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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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Englisch durchfallen würde und nicht mehr Football spielen dürfte, würde ihm das nur recht geschehen. Wie konnte man sich nur so bescheuert benehmen?
    Außerdem war Bethanys Auto immer noch in der Werkstatt, und ich konnte Tristan nicht mal beim Charmers-Training entkommen. Jeden Morgen und jeden Nachmittag schwebte der goldene Prinz von Jacksonville ein und begleitete Bethany zuckersüß bis zur Laufbahn rund um den Sportplatz, auf dem die Tänzerinnen in der Footballsaison trainierten, wenn das Wetter es zuließ. Und wenn uns Regen in die Mädchenturnhalle trieb, die im Keller des Sport- und Kunstgebäudes lag, kam Tristan noch näher. Er brachteBethany bis zur Tür, während ich, ein paar Meter entfernt, die Musikanlage aufbaute.
    Wenn er jedes Mal die gleiche Foltermethode angewandt hätte, hätte ich ihn vielleicht irgendwann ignorieren können. Aber Tristan war teuflisch einfallsreich. Natürlich half es ihm, dass er mich so gut kannte. Er wusste, dass er nur mit Bethany am Arm auftauchen musste, um mich zu treffen. Deshalb hob er sich die Bilder in seinen Erinnerungen für den Englischunterricht auf und ließ mich beim Charmers-Training „ganz zufällig“ ihre Unterhaltungen mithören.
    Die Tintenflecke auf meiner Schreibhand bekam ich nicht mehr weg, inzwischen versuchte ich es nicht mal mehr. Ich hatte in Englisch schon sechs Stifte zerbrochen. Zum Glück hatte ich durch meine Vampirgene auch Vorteile wie Schnelllesen und ein fast fotografisches Gedächtnis. So konnte ich im Lehrbuch nachlesen, was ich im Unterricht verpasste.
    Meinem ständig steigenden Stresspegel tat das allerdings nicht gut.
    In der Halloween-Woche wollte ich den Englischunterricht schlauer angehen. Ab Dienstag benutzte ich nur noch einen Bleistift zum Mitschreiben. Wenn Tristans Gedanken mir mal wieder Beinchen stellten und ich den Stift zerbrach, spitzte ich die Hälften einfach an und schrieb mit ihnen weiter.
    Bis zum Ende der Stunde waren nur noch fünf Zentimeter Stift übrig. Was Tristan natürlich unglaublich witzig fand.
    Junge, Junge, ihr Vampire habt echt Probleme bei der Aggressionsbewältigung, dachte er. Er lümmelte hinter seinem Schreibtisch, die Arme vor der Brust verschränkt, die langen Beine ausgestreckt.
    Hätte die ASW doch nur in beide Richtungen funktioniert. Dann hätte ich ihm ordentlich die Meinung gegeigt.
    Habt ihr dafür eine Selbsthilfegruppe? dachte er und verzog die vollen Lippen zu einem schiefen Grinsen. Ein Vampirtherapeut könnte damit richtig Kohle machen. Das heißt, wenn er die Sitzungen mit seinen Patienten überlebt.
    Na gut, das entlockte mir doch ein kleines Lächeln. Daraus könnte ich glatt einen Beruf machen. Vampirtherapeutin mitSchwerpunkt Aggressionsbewältigung. Aber nur, wenn ich vorher meine Aggressionen bewältigen konnte.
    Wie würde eine Vampirtherapeutin Werbung für sich machen? Wahrscheinlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Oder ich könnte mir Kunden vom Rat schicken lassen und durchgeknallte Vampire behandeln, die in der Öffentlichkeit die Beherrschung verloren.
    Vielleicht sollte ich selbst mal ein paar Sitzungen buchen . Seine Worte klangen leise. Redete er immer noch mit mir? Mann, als ich vor ein paar Tagen das mit dir und Ron mitbekommen habe, hätte ich am liebsten … Die Worte verhallten und wurden von plastischen Bildern verdrängt, in denen Tristan Rons Gesicht zu Brei schlug.
    Ich wusste gar nicht, was mich mehr erschreckte – dass er glaubte, Ron und ich wären zusammen, und deswegen sauer war oder dass ich selbst so schnell wütend wurde, dass ich mich nicht beherrschen konnte.
    „Wenn du das machst, werde ich …“, fauchte ich, beugte mich zu ihm und grub meine Fingernägel in die Tischplatte.
    „Was wirst du?“, murmelte Tristan. Er wandte den Kopf ein winziges Stück in meine Richtung und zog die Augenbrauen hoch. Was würdest du tun, um deinen kleinen Liebling zu schützen?
    Jemand legte mir von hinten eine Hand auf die Schulter, aber ich konnte nicht sehen, wer. Ich sah nur, dass Tristans Augen blitzten wie zwei Smaragde vor einem lodernden Feuer. Am liebsten hätte ich sie ihm ausgestochen.
    „Savannah, bleib locker“, murmelte jemand nah an meinem Ohr. Ron hatte sich links neben mir über den Gang gebeugt. Aber was mich wieder runterbrachte, war nicht er. Auch nicht Mrs Knowles, die neben mir stand und ebenfalls meinte, ich solle mich beruhigen.
    Sondern die beiden Fangzähne, die sich von innen gegen meine Oberlippe drückten. Kalte Angst

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