Herzblut 02 - Stärker als der Tod
Fahrertür auf. Ich wollte innen auf den Knopf am Griff drücken, um für Bethany die Beifahrerseite zu entriegeln. Aber dann fiel mir wieder ein, dass mein neuer Pick-up ein älteres Modell und nicht so luxuriös ausgestattet war wie mein altes Auto. Zum Beispiel hatte es keine Zentralverriegelung.
Seufzend beugte ich mich über die Sitzbank und zog am Türgriff. Während Bethany einstieg, sah ich mich um.
Rons blöder schwarzer Mustang war schon weg. Also lief Sav wirklich allein auf dem Schulgelände herum.
Eigentlich hätte es mir egal sein sollen. Sie hatte mich abserviert. Zwei Mal, obwohl ich sie fast angefleht hatte, es nicht zu tun. Und sie hatte einen neuen Freund. Sollte er sich doch Sorgen um sie machen. Sie hatte mehr als deutlich gezeigt, dass ich der Einzige war, der sich noch an die Vergangenheit klammerte.
Ganz zu schweigen davon, dass sie eine Vampirin war. Sie konnte selbst auf sich aufpassen. Angeblich. Verdammt, im Grunde war sie jetzt der Feind. Eines der wenigen Ungeheuer auf der Welt, vor denen ich Angst haben sollte.
Das summierte sich zu einer langen Liste von guten Gründen, warum ich wegfahren sollte, ohne mich noch mal umzusehen.
Aber das konnte ich nicht.
Leise fluchend stieß ich meine Tür auf.
„Tristan?“
Mist. Ich hatte gar nicht mehr an Bethany gedacht. „Ähm, ich habe etwas vergessen. Verriegle die Türen, ich bin gleich wieder da.“ Ich ließ den Motor an und schaltete die Heizung ein. Gemächlich schlenderte ich zurück zum Duschhaus. Dabei behielt ich die ganze Zeit den Eingang zum Sport- und Kunstgebäude im Auge. Dort müsste Savannah herauskommen, wenn sie ging.
Beim Duschhaus wurde mir klar, dass ich keinen Grund hatte, hier zu sein. Also tat ich so, als müsste ich etwas in meinem Schließfach suchen. Danach ging ich über den hinteren Parkplatz wieder genauso langsam Richtung Auto. An der Ecke zur Mädchensporthalle blieb ich stehen. Ich kam mir vor wie ein Idiot. Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde es kühler, und ich vergrub die Hände in den Taschen meiner Collegejacke.
Zum Glück musste ich nicht lange warten. Sav kam wenig später aus dem Gebäude.
Während Savannah die Betonrampe vor den Eingangstüren herunterkam, schlenderte ich zu meinem Auto hinüber. Wir waren mindestens hundert Meter voneinander entfernt, und auf dem Parkplatz brannten nur ein paar funzelige Laternen. Trotzdem sah sie mich direkt an. Am Fuß der Rampe zögerte sie kurz, als wüsste sie nicht, was sie tun sollte. Und obwohl ich wusste, dass ich ihr nicht mehr wichtig war, raste mein Herz.
Sie krallte die Hände um den Schulterriemen ihrer Sporttasche, wandte sich ab und verschwand über den Rasen zwischen dem Mathegebäude und der Cafeteria.
Als ich mein Auto erreichte, beugte Bethany sich herüber und entriegelte die Tür für mich.
„Hast du es gefunden?“, fragte sie, als ich mich hinter das Lenkrad setzte.
„Was?“ Ich schnallte mich an und fummelte an der Heizung und dem Radio herum. Dann strahlten auf dem vorderen Parkplatz endlich Scheinwerfer auf und schwenkten zur Seite.
Ich legte den Gang ein und folgte mit einigem Abstand den Rücklichtern.
„Das, was du gesucht hast. Hast du es gefunden?“, wiederholte Bethany geduldig.
„Nein, habe ich nicht.“
21. KAPITEL
Savannah
T ristans Gesichtsausdruck hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Immer wieder, wenn ich am wenigsten damit rechnete, blitzte er in meiner Erinnerung auf. Er hatte so … verletzt gewirkt. Und wütend.
Ich hatte gedacht, er hätte einen Neuanfang gemacht. Er traf sich schon seit Monaten mit Bethany. Wie konnte er mir da noch böse sein, weil ich das Richtige getan und für seine Sicherheit gesorgt hatte?
Vielleicht war das Problem, dass ich zu den wenigen Mädchen gehörte, die mit ihm Schluss gemacht hatten, nicht umgekehrt. Am Ende war nur sein Ego angekratzt und nicht sein Herz.
Warum auch immer, jedenfalls wollte er mich offenbar bei jeder Gelegenheit bestrafen, nachdem er herausgefunden hatte, dass ich seine Gedanken lesen konnte.
In der zweiten Woche, in der er mich mit endlosen Variationen von ihm und mir oder von ihm und Bethany quälte, hatte ich jedes Mitgefühl mit ihm verloren. Er benahm sich wie ein verwöhntes Balg. Wenn er mit diesem Mist weitermachte, würde ich Emily anrufen und sie bitten, mir einen Verwirrzauber anzufertigen oder was auch immer Tristan letztes Jahr benutzt hatte, um mir meine Stalker vom Hals zu halten.
Und wenn er deswegen in
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