eine Kugel im Rücken seines Bruders zurückgelassen hat.«
Brüder bringen Brüder normalerweise nicht grundlos um. War das Geld, von dem anscheinend jeder glaubte, dass ich es besaß, der Grund? »Das ist nicht gut, oder?«
Rossi starrte mich an. »Mord ist nie gut.«
»Nein, ich meine« - ich lehnte mich gegen die Wand - »glauben Sie, dass sein Bruder ihn wegen des Geldes umgebracht hat? Das Geld, von dem sie glauben, dass ich es habe?« Ich hörte Polizeisirenen. Sekunden später rasten zwei Wagen mit Blaulicht auf den Parkplatz.
Rossi ignorierte sie, um sich auf mich zu konzentrieren. »Drogen, Geld, Frauen - ich habe erlebt, dass deswegen gemordet wurde. Also, ja, Geld könnte ein ausreichendes Motiv sein, den eigenen Bruder zu erschießen.«
Ich las zwischen den Zeilen. Irgendjemand hatte es ernsthaft auf dieses Geld abgesehen.
»Sam.« Rossis Stimme wurde ein bisschen sanfter. »Möchten Sie, dass ich einen Beamten bitte, Sie nach Hause zu bringen?«
Ich blinzelte und versuchte, seinem Themenwechsel zu folgen. »Nein, äh …« Die Polizeibeamten kamen näher und brachten gelbes Absperrband mit. Ich sah zurück zu Rossi und sagte: »Ich werde zur Arbeit fahren.« Ich ging auf Blaines Hyundai zu. Ich musste arbeiten und dann darüber nachdenken, was ich als Nächstes tun sollte. Die Puzzleteile in diesem Rätsel waren beweglich. Und tot. Wie sollte ich herausfinden, wer der Böse war, wenn sie ermordet und vielleicht ersetzt wurden?
Während der Fahrt zum Büro drängte sich mir das Bild von Wilkes, der mit einem Loch im Rücken seines Hawaiihemdes auf dem Fußboden lag, immer wieder auf. Noch schlimmer konnte es nicht werden.
Gabe hatte Recht. Ich musste mich mehr engagieren. Falls Rossis Theorie stimmte und Wilkes wegen des Geldes von seinem Bruder ermordet worden war, dann war das Geld der Schlüssel. Drogengeld? Wie passte das alles zusammen? Heart Mates und Drogen? Trent und Drogen?
Es wäre logisch, mit der Durchsicht der alten Heart-Mates-Unterlagen zu beginnen.
Ich beeilte mich, durch die Tür in mein Büro zu kommen. Blaine war von seinen Erledigungen zurück, aß einen Hamburger und las eine Autozeitschrift. Als ich hineinkam, sah er auf. »Ich habe gehört, dass du Wilkes gefunden hast. Was bedeutet das, was denkst du?«
»Ich habe ihn eigentlich nicht gefunden. Wo hast du das gehört?« Eine Verzögerungstaktik, ich wusste nicht, was es bedeutete. Die Frage machte mir Angst. Falls es Geld gab, falls Trent Geld gehabt hatte, wo war es jetzt? In meinem Kopf drehte sich alles. Ich musste die Tatsache akzeptieren, dass Trent, laut dem toten Perry, vielleicht mit Drogengeschäften zu tun gehabt hatte. Aber falls er das Geld hatte, war es nicht auf einem unserer Konten gewesen, als er starb.
Wo verstecken Leute Drogengeld?
Blaine winkte mit einer Hand in Richtung des Telefons. »Deine Mom hat angerufen.«
»Wie hat sie es herausgefunden?« Ich jammerte fast. Ich hatte meine Katastrophenration für heute schon gehabt. Es war absolut sicher, dass
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