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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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den Nacken legen, um ihn anzusehen. Bei Tristan gefiel mir der Größenunterschied, bei ihm fühlte ich mich beschützt und behütet. Dylan wirkte dadurch nur bedrohlich. Er wusste, dass es mich nervös machte, wenn er mir so nahe kam, und genau das gefiel ihm.
    „Ich muss mich wohl bei dir bedanken“, sagte ich gelassen, auchwenn es mich Mühe kostete.
    Er grinste. „Ach ja? Wofür denn?“
    „Bei meinem Auto ist die Elektrik durchgeschmort.“
    „Oh, wie schade. Brauchst du jemanden, der dich zur Schule fährt? Ich könnte morgens einen Schlenker an deiner Gruft vorbei machen.“
    „Nicht nötig. Mein Dad kauft mir als Ersatz ein nagelneues Auto“, gab ich bissig zurück. „Also besten Dank. Ohne deine … Hilfe gestern würde ich immer noch diese alte Karre fahren, statt bald einen schicken Neuwagen mit allen Extras zu bekommen.“
    Mein Grinsen wurde breiter, während das von Dylan verblasste. Er beugte sich zu mir. „Wenn du hierbleibst, muss nicht nur deine Elektrik dran glauben.“
    Gähnend musterte ich meine Fingernägel. „Lass dir mal was Neues einfallen. Deine alte Nummer ist so was von langweilig.“
    Kurz riss er die Augen auf, dann kniff er sie zusammen. „Ich wiederhole mich, weil du nicht zuhörst. Wieso kapierst du es nicht? Hier will dich keiner haben. Verschwinde aus Jacksonville.“
    Speichel landete tröpfchenweise auf meiner Wange, und fast wäre ich zurückgewichen. Aber ich hatte es satt, wegzulaufen und mich zu verstecken, und ich hatte monatelang für diesen Moment trainiert. Also wischte ich mir seelenruhig die Wange ab und reckte das Kinn. Mal sehen, ob er sich traute, mir in die Augen zu sehen.
    „Diese Stadt ist meine Heimat, Williams. Es gefällt mir hier. Ich gehe nicht weg.“ Und was willst du dagegen machen?
    Er starrte auf meinen Mund, und die Finsternis in ihm wurde noch tiefer. Aber darunter spürte ich die Angst, die ihn antrieb. Er fürchtete sich. Vor mir? Ich bohrte mich tiefer in seine Gedanken. Nein, vor seinem Dad. Er hatte Angst vor dem, was sein Dad mit ihm anstellen würde, wenn er mich nicht genug unter Druck setzte.
    Allerdings wollte sein Dad nicht, dass ich die Stadt verließ. Das war Dylans Ziel, und die Gründe dafür waren so verworren, dass ich sie nicht erkennen konnte. Sein Vater wollte … etwas anderes. Etwas Größeres. Etwas so Komplexes, dass ich es mir aus den kurzen Bildern und Gesprächsfetzen, die durch Dylans Verstand wirbelten, nicht zusammenreimen konnte.
    „Was will er wirklich?“, murmelte ich. Als ich mich vorbeugte, hörte ich, wie Dylans Herz schneller schlug. „Sag’s mir, Dylan. Was will dein Dad wirklich?“
    Angst packte ihn. „Kannst du jetzt die Gedanken von Nachfahren lesen? Was hast du gehört?“
    Bevor ich reagieren konnte, packte Dylan mich an der Kehle und zog mich hoch, bis ich nur noch auf Zehenspitzen stand und nach Luft rang. Er drängte mich bis zur Metallbrüstung der Brücke zurück.
    „Raus aus meinem Kopf!“, schrie er mich mit wildem Blick an. „Hast du gehört? Verschwinde aus meinem Kopf!“
    Dabei konnte ich ihn kaum hören. Daduch, dass er mich berührte, dröhnten seine Gedanken durch meinen Kopf.
    In seiner Erinnerung schrie Dylan. Sein ganzer Körper brannte, während sein Vater vor ihm stand und ihn anschrie.
    Warum hast du nicht gemacht, was ich gesagt habe?
    Ich habe es versucht! , rief Dylan. Aber sie sind zu schlau. Savannah lässt nicht mehr zu, dass er die Regeln bricht .
    Dann überleg dir was anderes, Sohn, sonst werde ich …
    Neben mir stieß Anne einen leisen Fluch aus. Dann sauste eine kleine braune Faust an mir vorbei. Mit einem lauten Klatschen traf sie Dylans Nase. Und dann knirschte es.
    In seinen Augen blitzte es überrascht auf. Erst dann schien er die Schmerzen zu spüren und ließ mich los. Dylan ließ seine Bücher fallen, krümmte sich stöhnend zusammen und hielt sich beide Hände vor die Nase.
    Aber er war nicht der Einzige, der Schmerzen hatte.
    Anne hatte sich weggedreht und drückte stöhnend ihr rechtes Handgelenk an sich.
    „Anne!“ Ich wollte ihre Hand berühren, um zu sehen, wie schlimm es war.
    „Au! Hör auf!“, rief sie. „Scheiße, ich glaube, ich habe mir das Handgelenk gebrochen.“
    Hinter uns bewegte sich etwas, und ich sah mich um. Dylan hatte sich aufgerichtet. Er hatte beide Hände flach gegen seine Nase gedrückt und zog sie mit einem Ruck zur Seite. Als er seine Naserichtete, knirschte es noch einmal. Mir drehte sich fast der Magen um.
    Dann

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